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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kämpfe ich für die Anarchie, wann immer es mich überkommt«, murmelte ich. »Einen Moment noch.« Ich holte die Stoffprobe von Vater Vincent und eine aufziehbare Plastikente heraus.
    Das ist gar nicht so komisch, wie es sich anhört, glauben Sie mir.
    Ich drückte den Faden auf den Schnabel der Ente und zog sie auf. Dann murmelte ich eine leise Beschwörung, überwiegend sinnlose Silben, und konzentrierte mich auf das, was ich finden wollte. Schließlich stellte ich die Ente auf den Boden, doch statt loszuwatscheln, blieb sie reglos stehen. Rasch versuchte ich, den winzigen Faden mit einem Gummi am Schnabel der Ente zu befestigen, doch er war zu kurz. Ich konzentrierte mich, schob alles außer dem Spruch beiseite und entließ die aufgestaute Magie, während ich flüsterte: »Such, such, such.«
    Die kleine gelbe Ente bebte, ruckte und drehte sich ziellos im Kreis. Nickend und mit einer Willensanstrengung zerstörte ich den magischen Kreis. Sobald die Abschirmung verschwunden war, quakte die kleine gelbe Ente und marschierte zur Tür.
    Susan betrachtete mich und das Plastiktier mit einem Ausdruck, den man mit sehr viel Wohlwollen als starke Skepsis bezeichnen konnte.
    Finster erwiderte ich ihren Blick. »Sag’s nicht.«
    »Ich hab doch gar nichts gesagt.«
    »Dann lass es auch.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln. »Versprochen.«
    Ich öffnete die Tür, die Ente watschelte quakend in den Flur und wandte sich nach links. Ich folgte ihr und hob sie auf. »Es ist nahe. Komm, wir müssen sie an jeder Kreuzung noch einmal suchen lassen.«
    »Weiß die Ente, was Treppen sind?«
    »Irgendwie schon. Komm jetzt. Ich habe keine Ahnung, wie lange der Spruch noch hält.«
    Dann übernahm ich die Führung. Ich bin nicht gerade der stärkste Sportler auf der Welt, aber ich trainiere ein bisschen und habe sehr lange Beine, deshalb kann ich schneller gehen, als manche Menschen rennen können. Die Ente führte uns durch zwei lange Flure bis vor eine Tür mit der Aufschrift NUR FÜR PERSONAL.
    Ich öffnete die Tür, spähte hinein und flüsterte: »Große Wäschekammer.«
    Aus einem anderen Flur näherten sich Schritte. Susan sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Wir huschten hinein, ich schloss die Tür fast ganz und hielt sie fest, damit das Klicken des Schlosses uns nicht verriet.
    Zwei Menschen näherten sich und liefen dicht vor uns vorbei.
    »Hendricks und Gard«, berichtete ich leise.
    »Woher weißt du das?«, fragte sie ebenso leise.
    »Ich habe das Parfüm der Blondine gerochen.«
    Nachdem ich lautlos bis zehn gezählt hatte, öffnete ich die Tür und spähte hinaus. Der Flur war verlassen. Dann schloss ich die Tür und schaltete das Licht ein. Es war ein ziemlich großer Raum, an einer Wand standen mehrere Gewerbewaschmaschinen, gegenüber befanden sich mehrere große Trockner. Dazwischen stapelten sich auf langen Tischen gefaltete weiße Laken und Handtücher. Als ich die Ente auf den Boden stellte, watschelte sie zielstrebig an den Tischen entlang. »So hatten sie das Tuch auf der Jacht verborgen – zwischen der Wäsche.«
    »Sind professionelle Diebe wirklich so leicht durchschaubar?«, fragte Susan.
    »Pass auf die Tür auf«, antwortete ich mit gerunzelter Stirn. Die Ente hatte inzwischen das hintere Ende des Raums erreicht und prallte gegen einige aufgehängte Wäschestücke. Hinter den Bettlaken entdeckte ich ein großes Lüftungsgitter. Kniend tastete ich die Kanten ab. Mindestens zwei Befestigungsschrauben fehlten. Ein kräftiger Ruck, und das Gitter löste sich. Vor mir lag nun ein etwa einen Meter breiter Lüftungsschacht, der parallel zur Wand verlief. Die Ente wandte sich zielstrebig nach rechts.
    »Luftzufuhr«, erklärte ich, während ich die Smokingjacke abstreifte und abwesend die Fliege losband. Dann zog ich die störenden Schuhe aus und rollte die Hemdsärmel hoch, bis mein Schildarmband zum Vorschein kam. »Bin gleich wieder da.«
    »Harry«, sagte Susan besorgt.
    »Ich habe Alien gesehen. Keine Sorge, ich bin nicht Tom Skerritt.« Damit zwinkerte ich ihr zu und kroch rasch in das Lüftungsrohr.
    Alles war still. Das Rohr verlief geradeaus, ungefähr alle fünf bis sechs Meter waren Öffnungen eingelassen, um verschiedene Wirtschaftsräume zu versorgen. Als ich an drei oder vier Gittern vorbei war, hörte ich Stimmen.
    »Das entspricht nicht der Abmachung«, sagte Marcone. Es klang verzerrt wie bei einem schlecht eingestellten Radiosender.
    Anna Valmont antwortete mit ihrem angenehmen britischen

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