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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kann man töten, und ich hatte vermutlich nicht genug Zeit, um noch einen Schild aufzubauen. Sie hatte mich völlig überrumpelt, ich hatte sie weder gehört noch ihre Gegenwart gespürt.
    »Verdammt, bin ich gut«, äffte die Frau mich nach. Sie sprach mit dem Akzent einer gebildeten Britin und amüsierte sich ganz offensichtlich über mich. »Legen Sie das Päckchen weg.«
    Ich hielt es ihr hin. »Hier.«
    Nicht, dass ich versucht hätte, ihr die Waffe abzunehmen, aber wenn sie näher gekommen wäre, dann hätte sie mir damit verraten, dass sie eine Amateurin war.
    Das war sie nicht. Sie blieb außer Reichweite. »Auf die Anrichte, bitte.«
    »Und wenn nicht?«
    Sie lächelte humorlos. »In diesem Fall stünde mir ein langweiliger Tag bevor, denn ich müsste Ihre Leiche zerlegen und das Blut aufwischen. Die Entscheidung überlasse ich Ihnen.«
    Ich warf das Päckchen auf die Theke. »Ich will doch einer Lady keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
    »Was für ein lieber Junge Sie sind«, gab sie zurück. »Das ist aber ein hübscher Mantel. Ziehen Sie ihn aus. Langsam, wenn ich bitten darf.«
    Ich legte den Mantel ab und ließ ihn auf den Boden fallen. »Sie haben mich mit einem Trick aufs Boot gelotst. Der zweite Anruf, das waren Sie, und Sie haben Ihrer Partnerin gesagt, sie solle mich nach drinnen locken.«
    »Das Schockierende daran ist, dass Sie tatsächlich darauf hereingefallen sind«, bestätigte die Frau.
    Sie gab mir weitere Anweisungen, und sie wusste genau, was sie tat. Ich musste mich vorbeugen und die Hände gegen die Wand stemmen, während sie mich abtastete. Sie fand das Pfefferspray und nahm es an sich, ebenso meine Brieftasche. Dann musste ich mich auf dem Boden auf meine Hände setzen, während sie meinen Mantel aufhob und sich wieder zurückzog. »Ein Stock«, sagte sie, als sie meinen Sprengstock bemerkte. »Wie steinzeitlich.«
    Ah. Sie war ein Profi, hatte aber keine Erfahrungen mit Magie und glaubte wohl nicht an das Übernatürliche. Ich war nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Möglicherweise bedeutete es, dass sie nicht ganz so scharf darauf war, mich zu erschießen. Manche Leute, die sich auskennen, werden sehr nervös, wenn sie fürchten, ein Magier könnte einen Spruch wirken. Andererseits bedeutete dies, dass ich nicht die Unterstützung des Rates oder die Drohung mit Vergeltung durch die anderen Magier als Druckmittel einsetzen konnte. Daher beschloss ich, vorläufig so zu tun, als sei auch ich ein ganz normaler Zeitgenosse.
    Die Blondine legte meinen Mantel auf die Anrichte und rief: »Alles klar.«
    Die Badezimmertür öffnete sich, und die Frau, die ich vorher belauscht hatte, kam heraus. Sie trug jetzt ein brombeerfarbenes Strickkleid und hatte sich das Haar mit Kämmen hochgesteckt. In einer großen Menschenmenge wäre sie nicht besonders aufgefallen, aber sie war keineswegs hässlich.
    »Er ist nicht Gaston.« Sie beäugte mich mit gerunzelter Stirn. »Nein«, erwiderte die Blondine. »Er ist wegen der Ware hier und wollte gerade damit verschwinden.«
    Die dunkelhaarige Frau nickte. »Wer sind Sie?«
    »Harry Dresden«, antwortete ich. »Ich bin Privatdetektiv, Miss Garcia.«
    Francisca Garcia erschrak und wechselte einen Blick mit ihrer Partnerin. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Mein Klient hat ihn mir genannt. Sie und Miss Valmont haben sich möglicherweise eine Menge Scherereien eingebrockt.«
    Anna Valmont versetzte der Wand einen Tritt. »Mist«, fauchte sie. Dann funkelte sie mich an. Die Waffe hielt sie trotz ihres Ausbruchs ruhig. »Arbeiten Sie für Interpol?«
    »Rom.«
    Wieder wechselten die beiden Frauen einen Blick. »Wir sollten den Verkauf absagen. Die Sache geht den Bach runter.«
    »Noch nicht«, widersprach Francisca.
    »Es ist sinnlos, noch länger zu warten.«
    »Ich fahre jetzt nicht ab«, sagte die dunkelhaarige Frau mit harter Miene. »Nicht, solange er nicht hier ist.«
    »Er wird nicht kommen«, widersprach Anna. »Du weißt, dass er nicht kommen wird.«
    »Wer denn?«, fragte ich neugierig.
    »Gaston«, antwortete Francisca.
    Ich schwieg dazu, aber die junge Frau konnte offenbar erkennen, was in mir vorging. Sie starrte mich einen Moment an, wurde kreidebleich und schloss die Augen. »Oh. Oh Dio.«
    » Wie?«, fragte Anna. Nach wie vor schwankte ihre Waffe nicht. »Wie ist es passiert?«
    »Mord«, sagte ich leise. »Jemand hat es so gedreht, dass die Spur nach Chicago weist.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Ein paar üble Kerle, die hinter dem

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