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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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durchschnittlicher Größe und Statur mit dunklen Haaren und dunklen Sonnenbrillen. »Fotos von Überwachungskameras?«, fragte ich. Er nickte. »Interpol. Anna Valmont und Francisca Garcia. Wir vermuten, dass sie LaRouche erst beim Diebstahl geholfen, ihn dann jedoch ermordet und das Land verlassen haben. Interpol bekam einen Hinweis, dass Valmont hier am Flughafen gesehen worden sei.«
    »Wissen Sie, wer der Käufer ist?«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Nein, und genau das wäre Ihr Auftrag. Sie sollen die übrigen Kirchenmäuse finden und das Artefakt bergen.«
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich die Fotos. »Ja, so soll das aussehen.«
    Vincent blinzelte verständnislos. »Was meinen Sie damit?« Ungeduldig schüttelte ich den Kopf. »Irgendjemand will… betrachten Sie doch mal das Foto. LaRouche wurde nicht dort ermordet.«
    Jetzt runzelte er die Stirn. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Es ist nicht genug Blut. Ich habe mehr als einmal Menschen gesehen, die jemand zerfetzt hat und die verblutet sind. Dabei fließt höllisch viel Blut, deutlich mehr als hier.« Nach einer kleinen Pause fügte ich hinzu: »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    Vater Vincent bekreuzigte sich. »Warum hat man dann seinen Leichnam dort gefunden?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das ist die Arbeit von Profis. Sehen Sie sich die Schnitte an. Sie sind methodisch. Wahrscheinlich war er bewusstlos oder stand unter Drogen, denn wenn man einem Menschen ein Messer ans Gesicht setzt, hält er nicht so still, dass man gerade schneiden kann.« Vater Vincent presste sich eine Hand auf den Bauch. »Oh.«
    »Also haben Sie irgendwo auf der Straße eine Leiche gefunden, an deren Hals im Grunde ein großes Schild hing mit der Aufschrift: ›Bitte sucht in Chicago weiter.‹ Entweder hier war irgendjemand unglaublich dumm, oder jemand hat versucht, Sie hierherzulocken. Es handelt sich um einen professionellen Mord. Jemand wollte mit dieser Leiche einen Hinweis geben.«
    »Wer sollte so etwas tun?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, genau das herauszufinden. Haben Sie noch bessere Fotos von den Frauen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, man hat sie bisher auch nie verhaftet. Keine Vorstrafen.«
    »Dann sind sie bei dem, was sie tun, wirklich gut.« Ich nahm die Fotos in die Hand. Hinten waren kleine Zettel mit Informationen angeklemmt: Tarnnamen, Aufenthaltsorte. Nichts wirklich Nützliches. »Das wird nicht sehr schnell gehen.«
    »Das ist oft so, wenn man etwas Wichtiges anstrebt. Was brauchen Sie sonst noch von mir?«
    »Einen Vorschuss«, erklärte ich. »Tausend Dollar dürften reichen. Außerdem benötige ich eine Beschreibung des Artefakts. Je detaillierter, desto besser.«
    Vater Vincent nickte sofort, zog einen stählernen Geldclip aus der Tasche, zählte zehn Abbilder von Ben Franklin ab und schob sie zu mir herüber. »Das Artefakt ist ein längliches Stück Stoff, etwa viereinhalb Meter lang und einen Meter zehn breit. Es besteht aus handgewebtem Leinen. Auf dem Stoff befinden sich mehrere Flicken und Flecken, und…«
    Ich unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Warten Sie mal. Was sagten Sie, wo das Ding gestohlen wurde?«
    »In der Kathedrale des heiligen Johannes«, erklärte Vater Vincent.
    »In Norditalien«, sagte ich.
    Er nickte.
    »Genauer gesagt, in Turin.«
    Wieder nickte er.
    »Also hat jemand das Turiner Grabtuch gestohlen?«, bohrte ich weiter.
    »Ja.«
    Ich lehnte mich zurück und betrachtete wieder die Fotos. Das änderte einiges. Eigentlich alles.
    Das Grabtuch. Angeblich das Tuch, in den Joseph von Arimathäa den Leichnam Christi nach der Kreuzigung wickelte. Das Tuch, in das Christus angeblich bei seiner Wiederauferstehung gehüllt war und das sein Abbild und sein Blut trägt.
    »Mann«, sagte ich.
    »Was wissen Sie über das Grabtuch?«
    »Nicht sehr viel. Es ist das Leichentuch Christi. In den siebziger Jahren fanden mehrere Untersuchungen statt, die aber zu keinem eindeutigen Ergebnis führten. Vor ein paar Jahren wäre es bei einem Brand in der Kathedrale beinahe zerstört worden. Es heißt, es besitze heilende Kräfte, zwei Engel sollen es angeblich immer noch bewachen. Außerdem gibt es viele weitere Geschichten, an die ich mich nicht erinnern kann.«
    Vater Vincent stemmte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor. »Das Grabtuch ist möglicherweise das wichtigste Artefakt der Kirche. Es ist ein mächtiges Symbol unseres Glaubens, das viele Menschen für echt halten. Auch

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