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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Akzent, doch die Stimme kam aus einem anderen Gitter. »Wir wollten uns auch nicht so früh treffen. Es gefällt mir nicht, wenn ein Käufer den Plan ändert.«
    Ein Funkgerät knackte, Marcone war jetzt besser zu hören. »Ich versichere Ihnen, dass ich nicht die Absicht habe, das Vertrauensverhältnis zu Ihrer Organisation zu gefährden. Das ist nicht gut fürs Geschäft.«
    »Sie bekommen die Ware, sobald ich die Bestätigung habe, dass der Kaufpreis überwiesen ist. Keine Sekunde vorher.«
    »Mein Vertreter in Zürich…«
    »Halten Sie mich für blöd? Der Job hat uns schon mehr gekostet, als wir jemals aufwenden wollten. Schalten Sie das Funkgerät ab, und melden Sie sich, wenn Sie wirklich etwas zu sagen haben. Sonst zerstöre ich das verdammte Ding und verschwinde.«
    »Warten Sie«, sagte Marcone. Man merkte ihm die Anspannung deutlich an. »Sie können doch nicht…«
    »Ich kann nicht?«, antwortete Valmont. »Gehen Sie mir bloß nicht auf die Nerven. Und legen Sie noch eine Million drauf, weil Sie mir gesagt haben, wie ich meinen Job zu machen hätte. Wenn das Geld nicht in zehn Minuten da ist, platzt der Handel. Ende.«
    Das Gitter, hinter dem ich Valmonts Stimme gehört hatte, saß nicht ganz gerade im Loch. Anscheinend war sie in das Hotel eingedrungen und hatte sich durch die Luftschächte bewegt. Ich spähte hindurch. Sie hatte sich in einer Art Lager eingerichtet. Das einzige Licht war der grüne Schimmer eines Bildschirms, der offenbar zu einem Palmtop gehörte. Valmont murmelte halblaut vor sich hin, die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Sie trug engsitzende schwarze Kleidung und eine Baseballmütze. Meinen Mantel hatte sie dummerweise nicht mehr, aber das wäre auch zu viel des Guten gewesen.
    Zur Sicherheit setzte ich die Ente in meine Richtung gewandt auf den Boden. Sofort marschierte sie im Halbkreis herum und richtete sich auf Anna Valmont aus.
    Die Diebin schritt wie eine nervöse Katze im Raum umher, ohne den Palmtop aus den Augen zu lassen. Nach einigen Minuten hatte ich mich an das Zwielicht gewöhnt, und schließlich konnte ich erkennen, dass Valmont um eine Röhre mit einem Tragegurt herumlief. Die Röhre war höchstens zwei oder drei Meter von mir entfernt.
    Auf einmal hielt sie mitten im Schritt inne und starrte auf den Palmtop. »Bei Jupiters Gemächt«, sagte sie leise. »Er hat gezahlt.«
    Jetzt oder nie. Ich nahm das Gitter so leise wie möglich heraus und stellte es neben mir ab. Wenn Valmont noch einen Augenblick durch die Aussicht auf das Geld abgelenkt war, dann konnte ich mit dem Grabtuch entwischen wie James Bond. Ich brauchte nur ein paar Sekunden, um hinauszukriechen, mir das Grabtuch zu schnappen und wieder in der Lüftung zu verschwinden.
    Ich wäre vor Schreck fast gestorben, als Valmonts Funkgerät knackte. Marcone sagte: »So. Wie abgemacht, einschließlich des Zuschlags. Ist es jetzt recht?«
    »Aber sicher. Sie finden die Ware in einem Lagerraum im Keller.«
    Marcones Stimme klang jetzt deutlich schärfer. »Drücken Sie sich bitte genauer aus.«
    Ich dachte an unauffällige Dinge und huschte aus dem Schacht heraus, streckte mich und erreichte gerade eben den Tragegurt der Röhre.
    »Wie Sie wollen«, erwiderte Valmont. »Die Ware befindet sich in einem abgeschlossenen Raum in einem Kurierbehälter. Die Röhre ist mit einem Brandsatz ausgerüstet. Mit einem Funkgerät, das sich in meinem Besitz befindet, kann ich das Gerät entschärfen oder auslösen. Sobald ich die Stadt verlassen habe und in Sicherheit bin, werde ich die Bombe entschärfen und Sie telefonisch unterrichten. Bis dahin sollten Sie nicht versuchen, den Behälter zu öffnen.«
    Ich zog die Finger zurück.
    »Sie haben schon wieder die Abmachung geändert«, beklagte sich Marcone. Seine Stimme war kalt wie ein Gefrierfach.
    »Anscheinend ist es ein Verkäufermarkt.«
    »Es gibt nicht viele Leute, die von sich sagen können, sie hätten mich übers Ohr gehauen.«
    Valmont stieß ein leises, verbittertes Lachen aus. »Hören Sie doch auf. Das ist nichts weiter als eine völlig vernünftige Lebensversicherung. Seien Sie brav, und Ihrem kostbaren Tuch passiert nichts. Wenn Sie dagegen versuchen, mich zu betrügen, dann bekommen Sie überhaupt nichts.«
    »Was, wenn die Behörden Sie ohne mein Zutun finden?«
    »Dann werden Sie einen Besen und ein Kehrblech brauchen, wenn Sie die Ware abholen wollen. Sie sollten klug genug sein, mir nach Kräften den Weg zu ebnen.« Damit schaltete sie das Funkgerät

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