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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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dort liegen lassen.« Sie lachte. »Stimmt aber nicht, alles liegt hier auf seinem Schreibtisch. Ich habe mal aufgeräumt, das Durcheinander konnte ja kein Mensch mehr aushalten.«
    Frank wollte etwas dazu sagen, ließ es dann aber sein, als er merkte, dass Peter vor der aufgerollten Schatzkarte und Professor McCully mit seinem mitgebrachten Handatlas auf dem Bett saßen und gebannt auf die Ortsangabe warteten.
    »Also, hier steht, es ist eine Stelle in Neuschottland oder Nova Scotia, wie es geografisch richtig heißt. Eine kleine Insel, sie heißt Wavy Island und liegt in der Cruden Bay an der Bay of Fundy, auf der Kontinentseite von Neuschottland. Könnt ihr damit was anfangen?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Frank zuversichtlich und schrieb eifrig mit, wobei Peter und McCully über seine Schulter aufmerksam mitlasen, »wir wissen nur noch nicht was.«
    »Oh, ich habe noch mehr«, fuhr Katja fort, nachdem sie im Hintergrund etwas zu Michael gesagt hatte. Er war wohl nach vergeblicher Suche nach seinem Zettel aus der Küche zurückgekehrt. Frank stellte sich den erstaunten Blick seines Freundes vor, als er zum ersten Mal seinen aufgeräumten Schreibtisch betrachtet hatte. Franks unbehagliches Gefühl war nicht verschwunden. Im Gegenteil.
    Aber Katja sprach bereits weiter:
    »Die vier Pfeile auf eurer Karte sind eindeutig als Symbole zu verstehen. Richtig interessant wird es, wenn man einen Zusammenhang mit den Farben herstellt, die du mir gesagt hast. Rot, weiß, schwarz und beige oder fahl, wie es treffender heißen müsste.«
    »Fahl?«, fragte Frank und musste ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn selbst McCully und Peter, die aufgeregt miteinander flüsterten, während sie mit den Fingern auf ihren Landkarten unterwegs waren, schauten auf.
    »Ja, fahl oder bleich, Worte aus einer längst vergangenen Zeit«, sagte Katja geheimnisvoll. »Wollt ihr nun was darüber wissen, oder reicht euch die Koordinatenangabe?«, fragte sie herausfordernd.
    »Ja, natürlich, wir warten gespannt auf deine Geschichte, Peter und Ken sitzen hier neben mir und hören zu, du kannst also loslegen«, sagte Frank.
    »Die Offenbarung des heiligen Johannes«, begann Katja, »war eine der bekanntesten und am meisten gefürchteten Bibelstellen im Mittelalter. Die Menschen in Europa hatten zu dieser Zeit wahrscheinlich mehr zu leiden als die Menschen in irgendeinem anderen Zeitalter. Es gab Hungersnöte und alle möglichen nur denkbaren Krankheiten. Die Pest hatte ihre Hochzeit erreicht, und von irgendwelchen durchgeknallten Landesfürsten wurden sie immer wieder in irgendeinen blöden Krieg hineingezogen. In ihrem armseligen Leben klammerten sie sich natürlich an ihren Glauben und hofften auf Gottes Hilfe. Aber vor Gott stand die allmächtige katholische Kirche und verschlimmerte eher noch die Leiden der Leute.
    Wegen des überall herrschenden Elends fanden die Geschichten über einen bevorstehenden Weltuntergang weite Verbreitung und wurden für bare Münze genommen. Dazu gehört auch die Bibelstelle der Offenbarung des Apostel Johannes. Am Ende des Bibelzitats heißt es … wartet, ich lese euch jetzt mal die entscheidenden Stellen vor.« Frank hörte, wie Katja in ihren Papieren raschelte. Dann sagte sie:
    »Hier ist es, passt gut auf: ›Und ich sah, und siehe ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und er siegte. Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und dass sie sich untereinander erwürgten, und ward ihm ein großes Schwert gegeben. Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in der Hand. Und ich sah und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Denn es ist gekommen, der große Tag seines Zorns und wer kann bestehen?‹
    Na, hört Ihr noch zu, klingt gewaltig, was?« Doch Katja wartete nicht auf eine Antwort.
    »Ich habe mir ein paar Bibelinterpretationen angesehen. Die sagen, die Aufgabe, die Menschen auf den Weltuntergang vorzubereiten, oblag den vier Reitern der Apokalypse. Mal abgesehen von den schrecklichen Prophezeiungen, die ich gerade vorgelesen habe, sind für euch nur die Pferde von Interesse. Auf denen sitzen die vier apokalyptischen Reiter. Wenn ihr eben gut aufgepasst habt, wisst ihr, was ich meine. Die Pferde haben vier unterschiedliche Farben, und nun

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