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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Gesicht zucken sehen. Dann ergriff Levon erneut das Wort: »Und jetzt der Stein.«
    Dicht nebeneinander spähten die drei durch die Gabelung des Eschenstamms. Dave hatte den richtigen Blickwinkel. »Dort«, rief er und zeigte auf das, was er gesehen hatte.
    Levon schaute hin, und in seinen Augen lag ungeheure Verwunderung. Dort befand sich tatsächlich ein Stein, der sich in eine flache Mulde am Waldrand schmiegte. »Wisst ihr«, flüsterte er gedämpft, »ich glaube, wir haben die Höhle der Schläfer gefunden.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Torc.
    »Die Wilde Jagd«, erwiderte Levon. Dave spürte ein Prickeln in der Nackengegend. »Der ungezähmteste Zauber, den es je gegeben hat, liegt schlafend an dieser Stelle.« Die Anspannung in Levons gewöhnlich gelassener Stimme war so groß, dass sie sich überschlug. »Oweins Horn ist es, das du gerade geblasen hast, Davor. Wenn es uns je gelingen würde, die Flamme zu finden, dann würden sie wieder reiten. Oh, bei allen Göttern!«
    »Erzähl mir davon«, flehte Dave; auch er flüsterte. Einen Augenblick lang schwieg Levon; dann begann er, während sie durch die Astgabel der Esche auf den Stein starrten, zu singen:
     
    Aus dem Schlaf wird erwachen der Flamme Brand.
    Das Horn wird rufen die königlichen Mannen.
    Auch wenn sie dir antworten aus dem tiefen Land,
    Darfst du sie dennoch niemals bannen,
    Die verlassen zu Pferde Oweins schützende Hand
    Und sich zum Führer ein Kind ersannen.
     
    »Die Wilde Jagd«, wiederholte Levon, als die Klänge seines Gesangs verhallten. »Mir fehlen die Worte, zu beschreiben, wie sehr sie unser aller Horizont übersteigt.« Und er war nicht zu bewegen, noch mehr zu sagen.
    Dann ritten sie fort von jenem Ort, von dem mächtigen Stein und dem geborstenen Baum, und Dave trug das Horn über der Schulter. Sie überquerten die Straße und setzten in stillem Einverständnis so ihren Weg fort, dass sie nicht gesehen werden konnten, ehe sie bei Silbermantel und dem Großkönig angelangt waren.
    Den ganzen Morgen über ritten sie über hügeliges Ackerland, und hin und wieder fiel ein dünner Nieselregen vom Himmel herab. Er wurde dringend gebraucht, das konnten sie erkennen, denn das Land war ausgetrocknet.
    Kurz nach Mittag war es, als sie eine Reihe flacher Bergrücken erklommen, die gen Südosten verliefen, und unter sich einen See glitzern sahen, der wie ein Juwel zwischen die umgebenden Hügel eingebettet lag. Er war sehr schön, und sie hielten einen Moment an, um den Anblick zu genießen. Neben dem Wasser stand ein kleiner Bauernhof, eher eine Hütte, mit einem Hof und einer Scheune dahinter.
    Bei ihrem gemächlichen Abstieg wären sie daran vorbeigeritten wie sie es bei all den anderen Bauernhöfen gehalten hatten, doch als sie herabkamen, trat eine alte, weißhaarige Frau hinter der Hütte hervor und spähte zu ihnen herüber.
    Dave sah sie im Näher kommen an und entdeckte, dass sie in Wahrheit gar nicht so alt war. Sie legte die Hand an den Mund, und diese Geste kam ihm unerklärlicherweise bekannt vor.
    Dann rannte sie über das Gras hinweg auf sie zu, und mit freudiger Erregung im Herzen sprang Dave rufend von seinem Pferd und rannte und rannte, bis Kimberly in seinen Armen lag.



 
Kapitel 15
     
    Diarmuid, dem Prinzen, war in seiner Eigenschaft als Hüter der Südfeste in der Hauptstadt ein Haus zugewiesen worden, eher einer kleinen Kaserne ähnlich, für jene unter seinen Männern, die aus was für Gründen auch immer dort einquartiert sein mochten. Er zog es vor, hier selbst die Nächte zu verbringen, wenn er sich in Paras Derval aufhielt, und hier suchte Kevin Laine ihn am Morgen nach der verheerenden Katastrophe auf, nachdem er einen Großteil der Nacht über von seinem Gewissen geplagt worden war.
    Und es machte ihm nach wie vor zu schaffen, als er aus dem Palast in den Regen trat. Er konnte nicht sonderlich klar denken, denn die Trauer war zu jener frühen Stunde eine Wunde in seinem Herzen. Das einzige, was ihn weitermachen ließ, ihn zur Entschlossenheit zwang, war das entsetzliche Bild Jennifers, die auf dem Rücken gebunden gen Norden flog, in die Gewalt jener Hand, die der Berg ausgestreckt hatte. Unklar allerdings war es, wie er weitermachen sollte, wohin die Loyalität ihn führen würde. Sowohl Loren als auch Kim, die so beunruhigend verändert war, unterstützten eindeutig diesen auf finstere Art anziehenden älteren Prinzen, der plötzlich zurückgekehrt war.
    »Es ist mein Krieg«, hatte

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