Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
sah Margo verkniffen an und machte eine unmissverständliche Geste mit dem Zeigefinger zur Stirn. »Wenn wir uns mit ihm befassen, bürden wir uns etwas auf, mit dem wir bestimmt nicht klarkommen. Ich will keinesfalls die Ursache kosmischer Verwicklungen sein ...«
»Ach, hör doch auf!«, unterbrach sie ihn ärgerlich. »Du bist nur wütend, weil er dich verletzt hat.«
Quiupu hatte der Unterhaltung offensichtlich aufmerksam zugehört. »Ihr müsst mir helfen!«, flehte er. »Bevor ein Unglück geschieht.«
»Und was sollen wir tun?«, fragte Margo. »Wir kennen deine Probleme nicht.«
»Begleitet mich! Wenn ihr es seht, werdet ihr mir glauben.«
Terrel Kadek schüttelte den Kopf. »Du siehst, dass er sich in einer psychischen Stresssituation befindet«, sagte er zu Margo. »Er ist verwirrt und weiß vermutlich nicht, wovon er redet. Wir müssen ihn so schnell wie möglich loswerden.«
Im Grunde genommen hatte Kadek recht. Aber Margo Ogden fühlte sich auf eine schwer erklärbare Weise von dem seltsamen Geschöpf angezogen. Ihr Instinkt verriet ihr, dass Quiupu Hilfe brauchte. Wenn sich die Behörden einschalteten, wurde vielleicht ein nicht wieder gutzumachender Fehler begangen.
»Wir können die zuständigen Stellen jederzeit verständigen«, sagte sie. »Momentan sind wir für ihn verantwortlich.«
Kadek verzog das Gesicht. »Das kann mich den Job kosten. Raumfahrer der Hanse haben Regeln zu beachten, und die meisten davon betreffen den Umgang mit Fremdintelligenzen. Wir dürfen uns nicht in Konflikte hineinziehen lassen.«
Sie musterte ihn kritisch. Ihr Argwohn, Terrel interessiere sich zuallererst nur für den Weltraum, hatte neue Nahrung gefunden. Zögernd deutete sie auf Quiupu. »Das sieht nicht nach einem Konflikt aus, sondern nach einem Notfall.«
Entweder war der Fremde des Disputs überdrüssig geworden, oder er hatte aus anderen Gründen einen Entschluss gefasst – er machte jedenfalls kehrt und stürmte mit einem schrillen Aufschrei davon.
Margo starrte ihren Freund an. »Worauf warten wir? Wir müssen ihm folgen!«
Die drei Spezialisten waren zum Ausrüstungsdepot unterwegs, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Jen Salik und Alaska Saedelaere hielten sich noch in einem Büro vom HQ Hanse auf.
»Natürlich werden wir ihn auf diese Weise nicht finden.« Beide Hände im Nacken verschränkt, stand Saedelaere vor einer holografischen Landkarte und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wenn die Mutanten keinen Erfolg haben, werden wir ihn nicht aufspüren. Es sei denn, der Zufall kommt uns zu Hilfe.«
»Das wissen Perry und der Erste Terraner ebenso«, sagte Salik nachdenklich. »Warum schicken sie uns überhaupt mit einer Gruppe in den Einsatz?«
»Psychologische Gründe, die mit deiner Rückkehr zusammenhängen«, vermutete Alaska. »Perry will dir das Gefühl geben, dass du hier gebraucht wirst. Und womöglich bist du wirklich in der Lage, Quiupu zu finden.«
Salik lächelte müde. »Ich habe eher den Eindruck, dass er mir die Sache mit dem Zellaktivator nicht verziehen hat. Er sieht in mir einen Dieb.«
»Ist es nicht so?«
Salik hob abwehrend die Hände. »Ich will gar nicht auf die Umstände eingehen, wie ich in den Besitz des Aktivators gelangt bin, aber es war kein Diebstahl.«
»Du bist mir keine Erklärung schuldig. Mich bedrücken andere Dinge.«
»Das habe ich schon bemerkt. Irgendetwas lässt dich nicht los. Hängt es mit diesem Bruke Tosen zusammen? Ich habe gehört, dass du zwei- oder dreimal mit ihm zusammengetroffen bist.«
»Tosen ist zweifellos ein Problem«, bestätigte der Maskenträger. »Perry hat alle paranormal veranlagten Menschen mit ihm zusammengebracht, weil er hoffte, auf diese Weise etwas herauszufinden.«
»Das hat nicht funktioniert?«
Saedelaere hob die Schultern. »Tosen ist ein anständiger Mann, Jen. Er leidet unter seiner Situation und möchte uns in jeder Beziehung helfen.«
»Wahrscheinlich könnte jeder von uns von Seth-Apophis rekrutiert werden«, sagte Salik bestürzt.
»Das hoffe ich nicht.« Saedelaere reagierte hörbar erschrocken. »In dem Fall wären Perry und andere Verantwortliche sicher längst Untergebene der Superintelligenz. Wir wissen nicht, auf welche Weise Seth-Apophis vorgeht, bislang wirkt alles eher zufällig und ungezielt.«
»Was bedrückt dich?«, drängte Salik.
Die Informationen, die er von Carfesch erhalten hatte, gingen dem Transmittergeschädigten nicht mehr aus dem Sinn. Sie wurden zur Last. Er musste
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