Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Ulsharavas überhaupt erschien. Es waren der letzte Whisky und die letzte Dose Kautabak, deshalb setzte ich Scotch und eine Dose Prince Albert kaufen auf meine Liste, die ich mir anschließend in die Tasche schob.
    Ein paar Minuten lang wischte ich sorgfältig den Boden rings um den Kreis sauber, damit nicht versehentlich ein verirrtes Haar oder ein Stück Papier die magische Grenze zerstörte.
    Nach kurzem Überlegen malte ich mit Kreide außen um den Kupferring einen zweiten Kreis. Anschließend ging ich noch einmal den Führer durch und sammelte mich.
    Ich atmete tief ein und bündelte meine Kräfte. Dann konzentrierte ich mich auf den Kupferring, berührte ihn und schickte einen winzigen Stoß meiner Willensenergie hinein. Der Beschwörungskreis schloss sich, was ich als Kribbeln im Nacken und leichte Erwärmung meines Gesichts spürte. Das Gleiche wiederholte ich nun mit dem Kreidekreis. Auf diese Weise entstand eine zweite Abschirmung. Dann kniete ich mich vor den Kreis und hob beide Hände mit nach oben gedrehten Handflächen.
    »Ulsharavas«, murmelte ich und gab meine Willenskraft in die Worte hinein. Meine Stimme bebte leicht und hob und senkte sich scheinbar willkürlich. »Ulsharavas. Ulsharavas. Einer, der in Unwissenheit verloren ist, sucht dich. Einer, der ohne Wissen im Dunkeln steht, begehrt dein Licht. Komm, o Führerin der Erinnerungen und Helferin dessen, was kommen mag. Nimm dieses Opfer an und geselle dich zu mir.« Nachdem ich die magischen Worte gesprochen hatte, gab ich die aufgestaute Energie frei und sandte sie in den Kreis und durch ihn hindurch ins Niemalsland, um den Orakelgeist zu finden.
    Sie antwortete fast sofort. Im Kupferkreis wirbelte Licht, und auf der Barriere blitzten blaue Funken. Einen Moment später fuhr das Licht in den Homunkulus hinein, der zuckte und sich einen Augenblick später aufrichtete.
    »Willkommen, Orakel«, sagte ich. »Bob der Schädel dachte, du kannst mir vielleicht helfen.«
    Der Homunkulus streckte seine pummeligen Arme aus, blinzelte, betrachtete die Arme und blickte an sich hinab. Mit hochgezogenen Augenbrauen und dünnem Stimmchen fragte mich das Wesen: »Eine Kohlkopfpuppe? Erwartest du wirklich, dass ich dir helfe, während ich das hier trage?«
    Es war eine niedliche Puppe. Blonde Löckchen fielen auf die Plüschschultern, sie trug ein rosafarbenes und blaues Kalikokleid mit den passenden Bändern und kleine schwarze Schuhe. »Oh, äh. Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte sonst nichts mit zwei Armen und zwei Beinen da, und ich habe es eilig.«
    Ulsharavas die Kohlkopfpuppe seufzte und setzte sich wieder hin, wobei sie die Beine ausstreckte wie ein Teddybär. Nur mit Mühe konnte sie den relativ großen Becher Whisky heben und austrinken. Es sah aus, als versuchte sie, aus einem Regenfass zu trinken, doch sie kippte den Whisky in einem Zug hinunter. Ich weiß nicht, wohin er verschwand, da die Puppe weder Mund noch Magen hatte, aber nichts davon gelangte auf den Boden. Dann nahm sie eine winzige Handvoll Kautabak und schob ihn sich in den Mund.
    »So«, sagte sie kauend. »Du willst also etwas über das Grabtuch und die Leute wissen, die es gestohlen haben.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Äh, ja. Ganz richtig. Du bist ziemlich gut informiert.«
    »Es gibt dabei zwei Probleme.«
    Ich runzelte die Stirn. »Welche denn?«
    Ulsharavas beäugte mich. »Zuerst einmal arbeite ich nicht für einen bokkor.«
    »Ich bin kein bokkor«, protestierte ich.
    »Du bist kein houngun und kein mambo, also musst du ein Hexer sein.«
    »Ein Magier«, sagte ich. »Ich gehöre zum Weißen Rat.«
    Die Puppe legte den Kopf schief. »Du hast einen Makel«, sagte sie. »Ich spüre die schwarze Magie in dir.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte ich, »aber das meiste davon gehört mir nicht.«
    »Ein Teil schon.«
    Missmutig nickte ich. »Ja. Ich habe mal ein oder zwei falsche Entscheidungen getroffen.«
    »Wenigstens bist du ehrlich«, merkte Ulsharavas an. »Na gut. Zweitens wäre da mein Preis.«
    »Woran denkst du?«
    Die Puppe spuckte aus, ein Klecks Tabak landete auf dem Boden. »Ich will eine ehrliche Antwort auf eine Frage. Beantworte mir die Frage, und ich sage dir, was du wissen willst.«
    »Na fein«, erwiderte ich. »Dann fragst du mich nach meinem Namen. Darauf falle ich nicht herein.«
    »Ich verlange nicht, dass du vollständig antwortest«, erwiderte die Puppe. »Ich will dich nicht bedrohen. Aber soweit du antwortest, musst du ehrlich

Weitere Kostenlose Bücher