Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Augen ein Zeichen zu geben. Der Arzt war leider nicht aufmerksam genug, er wandte sich wieder Fellmer Lloyd zu. »Ich halte es für möglich, dass jemand von außen in diesen Kampf eingreift«, fuhr er fort. »Deshalb dürfen wir ihn auf keinen Fall allein lassen. Das ist der Grund dafür, dass ich gebeten habe, die Wachen zu verstärken.«
»Das habe ich bereits veranlasst«, sagte der Telepath. »In spätestens zehn Minuten werden vier Männer und ein Spezialroboter hier sein.«
Der Ara nickte zufrieden. »Tolot hilft uns, soweit ihm das möglich ist. Mit einigen Tests konnten wir sein Planhirn ansprechen. Alle Antworten sind zu unserer Zufriedenheit ausgefallen. Sie bestätigen, dass er noch Herr über das Planhirn ist.«
»Das kann man klären?«, fragte Lloyd erstaunt. »Das ist mir mit meinen telepathischen Fähigkeiten bisher nicht gelungen.«
»Eines ist mittlerweile ganz sicher«, fuhr der Ara fort, während er und der Mutant sich abwandten und sich vom Lager des Haluters entfernten. »Tolot ist nicht von einem bisher unentdeckten Mutanten vom Gelände der Kunstausstellung aus beeinflusst worden.«
»Zu dieser Überzeugung bin ich ebenfalls bereits gekommen.«
»Für uns steht zweifelsfrei fest, dass der Angriff von außerhalb der Erde kommt.«
16.
Bruke Tosen blieb an der Tür stehen und horchte. Er hörte die Stimmen zweier Männer und hatte den Eindruck, dass sie sich ihm näherten.
Lautlos glitt er zur Seite und wartete. In diesen Sekunden war er wie eine lebende Puppe, er dachte und fühlte nicht.
Die Tür öffnete sich. Im gleichen Augenblick sah Tosen Fellmer Lloyd, und er handelte schnell und entschlossen. Die Augen des Telepathen weiteten sich, aber der Mutant zögerte einen wertvollen Sekundenbruchteil.
Dieser winzige Vorsprung genügte dem Angreifer. Er presste Lloyd die Hochdruckspritze an die Wange und schoss ihm das Narkotikum unter die Haut. Fellmer streckte noch die Hände nach ihm aus, stürzte dann aber kraftlos zu Boden.
Bruke Tosen wandte sich bereits dem Ara zu, der starr vor Entsetzen vor ihm stand. Ihn zu überwältigen und zu betäuben war kein Problem.
Er zog seine beiden Opfer zur Seite und legte sie neben einen Schrank, sodass sie nicht sofort zu sehen waren, falls jemand in den Raum kam. Danach wandte er sich Tolot zu.
Der Haluter tobte, als er ihn sah. Er warf sich in seinen schimmernden Fesseln hin und her, beruhigte sich dann aber jäh.
Bruke Tosen steckte die Hochdruckspritze mit dem Narkotikum ein und holte die andere mit dem Mobilisator aus der anderen Tasche. Ruhig setzte er sie Tolot an den Kopf und löste sie aus.
Tosen ließ die geleerte Spritze achtlos fallen. Er ging zu dem Steuerpult, von dem aus die energetischen Fesseln kontrolliert wurden. Mit diesem Gerät kannte er sich nicht aus, und er nahm sich Zeit, die Schaltungen zu studieren. Er wollte die Fesseln auf keinen Fall versehentlich straffen und den Haluter dadurch verletzen.
Nach einigen Minuten ließ er die Fesseln erlöschen.
Icho Tolot richtete sich stöhnend auf.
»Lauf!«, rief Bruke Tosen. »Verschwinde von hier! Wir müssen wissen, was mit dir los ist.«
Der Haluter stieg von seinem Lager. Sein mächtiger Körper bebte, und seine Hände zitterten.
Tosen klammerte sich an das Steuerpult. Er beugte sich leicht nach vorn und beobachtete den Koloss. »Los doch, Tolot!« Seine Stimme drohte zu versagen.
Der Haluter ließ sich auf die Laufarme sinken. Sein Kopf berührte fast den Boden, und abermals stöhnte er wie unter großen Qualen.
Tosen spürte, dass Icho Tolot sich mit aller Kraft gegen die Befehle stemmte, die ihn zur Flucht aus der Klinik treiben wollten. »Los!«, schrie er. »Lauf endlich!«
Der Haluter brüllte. Dann rannte er blindlings los.
Die Bodenplatten des Raumes platzten unter den stampfenden Beinen. Tolot raste auf den bewusstlos am Boden liegenden Fellmer Lloyd zu. Erst unmittelbar vor dem Mutanten schnellte er sich in die Höhe. Wie eine lebende Kanonenkugel schoss er über Lloyd hinweg gegen die Tür, die krachend zersplitterte.
Tosen atmete auf, als er den Haluter auf dem Gang verschwinden sah. Er lächelte verhalten, weil er hörte, wie das Mauerwerk in einiger Distanz auseinanderbrach. Irgendwo schrie jemand vor Angst und Entsetzen laut auf.
Bruke Tosen ging zur Tür. Er wollte die Klinik nun ebenfalls verlassen und in sein Krankenzimmer zurückkehren. Doch er kam nicht weit. Vier Männer traten ihm entgegen. Sie hielten ihn an den Armen fest, obwohl er
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