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Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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musste nachsehen, ob es dir gutgeht«, erwiderte ich.
    Er sah mich verblüfft an. Ich trat einen Schritt zurück.
    »Wir standen uns mal nahe.«
    »Ach ja?« Er schüttelte den Kopf. »Mir ging’s ziemlich dreckig«, sagte er. »Ich kann mich nicht an alles erinnern.« Er klang nicht hohl. Billy war in seinem Körper.
    »Ist schon in Ordnung.« Ich wandte mich zum Gehen.
    »Es tut mir leid, was auch immer ich getan habe«, rief er mir nach.
    Ich rannte, auch wenn ich kaum etwas sah.
     
    Der kalte Wind trieb mir die Tränen in die Augen und ließ sie meine Wangen hinunterlaufen. Innerlich fühlte ich mich ausgetrocknet und viel zu leer für echte Trauer. Mitch sollte wohl eigentlich bei der Arbeit sein und Billy in der Schule, doch offensichtlich hatten sich die beiden einen Feiertag genehmigt. Ob sie es wussten oder nicht, es war eine Heimkehr. Und ein Fest, an dem ich nicht teilnehmen konnte.
    Im Gefängnis war etwas passiert, das Billy in seinen Körper zurückgebracht hatte. Ich malte mir aus, welche magischen Worte ihn nach Hause gerufen hatten. Ob endlich die ganze Wut aus Mitch herausgebrochen war, als er seinem Vater in die Augen sah? Und hatte in der Leere, in der Billy sich aufhielt, eine Alarmglocke geschrillt? War der Junge rechtzeitig zurück in seinen Körper geschlüpft, um seinen Bruder aufzufangen, als sich die Wut in Trauer verwandelte, das Verlangen, zu halten und gehalten zu werden, übermächtig wurde?
    Wenn leidenschaftliche Wut das Zaubermittel war, warum hatte Jenny mich am Abend zuvor nicht gehört, als ich auf Cathy einschrie? Hatte sie ihre Mutter nicht weinen hören?
    Alle meine Fehler ragten drohend über mir auf wie Gitterstäbe. Ich hätte Mr. Brown niemals schreiben oder ihn anrufen sollen, hätte ihn niemals fotografieren oder zu ihm in sein Klassenzimmer gehen dürfen. Ich hätte James davon überzeugen müssen, wieder ins Theater zu gehen und nicht zu ihm nach Hause, wo Mitch uns erwischen konnte. Ich hätte einfach an Jenny vorbeigehen und bei Mr. Brown bleiben sollen, James hätte die Chance gehabt, sich in ein sterbliches Mädchen zu verlieben. Ich war so müde. Ich träumte mit offenen Augen und ging blicklos durch die Straßen. Ich träumte, ich sähe James, nicht mit Billys Gesicht, sondern mit dem des Soldaten, der er gewesen war. Er schien einen großen Baum herunterzuklettern, zu mir, er lächelte mich an, auch wenn sein Haar vom Regen durchtränkt war.
    »Du trägst eine Uniform«, sagte ich, als hätte er mich danach gefragt. Im nächsten Moment stand ich allein in Jennys Einfahrt. Die Garage war offen, nur das kastanienbraune Auto parkte darin. Ein seltsames Geräusch drang aus dem Haus, als würde ein Wolf die Möbel auseinandernehmen. Ich war zu müde, um mich zu ängstigen, und ging hinein, um dem gegenüberzutreten, was mich erwartete.
    Cathy stand in der Diele und riss gerahmte Fotos von den Wänden, öffnete sie und warf Rahmen und Glas mit einem wütenden Aufschrei zu Boden. Die Fotos zerriss sie oder knüllte sie zusammen. Sie bemerkte mich nicht. Tränen und Make-up rannen ihr in Strömen die Wangen herab. Sie betrachtete die Zerstörung zu ihren Füßen, trat mit den Schuhen auf das Glas, rieb es in den Teppich und eilte dann den Flur hinab. Mit einem flauen Gefühl im Magen folgte ich ihr. Ich wollte etwas sagen, doch ich war so erschöpft, dass ich ihr einfach nur zusah. Sie stürmte ins Gesellschaftszimmer, zerrte das
Monopoly-
Spiel aus dem Regal und die
Scrabble-
Schachtel gleich mit. Plastikhäuschen und Buchstabenplättchen ergossen sich über den Boden, als sie sich niederkniete und in dem bunten Wirrwarr zu wühlen begann. Mit aller Kraft warf sie schließlich einen kleinen Gegenstand durchs Zimmer. Er prallte gegen das Fenster und fiel vor mir auf den Boden. Ein kleiner Metallzylinder.
    Sie unterdrückte ein Schluchzen und starrte mich an. Mit beiden Händen wischte sie sich übers Gesicht und glättete ihre Kleider.
    »Wo warst du?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Bei einem Freund, dem es nicht gutging«, sagte ich. »Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
    »Das ist gut.« Dann schlang sie ihre Arme um ihren Bauch, als ob ihr schlecht würde.
    »Was ist passiert?«, fragte ich sie.
    »Wir reden später darüber. Geh jetzt bitte in dein Zimmer.« Sie versuchte, streng zu klingen, doch als sie die Unordnung sah, die sie angerichtet hatte, begann sie zu zittern.
    Ich trat einen Schritt auf sie zu, doch sie hob abwehrend die Hand.
    »Ich räume

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