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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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um die Dämonin zu vertreiben.
    Die Denarierin betastete mit ihrer Krallenhand ihre Augen und zischte, kaum verständlich und heiser: »Das wirst du mir büßen.«
    Anna war inzwischen zu Francisca gekrochen und kauerte über ihrer gestürzten Freundin, um sie mit dem eigenen Körper abzuschirmen. Ihr Gesicht war bleich vor Schmerzen, vor Schreck oder vor beidem, doch sie schaffte es, meinen Blick einzufangen und in Richtung der anderen Seite der Kabine zu nicken.
    Ich folgte ihrem Blick und verstand sofort, was sie meinte. Als die Denarierin sich erholt hatte und die wässrigen, mordlustigen Augen wieder auf mich richtete, stürzte ich hinüber und rief: »Hol es aus dem Kühlschrank! Sie dürfen es nicht bekommen!«
    Die Denarierin stieß etwas aus, das ich für einen Fluch hielt, setzte mir eine Löwenpranke auf den Rücken, deren Krallen sich mir tief in die Haut bohrten, und marschierte über mich hinweg. Mit ihren Tentakeln öffnete sie den echten Kühlschrank und riss dabei die Tür ab, ehe sie den Inhalt durchwühlte und auf dem Boden verteilte. Sie war mit dem ersten noch nicht ganz fertig, da zerrten ihre Haare schon die Attrappe auf und zogen den stählernen Tresor hervor.
    Ich sah mich unterdessen hektisch in der Kabine um und entdeckte endlich den Sprengstock auf dem Boden. Geschickt rollte ich mich ab, wobei mein Rücken vor Schmerzen brannte, und schnappte ihn mir. In der winzigen Kabine einen Feuerstoß heraufzubeschwören war sicher keine gute Idee, andererseits konnte ich wohl kaum warten, bis mich die Denarierin mit ihrer gewalttätigen Frisur ermordete.
    Gerade als ich die Energie in den Sprengstock lenkte, richtete sie sich wieder auf. Die geschnitzten Runen des Sprengstocks strahlten golden, die Spitze glühte rot, und darüber flimmerte die erhitzte Luft.
    Die Denarierin bückte sich. Dabei fiel mir auf, dass ihre dämonischen Gliedmaßen viel zu lang waren – und ihr weiblicher Körper verstörend attraktiv. Das Licht tanzte auf den metallisch grünen Schuppen, ihr Haar wand sich zischend und schlug Funken, wenn die scharfen Kanten übereinanderkratzten. Eine mörderische Lust brannte in beiden Augenpaaren, dann wandte sie sich ab. Ihre Haare zerfetzten das Kabinendach wie Pappmaschee, dann stieg sie mit Hilfe ihrer Haare, eines Arms und eines langen Beins hinaus. Draußen hörte ich es platschen, als sie mit dem Tresor ins Wasser sprang.
    »Was war das?«, stammelte Anna Valmont, die Francisca in die Arme genommen hatte. »Was zum Teufel war das?«
    Ich ließ den Sprengstock nicht fallen und behielt auch das Loch im Dach im Auge, denn ich nahm nicht an, dass die Denarierin Zeugen lebendig zurücklassen würde. Das Ende des Sprengstocks schwankte wie trunken hin und her. »Wie geht es ihr?«, fragte ich.
    Es dauerte einige zitternde Atemzüge, ehe Anna leise antworten konnte. »Sie ist tot.«
    Ihre Antwort traf mich wie ein Messerstich in den Bauch, scharf und heiß. Vielleicht bin ich ein Neandertaler, da ich so etwas denke, aber es tat höllisch weh. Vor einer Minute hatte Francisca Garcia noch geredet, geplant, getrauert und geatmet. Sie hatte gelebt. Dann hatte das Biest sie getötet, und ich konnte es einfach nicht ertragen, dass so etwas mit einer Frau geschah. Bei einem Mann wäre es nicht weniger falsch gewesen, aber das Gefühl in meinem Bauch war anders. »Verdammt«, flüsterte ich. »Wie geht es Ihnen? Können Sie aufstehen?«
    Bevor sie antworten konnte, ruckte das Boot und bekam Schlagseite. Irgendwo knackte es laut, dann rauschte Wasser, das mir gleich darauf eiskalt über die Füße lief und rasch weiter stieg.
    »Wir sind leckgeschlagen«, sagte Anna. »Wasser dringt ein.« Ich wollte mit erhobenem Sprengstock zur Tür, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein war. »Können Sie laufen?« Da blitzte es hinter meinen Augen, und ich fiel vor der Treppe auf Hände und Knie. Anna hatte mir irgendetwas über den Kopf gezogen. Eine zweite blitzende, schmerzhafte Explosion drückte mir den Kopf so weit nach unten, dass ich das kalte Wasser an der Stirn spürte. Schon halb weggetreten sah ich noch, wie Anna den Sprengstock mit einem Tritt wegbeförderte. Dann nahm sie das verpackte Grabtuch von der Anrichte und riss das oberste Blatt vom Notizblock ab. Ihre Jacke war voller Blut, und auch das linke Bein ihrer Armeehose war feucht. Sie schnappte sich meinen Mantel, wobei sie kurz zusammenzuckte, sowie eine der beiden Taschen. Dann zog sie meinen Ledermantel an, um die Blutspuren zu

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