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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mit heruntergelassenen magischen Hosen erwischen zu lassen. Ich lenkte den Käfer zu meiner Mietwohnung, die sich im Keller einer riesigen, knarrenden alten Absteige befand. Als ich dort eintraf, war es schon nach Mitternacht. Es war Ende Februar, hin und wieder fiel eine feuchte Schneeflocke, die sich aber auf dem Boden nicht lange halten würde. Meine Aufregung nach der Larry Fowler Show und dem Anschlag ebbte allmählich ab. Inzwischen taten mir nur noch die Knochen weh, ich war müde und machte mir Sorgen. Fest entschlossen, sofort ins Bett zu gehen und früh aufzustehen, um an Vincents Fall zu arbeiten, stieg ich aus.
    Auf einmal spürte ich das Aufbranden einer kalten, wabernden Energie. Aus der Richtung der Treppe, die hinab in meine Kellerwohnung führte, hörte ich ein gedämpftes Poltern.
    Ich zückte den Sprengstock und aktivierte das Schildarmband am linken Handgelenk, doch bevor ich die Stufen erreichte, kamen zwei Gestalten herauf und landeten schwer auf dem halbgefrorenen Boden neben dem mit Kies bestreuten Parkplatz. Sie rangen miteinander und rollten übereinander, bis eine der schemenhaften Gestalten einen Fuß unter den Bauch des auf ihr liegenden Gegners stemmen und zustoßen konnte.
    Der Angreifer flog gut fünf Meter durch die Luft, landete mit vernehmlichem Knirschen auf dem Kies und hustete erschrocken, dann sprang er auf und rannte weg.
    Mit aktiviertem Schild näherte ich mich dem zweiten ungebetenen Besucher, bevor dieser aufstehen konnte. Gleichzeitig schickte ich etwas Willenskraft in den Sprengstock, bis die eingravierten Runen rot aufflammten. An der Spitze züngelten Flammen, so hell wie eine Signalfackel, doch ich hielt den Schlag vorerst zurück und zielte mit der Spitze des Sprengstocks auf den Eindringling. »Eine falsche Bewegung, und ich grille dich.«
    Das rote Licht fiel auf eine Frau.
    Sie trug Jeans, eine schwarze Lederjacke, ein weißes T-Shirt und Handschuhe. Das lange pechschwarze Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Dunkle, verhangene Augen glühten unter langen Wimpern. Ihr schönes Gesicht zeigte einen Ausdruck müder Belustigung.
    Mein Herz schlug heftig vor Aufregung und auch vor unverhofftem Schmerz.
    »Also«, sagte Susan, während sie an der lodernden Spitze des Sprengstocks vorbeilugte, »es heißt zwar, es sei immer nett, eine alte Flamme zu treffen, aber das muss man doch nicht gleich wörtlich nehmen.«

4. Kapitel
     
     
     
    Susan.
    Mein Verstand setzte gute zehn Sekunden aus, während ich auf meine ehemalige Geliebte hinabstarrte. Ihre Haare dufteten, und sie hatte Parfüm aufgelegt, dazu nahm ich den frischen Ledergeruch ihrer Jacke und noch etwas anderes wahr – vielleicht eine neue Seife. Mit ihren dunklen Augen betrachtete sie mich unsicher und nervös. Seitlich am Mund hatte sie eine kleine Schnittwunde, die Blutstropfen erschienen im roten Licht des Sprengstocks schwarz.
    »Harry«, sagte Susan mit ruhiger, fester Stimme, »du machst mir Angst.«
    Ich riss mich aus meinem Schockzustand und ließ den Sprengstock sinken. »Bei den Sternen und Steinen, ist dir etwas passiert?«
    Sie nahm meine ausgestreckte Hand und stand geschmeidig auf. Ihre Finger waren beinahe heiß, als hätte sie Fieber, und von ihrer warmen Haut stieg ein wenig Dampf auf. »Nur ein paar Prellungen«, sagte sie. »Nichts Schlimmes.«
    »Wer war das?«
    Susan blickte in die Richtung, in die der Angreifer gelaufen war, und schüttelte den Kopf. »Der Rote Hof. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen.«
    Verdutzt blinzelte ich sie an. »Du hast ganz allein einen Vampir abgewehrt?«
    Nun lächelte sie strahlend, und die Anspannung wich einer gewissen Freude. Ihre Hand ruhte immer noch in meiner. »Ich habe hart trainiert.«
    Ich sah mich um und tastete mit meinen Magiersinnen die Umgebung nach der unschönen Energie ab, die von den Roten ausging. Nichts. »Er ist weg«, beruhigte ich sie. »Aber wir sollten nicht hier draußen herumstehen.«
    »Gehen wir rein?«
    Ich wollte zustimmen, dann hielt ich inne. Ein schrecklicher Verdacht keimte in mir. Ich ließ ihre Hand los und wich einen Schritt zurück.
    Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine Furche. »Harry?«
    »Ich habe ein schwieriges Jahr hinter mir«, sagte ich. »Ich würde gern mit dir reden, aber ich bitte dich nicht herein.« Verständnis und Kummer zeichneten sich in Susans Gesicht ab. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. »Verstehe. Du hast gute Gründe, vorsichtig zu sein.«
    Ohne ein weiteres

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