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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nicht gefasst.
    Marcone blinzelte.
    Es war keine große Geste. Nur wenige erfahrene Pokerspieler hätten sie überhaupt bemerkt, doch ich stand direkt vor ihm und kannte ihn. Daher bemerkte ich es. Marcone war über meine Worte erschrocken, und eine halbe Sekunde lang hatte ich es ihm ansehen können. Er überspielte es, setzte sogleich wieder sein professionelles Lächeln auf, das viel besser war als meins, und klopfte mir leicht auf den Arm. »Fordern Sie mich nicht in der Öffentlichkeit heraus, Dresden. Das können Sie sich nicht leisten. Genauso wenig kann ich es mir leisten, so etwas unwidersprochen zu lassen.«
    Plötzlich fiel ein Schatten über Marcone. Der riesige Hendricks tauchte hinter ihm auf. Er hatte rote Haare und sah immer noch entfernt wie ein Verteidiger aus, der zu unbeholfen ist, um es nach dem College in eine Profimannschaft zu schaffen. Sein Smoking war allerdings edler als meiner. Ich fragte mich, ob er darunter eine Schutzweste trug.
    Cujo Hendricks hatte eine Freundin. Eine blonde Freundin. Sie war gut gebaut, langbeinig, blauäugig, elegant und groß. Ein nordischer Engel. Sie trug ein weißes Kleid; an ihrem Hals, an den Handgelenken und sogar an einem Fußgelenk blinkte Silber. Ich hatte in manch einer teuren Zeitschrift Bikinis gesehen, die am Körper dieser Schönheit billig gewirkt hätten.
    Sie sprach mit einem kehligen Schnurren. »Mister Marcone, gibt es ein Problem?«
    Marcone zog eine Augenbraue hoch. »Gibt es eins, Mister Dresden?«
    Wahrscheinlich hätte ich darauf etwas Dummes erwidert, aber Susans Nägel bohrten sich durch den Stoff in meinen Unterarm. »Kein Problem«, sagte Susan. »Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.«
    »Nein«, sagte die Blondine und verdrehte leicht die Augen. »Das stimmt.«
    »Mister Dresden, Miss Rodriguez, ich glaube, Mister Hendricks kennen Sie schon. Dies hier ist Miss Gard.«
    »Ah«, sagte ich. »Eine Mitarbeiterin?«
    Miss Gard lächelte. Heute stieß ich überall auf professionell lächelnde Leute, wie es schien. »Ich arbeite für die Monoc Foundation«, erklärte sie. »Ich bin Beraterin.«
    »In welcher Branche wohl?«, erwiderte Susan. Sie hatte eindeutig das schärfste Lächeln auf dem Parkett.
    »Sicherheitsfragen«, erwiderte Gard ungerührt und konzentrierte sich auf mich. »Ich sorge dafür, dass Diebe, Spione und arme wandernde Geister nicht ständig auf der Wiese aufmarschieren.«
    Jetzt begriff ich es. Wer Miss Gard auch war, es sprach einiges dafür, dass sie für die Schutzsprüche verantwortlich zeichnete, die Bob so übel zugerichtet hatten. Meine gerade aufkeimende selbstgerechte Wut legte sich sofort wieder und wich großer Vorsicht. Marcone hatte sich wegen meiner Fähigkeiten Sorgen gemacht und Schritte unternommen, um Waffengleichheit herzustellen. Er gehörte nicht zu den Leuten, die sich früh in die Karten sehen ließen. Anscheinend war er von vornherein darauf vorbereitet gewesen, auf die eine oder andere Weise mit mir Schwierigkeiten zu bekommen, und jetzt war er bereit, gegen mich zu kämpfen.
    Marcone deutete meinen Gesichtsausdruck richtig. »Keiner von uns will Unannehmlichkeiten, Mister Dresden.« Seine Augen waren auf einmal kalt und hart. »Wenn Sie reden möchten, dann rufen Sie bitte morgen mein Büro an. Bis dahin schlage ich vor, dass Sie die klassischen Darstellungen von Elvis anderswo suchen.«
    »Ich werde Ihren Vorschlag in Erwägung ziehen«, antwortete ich.
    Marcone schüttelte den Kopf und marschierte zu seinem Volk, um sich mit Händeschütteln und höflichem Kopfnicken die Zeit zu vertreiben. Hendricks und die Amazone folgten ihm wie zwei Schatten.
    »Wie charmant du sein kannst«, murmelte Susan.
    Ich holte nur tief Luft.
    »Wie diplomatisch.«
    »Ich komme gleich nach Kissinger.« Immer noch starrte ich Marcone hinterher. »Das gefällt mir nicht«, brummte ich. »Was ist los?«
    »Er führt etwas im Schilde. Er hat sein Haus mit magischen Mitteln geschützt.«
    »Als rechnete er mit Schwierigkeiten«, überlegte Susan.
    »Genau.«
    »Glaubst du, er will das Grabtuch kaufen?«
    »Das liegt nahe«, sagte ich. »Er hat genügend Beziehungen und das Geld dazu. Anscheinend soll der Verkauf hier während der Gala stattfinden.« Während ich sprach, ließ ich den Blick durch den Raum schweifen. »Er tut nichts, ohne es genau zu planen und sich einen Vorteil zu verschaffen. Wahrscheinlich hat er Freunde unter den Wachleuten des Hotels. So hätte er freie Hand, Valmont irgendwo zu treffen, wo

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