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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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noch einmal herum, und als sie zurückkehrte, stand sie mit dem Rücken zu mir. Ich hatte eine Hand an ihre Hüfte gelegt und hielt mit der anderen ihren Arm gestreckt. Es knisterte, als wir uns so eng zusammen bewegten, und ich spürte die anmutigen Bewegungen ihrer schlanken Hüften. Ihr Haar roch nach Zimt, ihr Kleid hatte hinten einen tiefen Ausschnitt. Es lenkte mich ungeheuer ab, und als sie sich über die Schulter umdrehte, war ihr Blick mehr als feurig. Auch sie spürte es.
    Ich schluckte. Harry, konzentriere dich. »Siehst du die Tür hinter dem Buffet?«
    Susan nickte.
    Noch einmal orientierte ich mich. Im Gedränge waren die Wachleute stecken geblieben, und wir hatten die andere Seite vor ihnen erreicht. »Da müssen wir hin. Wir müssen die Wachleute abschütteln und Valmont finden, ehe Marcone bei ihr ist.«
    »Werden uns die Wachleute nicht durch die Küche folgen?«
    »Nicht wenn Martin Mustermann sie ablenkt, ehe wir hinausgehen.«
    Susans Augen glitzerten, sie tanzte weiter mit mir und zog dabei das winzige Handy aus dem Etui. »Du hast einen teuflischen Verstand.«
    »Nenn mich ruhig verrückt, aber ich würde mich wirklich nicht gern von Marcones Schlägern hinausbegleiten lassen.« Wir hatten Glück, denn die Kapelle spielte nun ein langsameres Stück, das es Susan ermöglichte, eng mit mir zu tanzen und ihr Handy zu verbergen. Ich hörte das Piepsen, als sie Martins Nummer wählte, und versuchte, meine Gedanken und Gefühle auszublenden. In Larry Fowlers Studio hatte es nicht funktioniert, aber wenn ich vorübergehend meine Gefühle zu zügeln vermochte, dann sollte Susan wenigstens diesen einen Anruf erledigen können.
    Es klappte. Sie sprach drei oder vier Sekunden lang leise ins Telefon und steckte es wieder weg. »Zwei Minuten«, sagte sie.
    Verdammt, Martin war gut. Am Haupteingang standen zwei Wachleute. Marcones dunkelhaariger Killer kam näher. Er hatte Mühe, sich höflich durch die Gäste zu drängeln, und wir hielten dank der Tanzfläche unseren kleinen Vorsprung. »Bekommen wir eine Vorwarnung?«
    »Ich glaube, wir müssen einfach warten, bis etwas passiert«, sagte Susan.
    »Was denn?«
    Reifenquietschen übertönte die Musik der Kapelle, dann knirschte es, Glas splitterte, und unten in der Lobby schrie jemand. Verwirrt brach die Kapelle ab, und die Menschen strömten neugierig zum Ausgang.
    »So was zum Beispiel«, sagte Susan.
    Wir mussten gewissermaßen gegen den Strom schwimmen, doch dafür interessierte sich anscheinend niemand. Marcones Killer folgte uns noch immer. Der Idiot hatte inzwischen sogar die Waffe gezogen, obwohl alle möglichen reichen und einflussreichen Leute in der Schusslinie waren. Wenigstens hielt er den Revolver gesenkt und zielte auf seine Füße.
    Die Hotelangestellten interessierten sich genau wie alle anderen vor allem für die Störung. So konnten wir ungesehen in einem Wirtschaftsflur verschwinden.
    Susan sah sich rasch um. »Aufzug?«, fragte sie.
    »Lieber die Treppe, falls es eine gibt. Wenn uns dort jemand erschießt, hört man die Schreie besser, und wir haben mehr Platz, uns zu winden.« An einer Wand entdeckte ich die Hinweise für die Notausgänge. »Hier, den Flur hinunter und dann links.«
    Susan hatte inzwischen ihre Schuhe ausgezogen. Dadurch war sie ein Stück kleiner, konnte aber fast geräuschlos über den robusten Teppich laufen. Am Ende des Flurs entdeckten wir die Treppe, der wir drei Stockwerke abwärts folgten. Nun waren wir meiner Schätzung nach wieder im Erdgeschoss. Ich öffnete die Tür und sah mich rasch um. Aus einem schmuddeligen Aufzug kamen gerade zwei Männer mit den bekleckerten weißen Kitteln von Küchenhilfen. Sie plauderten miteinander und schlenderten den Flur hinunter. Draußen heulten Sirenen.
    »Ich muss schon sagen, wenn Martin eine Ablenkung inszeniert, dann macht er es gründlich«, murmelte ich.
    »Er nimmt seine Arbeit eben ernst«, stimmte Susan zu.
    »Beobachte die Umgebung«, sagte ich und zog mich wieder hinter die Tür zurück.
    Während Susan mir Rückendeckung gab, kniete ich nieder und zeichnete mit einem schwarzen Filzstift rings um mich einen Kreis auf den gefliesten Treppenabsatz. Der Textmarker quietschte etwas, und als der Kreis vollendet war, schloss ich ihn mit meiner Willenskraft. Es war eine sanfte Barriere, die ich nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Sie blendete alle störenden Einflüsse aus, während ich meinen Spruch wirkte. »Ist das ein Permanentmarker?«, fragte Susan.
    »So

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