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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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politisch ist es von Bedeutung. Für Rom ist es von größter Wichtigkeit, dass es so schnell wie möglich wieder in die Obhut der Kirche gelangt.«
    Ich starrte ihn einen Augenblick an und wählte meine nächsten Worte mit Bedacht. »Wären Sie beleidigt, wenn ich andeute, dass dieses Grabtuch möglicherweise auch, äh, in magischer Hinsicht eine große Bedeutung hat?«
    Vincent presste die Lippen zusammen. »Ich mache mir da keine Illusionen. Es ist ein Stück Tuch, kein fliegender Teppich. Seinen Wert gewinnt es ausschließlich aus der historischen und symbolischen Bedeutung.«
    »Äh, ja.« Bei den Toren der Hölle, genau dadurch entsteht doch ein großer Teil der magischen Kraft. Das Grabtuch war alt und für viele Menschen etwas ganz Besonderes, an das sie glaubten. Das allein reichte aus, um ihm eine gewisse Macht zu verleihen.
    »Es gibt Menschen, die das anders sehen«, widersprach ich.
    »Aber natürlich«, stimmte er zu. »Deshalb könnte sich Ihr Wissen über die einheimischen Okkultisten als äußerst wertvoll erweisen.«
    Nachdenklich nickte ich. Vielleicht handelte es sich um eine ganz und gar mundane Angelegenheit. Irgendjemand hatte ein schimmeliges Stück Tuch geklaut, um es an einen Verrückten zu verkaufen, der es für ein magisches Leichentuch hielt. Möglicherweise war das Grabtuch nichts weiter als ein Symbol, ein antikes, historisch wichtiges und wertvolles Stück – unbezahlbar, aber letzten Endes nicht sehr wichtig.
    Andererseits bestand die Möglichkeit, dass das Tuch echt war, dass es tatsächlich mit Gottes Sohn in Berührung gekommen war, als er von den Toten auferstanden war. Ich schob den Gedanken eilig beiseite.
    Falls das Tuch unabhängig von allen Randbedingungen in magischer Hinsicht etwas Besonderes war, dann ließ ich mich womöglich auf ein ausgesprochen hässliches Spiel ein. Unter all den verrückten, dunklen oder bösen Kräften, die an diesem Tuch Interesse haben mochten, gab es sicherlich keine einzige, die etwas Erfreuliches damit tun würde. Hier konnten alle möglichen übernatürlichen Parteien im Spiel sein.
    Selbst wenn ich diese Möglichkeit ausschloss, waren sterbliche Interessenten am Grabtuch schon unangenehm genug. Nicht ausgeschlossen, dass John Marcone mit von der Partie war – außerdem die Polizei von Chicago, wahrscheinlich Interpol und das FBI. Auch ohne übernatürliche Kräfte waren die Cops ziemlich gut darin, gesuchte Personen aufzustöbern. Es sprach also einiges dafür, dass sie binnen weniger Tage die Diebe finden und das Tuch bergen würden.
    Mein Blick wanderte von den Fotos zum Geld, und ich musste daran denken, wie viele Rechnungen ich mit diesem hübschen großen Vorschuss von Vater Vincent bezahlen konnte. Wenn ich Glück hatte, geriet ich nicht einmal in die Schusslinie.
    Aber sicher doch. Man muss nur daran glauben.
    Ich steckte das Geld ein und nahm auch die Fotos an mich. »Wie kann ich Sie erreichen?«
    Vater Vincent schrieb eine Telefonnummer auf das Briefpapier des Motels und riss das Blatt für mich ab. »Hier. Das ist mein Telefonservice, während ich in der Stadt bin.«
    »In Ordnung. Ich kann nichts Konkretes versprechen, aber ich werde tun, was ich kann.«
    Vater Vincent stand auf. »Danke, Mister Dresden. Vater Forthill hat Sie in den höchsten Tönen gelobt.«
    »Er ist ein echter Freund.« Ich stand ebenfalls auf.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe noch einige Termine.«
    »Das glaube ich gern. Hier ist meine Karte, falls Sie mich sprechen wollen.«
    Ich gab ihm meine Visitenkarte, schüttelte ihm die Hand und ging. Die Schrotflinte verstaute ich wieder im Kofferraum meines Käfers, nachdem ich die Patrone aus der Kammer genommen und mich vergewissert hatte, dass der Sicherungshebel umgelegt war. Anschließend holte ich ein Stück Holz hervor, das ein wenig länger als mein Unterarm und mit Runen und Siegeln verziert war, die mir halfen, meine Magie präziser einzusetzen. Meine Jacke warf ich über die Schrotflinte, und dann zog ich ein silbernes Armand aus der Tasche, an dem ein Dutzend winzige Schilde mit mittelalterlichen Motiven hingen. Das Armband legte ich um den linken Arm, auf den Ringfinger der rechten Hand steckte ich einen Silberring. Als Letztes nahm ich meinen Sprengstock heraus und lehnte ihn an den Beifahrersitz, ehe ich einstieg.
    Ich hatte einen neuen Fall, war einem Killer der Mafia begegnet und hatte Herzog Ortegas Herausforderung mehr oder weniger angenommen. Drei gute Gründe, mich nicht

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