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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Februarsonne sank rasch dem Horizont entgegen.

29. Kapitel
     
     
     
    Von meiner Wohnung aus rief ich Murphy auf ihrem privaten Handy an und gab ihr einen Überblick über die jüngsten Ereignisse.
    »Guter Gott«, erwiderte sie. »Wenn ich das mal zusammenfassen darf – sie können also mit diesem Fluch die ganze Stadt infizieren?«
    »So sieht es aus«, bestätigte ich.
    »Wie kann ich helfen?«
    »Wir müssen sie daran hindern, mit dem Zeug abzufliegen. Wahrscheinlich werden sie keine Linienmaschine benutzen. Finden Sie heraus, ob zwischen neunzehn Uhr und zwanzig Uhr dreißig Chartermaschinen starten. Auch Hubschrauber.«
    »Bleiben Sie dran.« Im Hintergrund klapperte eine Tastatur, dann sprach Murphy mit jemandem über Funk. Gleich darauf sagte sie mit gepresster Stimme: »Es gibt Ärger.«
    »Oh?«
    »Zwei Detectives sind unterwegs, um Sie zu verhaften. Anscheinend will Sie das Morddezernat verhören. Ein Haftbefehl liegt allerdings nicht vor.«
    »So ein Mist.« Ich holte tief Luft. »Rudolph?«
    »Diese miese kleine Ratte«, murmelte Murphy. »Die Männer sind fast schon bei Ihnen, Sie haben nur noch ein paar Minuten.«
    »Können Sie die beiden ablenken? Und ein paar Leute zum Flughafen schicken?«
    »Keine Ahnung«, überlegte Murphy. »Ich habe offiziell nichts mit dem Fall zu tun und kann schlecht verkünden, dass Terroristen eine Biowaffe gegen die Stadt einsetzen wollen.«
    »Benutzen Sie Rudolph«, schlug ich vor. »Verraten Sie ihm unter der Hand, ich hätte gesagt, das Grabtuch werde mit einem Charterflugzeug ausgeflogen. Soll er doch die Prügel beziehen, wenn sie nichts finden.«
    Murphy lachte humorlos. »Manchmal haben Sie richtig kluge Ideen. Das überrascht mich immer wieder.«
    »Vielen Dank auch.«
    »Was kann ich sonst für Sie tun?«
    Ich sagte es ihr.
    »Sie machen Witze.«
    »Nein. Möglicherweise brauchen wir starke Kräfte, und die Sondereinheit ist von dem Fall abgezogen.«
    »Dabei hatte ich gerade die Hoffnung, Sie wären ein intelligenter Mann.«
    »Werden Sie es tun?«
    »Ja. Versprechen kann ich nichts, aber ich werde es tun. Verschwinden Sie, die sind in weniger als fünf Minuten bei Ihnen.«
    »Alles klar. Danke, Murphy.«
    Ich legte auf, öffnete meinen Schrank und wühlte in einigen Pappschachteln herum, bis ich den alten Übermantel aus Segeltuch gefunden hatte. Er war abgestoßen und stellenweise sogar zerrissen, aber sauber. Zwar hatte er nicht das beruhigende Gewicht des Ledermantels, doch darunter konnte ich meine Waffe leichter verbergen als unter der Jacke. Außerdem sah ich damit cool aus. Na ja, cooler als ohne jedenfalls.
    Ich schnappte meine Sachen, schloss ab und stieg in Martins Leihwagen. Susan saß am Steuer. »Beeil dich«, sagte ich. Sie nickte und fuhr los.
    Als uns nach ein paar Minuten niemand angehalten hatte, sagte ich: »Das heißt wohl, Martin hilft uns nicht?« Susan schüttelte den Kopf. »Nein. Er meint, seine anderen Pflichten seien noch dringender, und so sei es eigentlich auch bei mir.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Dass er ein engstirniger, verstockter, anachronistischer und egoistischer Schweinehund ist.«
    »Kein Wunder, dass er dich so mag.«
    Susan lächelte leicht. »Die Bruderschaft ist sein Leben, er dient einer guten Sache.«
    »Wie ist es bei dir?«
    Sie antwortete nicht, und wir schwiegen eine Weile. »Wie ist es verlaufen?«, fragte sie schließlich.
    »Wir haben den Hochstapler geschnappt, und er sagte uns, wo die bösen Buben sich heute Abend treffen.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    Ich erzählte es ihr.
    Sie musterte mich nachdenklich. »Geht es dir gut damit?«
    »Prima.«
    »So siehst du allerdings nicht aus.«
    »Es ist geschehen.«
    »Dir geht es sicher gut?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Ich bin froh, dass du es nicht gesehen hast.«
    »Oh, warum denn?«
    »Du bist eine Frau. Menschen zusammenschlagen ist Männersache.«
    »Chauvischwein.«
    »Das bekomme ich auch ständig von Murphy zu hören. Ich glaube, sie übt einen schlechten Einfluss auf mich aus.«
    Als wir vor der Zufahrt zum Stadion an einer Ampel hielten, fragte Susan: »Glaubst du wirklich, dass du gewinnen kannst?«
    »Ja. Unter den extrem gefährlichen Geschöpfen, mit denen ich mich heute herumgeschlagen habe, steht Ortega höchstens an dritter oder vierter Stelle.«
    »Selbst wenn du gewinnst, was ändert das?«
    »Dann komme ich nicht sofort um, sondern habe Gelegenheit, mich später umbringen zu lassen.«
    Susan lachte, aber es

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