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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ich mit Marcone eine Art Abkommen hatte, oder wenigstens eine stillschweigende Übereinkunft, uns gegenseitig in Ruhe zu lassen. Warum also schlug er jetzt auf diese Weise zu?
    Vielleicht hatte ich eine Grenze übertreten, von deren Existenz ich nichts wusste.
    Ich warf einen Blick zu Vater Vincent, der erschüttert neben mir hockte.
    Bisher hatte er mir nicht verraten, was er wollte, aber was es auch war, es war wichtig genug, um einen Mitarbeiter des Vatikans nach Chicago zu führen. Vielleicht sogar wichtig genug, um bei der Gelegenheit auch gleich einen neugierigen Magier umzubringen.
    Oh Mann.
    Was für ein mieser Tag.

3. Kapitel
     
     
     
    Vater Vincent lotste mich zu einem Motel, das ein Stück nördlich vom O’Hare lag. Es gehörte zu einer großen Kette, war billig, aber sauber und hatte rings um den Parkplatz viele Zimmer. Mit gerunzelter Stirn bog ich von der Straße ab und fuhr um das Gebäude herum. Es sah nicht gerade aus wie eine Unterkunft, die Vincent freiwillig buchen würde. Kaum dass ich die Handbremse angezogen hatte, sprang der Priester schon aus dem Auto, eilte zu seiner Tür, schloss auf und huschte mit eingezogenem Kopf hinein.
    Ich folgte ihm. Vincent sperrte hinter uns ab und ließ die Rollos herunter. Dann nickte er in Richtung des Tischchens. »Bitte, setzen Sie sich.«
    Das tat ich und streckte erleichtert die Beine aus. Vater Vincent zog unterdessen eine Schublade der schlichten Kommode auf und nahm einen Ordner heraus, der von einem dicken Gummiband zusammengehalten wurde. Er setzte sich mir gegenüber, zog das Gummiband ab und sagte: »Die Kirche möchte gern einen gestohlenen Wertgegenstand zurückholen.«
    Achselzuckend erwiderte ich: »Das scheint mir eher ein Job für die Polizei zu sein.«
    »Die Ermittlungen laufen bereits, und ich unterstütze Ihre Polizei, so gut ich nur kann. Aber… wie kann ich es höflich ausdrücken?« Er runzelte die Stirn. »Die Geschichte ist ein guter Lehrer.«
    »Sie trauen der Polizei nicht«, erwiderte ich. »Alles klar.«
    Er schnitt eine Grimasse. »In der Vergangenheit bestanden leider gewisse Verbindungen zwischen der Chicagoer Polizei und verschiedenen Größen der Unterwelt.«
    »So was gibt es nur noch im Film, Pater. Vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen, aber Al Capone ist schon eine Weile tot.«
    »Mag sein«, sagte er, »nur leben seine Erben vielleicht noch. Jedenfalls will ich alles in meiner Macht Stehende tun, um den gestohlenen Gegenstand zurückzubekommen. Dazu gehört es auch, einen unabhängigen und diskreten Privatdetektiv einzuschalten.«
    Aha. Er traute der Polizei nicht, und ich sollte verdeckt für ihn arbeiten. Deshalb trafen wir uns in einem billigen Motel und nicht dort, wo er wirklich logierte. »Was soll ich denn für Sie suchen?«
    »Ein Relikt«, erwiderte er.
    »Wie bitte?«
    »Ein Artefakt, Mister Dresden. Eine Antiquität, die seit mehreren Jahrhunderten im Besitz der Kirche ist.«
    »Oh, verstehe.«
    »Ja. Der Gegenstand ist empfindlich und sehr alt. Wir glauben, dass er momentan nicht gut behandelt wird. Daher ist es äußerst wichtig, dass wir ihn so schnell wie möglich finden.«
    »Was ist damit passiert?«
    »Er wurde vor drei Tagen gestohlen.«
    »Wo?«
    »In einer Kirche in Norditalien.«
    »Das ist aber weit weg.«
    »Wir glauben, jemand hat das Artefakt hierher nach Chicago gebracht.«
    »Warum?«
    Nun zog er ein großes Schwarzweißfoto aus einem Umschlag und reichte es mir. Es zeigte eine verstümmelte Leiche auf dem Straßenpflaster. Das Blut war in die Fugen gelaufen, um den Toten hatte sich eine kleine Lache gebildet. Vermutlich handelte es sich um einen Mann, doch das war kaum zu erkennen, denn die Täter hatten ihm das Gesicht und den Hals praktisch in Stücke geschnitten – glatte, gerade, saubere Schnitte. Professionelle Messerarbeit. Igitt! »Der Mann hieß Gaston LaRouche. Er war der Anführer einer Diebesbande, die sich ›Kirchenmäuse‹ nennen. Sie sind darauf spezialisiert, Heiligtümer und Kathedralen auszurauben. Am Morgen nach dem Raub fand man ihn tot in der Nähe eines kleinen Flugplatzes. In seiner Aktenmappe befanden sich mehrere gefälschte amerikanische Ausweise und Flugtickets nach Chicago.«
    »Aber das, was Sie vermissen, hatte er nicht bei sich.«
    »Genau.« Vater Vincent zog zwei weitere Fotos aus dem Ordner. Es waren ebenfalls Schwarzweißaufnahmen, doch sie wirkten grobkörniger, als wären sie mehrmals vergrößert worden. Beide zeigten Frauen von

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