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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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aus, und die andere Fledermaus schwieg.
    „Wir wissen, was dir im Frühjahr widerfahren ist, Ariel. Wie tapfer du den Verlust von Cassiel getragen hast. Und du hast Recht. Was du getan hast, ist nur zu natürlich. Aber das Gesetz ist nicht natürlich, es ist grausam.“
    Bathsheba zwitscherte ungeduldig. „Alle waren traurig über Cassiels Tod. Aber Ariel ist nicht die Einzige, die einen Gefährten verloren hat. Vielen von uns ist es so ergangen. Du sagst, das Gesetz ist grausam, Frieda, aber es kann uns auch helfen. Das Gesetz verschafft uns Sicherheit während der Nacht, nicht am Tage. Wenn wir uns daran halten, können wir wenigstens einige dieser unnötigen Todesfälle vermeiden.“ Sie wandte ihre harten Augen wieder Ariel zu. „Dein Verhalten war eigennützig, und du hast die ganze Kolonie in Gefahr gebracht.“
    Frieda seufzte. „Das könnte, fürchte ich, durchaus stimmen.“
    „So schrecklich es auch ist“, fuhr Bathsheba eiskalt fort, „hättest du deinen Sohn allein gelassen, dann hätten ihn die Eulen erwischt, und die Angelegenheit wäre erledigt. Nun werden die Eulen das Gefühl haben, betrogen worden zu sein. Sie werden Genugtuung verlangen.“
    Ariel nickte. „Ja, ich weiß, es ist meine Schuld.“
    „Nein“, platzte Schatten heraus, bevor er sich bremsen konnte. Er hasste die Resignation in der Stimme seiner Mutter, hasste die grimmige Art und Weise, wie Bathsheba auf sie herabschaute. Wie konnte sie es wagen, so mit seiner Mutter zu sprechen! Alle Augen waren jetzt auf ihn gerichtet, und er merkte, dass in seinem Kopf alle Gedanken hilflos durcheinander gingen. „Ich will sagen: Es ist meine Schuld“, redete er schnell weiter. „Ich bin der … Ich wollte die Sonne sehen, ich habe Chinook dazu überredet, aber in Wirklichkeit ist die Sonne kaum aufgegangen, deshalb verstehe ich nicht, warum sich die Eulen so aufregen. Es tut mir Leid, dass ich so viel Ärger gemacht habe, und ich weiß nicht viel über das Gesetz, aber ich denke, es ist grausam und unfair, genau wie Frieda es gesagt hat.“
    In dem anschließenden Schweigen wünschte Schatten zum ersten Mal in seinem Leben, er wäre noch kleiner, als er sowieso schon war, so klein, dass er ganz einfach verschwinden könnte.
    „Offenbar hast du deinen Jungen verhätschelt“, sagte Bathsheba eisig zu Ariel, „sodass er dickköpfig und frech geworden ist. Hast du ihm nicht gesagt, wie gefährlich die Sonne ist?“
    „Sie hat mich nicht in Staub verwandelt“, murmelte Schatten. Er konnte selbst kaum glauben, dass er es schon wieder getan hatte, die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht.
    „Was?“, fragte Bathsheba.
    „Oder mich blind gemacht“, murmelte Schatten. „Die Sonne, meine ich. Das waren nur so Geschichten.“
    „Es reicht, Schatten“, sagte seine Mutter scharf. „Ich habe vor, ihn zu bestrafen“, erklärte sie Bathsheba.
    Bathsheba schnaubte unbeeindruckt. „Das wird nicht viel nützen, wenn die Eulen Entschädigung verlangen.“
    „Darüber werden wir uns später Sorgen machen“, sagte Frieda streng. „Der Junge hat nur gemacht, was viele von euch gerne getan hätten – oder habt ihr das etwa vergessen? Er ist jung und unvernünftig, richtig, aber seid nicht so schnell mit einer Verurteilung bei der Hand. Ich danke dir, Ariel. Schatten. Angenehme Ruhe.“
    Noch einmal richtete Frieda ihren durchdringenden Blick auf Schatten, und er hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie Verständnis für ihn hatte. Für einen Augenblick schaute er der alten Fledermaus in die schwarzen Augen, länger ertrug er es nicht, dann neigte er ergeben den Kopf und verabschiedete sich murmelnd.
    Als Schatten und seine Mutter das Quartier der Ältesten verließen, waren die meisten Bewohner der Kolonie, die in ihren Ruheplätzen hingen, bereits eingeschlafen, die Jungen eng an ihre Mütter gedrückt und von deren Flügeln eingehüllt.
    „Wasch dich“, sagte seine Mutter, als sie sich an ihrem Schlafplatz niedergelassen hatten.
    Schatten begann sich Staub und Sand von den Flügeln zu lecken. Die Eule lag schon so weit in der Vergangenheit, aber er rief sich das geräuschlose Schlagen ihrer Flügel ins Gedächtnis, das plötzliche Pfeifen ihrer blitzenden Klauen.
    „Richtig toll, wie wir entwischt sind, nicht wahr?“, sagte er.
    „Richtig aufregend“, entgegnete seine Mutter knapp.
    „Ich habe die Sonne wirklich gesehen.“
    Sie nickte kurz angebunden.
    „Interessiert es dich nicht?“
    „Nein.“
    „Bist du mir noch

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