Silbermantel
uns ein Koch!«
Noch während des Prinzen sarkastisches Gelächter den Raum erfüllte, dachte Kevin zurück an jenen kurzen Moment, der seiner ersten Ankündigung von Ailerons Rückkehr gefolgt war. Auch da war Diarmuid voller beißender Ironie gewesen, jedoch nur in jenem ersten Augenblick. In diesem hier glaubte Kevin gesehen zu haben, wie ein ganz anderer Ausdruck auf des Prinzen Gesicht erschien und wieder verschwand, und er war beinahe sicher, zu wissen, worum es sich dabei gehandelt hatte.
*
Loren und Matt waren mit Teyrnon und Barak fortgegangen, um den Leichnam vom Baume heimzuholen. Der Götterwald war kein Ort, an den Soldaten sich freiwillig begaben, und außerdem fanden es die beiden letzten Magier in Paras Derval am Vorabend des Krieges nur recht und billig, dass sie sich gemeinsam mit ihren Quellen von den Menschen absonderten und sich zum Gedankenaustausch darüber zusammenfanden, was sie in den kommenden Tagen wohl erwarten würde. Sie waren sich einig, wer König werden solle, obwohl das in gewisser Hinsicht ein Jammer war. Seiner unwirschen Art zum Trotz hatte Aileron mit seiner Entschlossenheit das Zeug zum Kriegskönig althergebrachter Art. Diarmuids unbeständige Pracht machte ihn einfach zu unzuverlässig. Sie hatten sich früher gelegentlich geirrt, aber nicht oft beide gemeinsam. Barak war der gleichen Meinung. Matt behielt die seine für sich, aber daran waren die anderen drei gewöhnt.
Außerdem befanden sie sich inzwischen im Wald, und da sie allesamt Männer waren, die mit den Mächten vertraut und noch dazu tief betroffen waren von den Ereignissen der Nacht, gingen sie schweigend dem Sommerbaum entgegen.
Und dann entfernten sie sich, nun in ein ganz anderes Schweigen gehüllt, wieder von ihm, unter einem Blätterdach, von dem der morgendliche Regen tropfte. Es wurde gelehrt, und sie alle kannten die Lehre, dass Mörnir, wenn er um des Opfers willen kam, nur auf die Seele Anspruch erhob. Der Körper war Hülse, Spreu, nicht für den Gott bestimmt, und er wurde zurückgelassen.
Doch er war nicht zurückgelassen worden.
Ein Wunder, doch es klärte sich auf, als Loren und Matt nach Paras Derval zurückkehrten und das Mädchen in den dunklen Gewändern einer Altardienerin des Heiligtums vor ihrem Quartier in der Stadt warten sahen.
»Herr«, sprach sie, als sie herankamen, »die Hohepriesterin hat mir befohlen, Euch anzuweisen, ihr möget zu ihr in den Tempel kommen, sobald es Euch möglich ist.«
»Ihn anzuweisen?« knurrte Matt.
Das Kind war auf bemerkenswerte Weise gefasst. »So hat sie es mir aufgetragen. Die Angelegenheit ist wichtig.«
»Ah«, sagte Loren. »Sie hat den Leichnam zurückgeholt.« Das Mädchen nickte. »Des Mondes wegen«, fuhr er fort, seine Gedanken aussprechend. »So passt alles zusammen.«
Überraschenderweise nickte die Tempeldienerin wieder. »Natürlich passt es«, bestätigte sie kühl. »Wollt Ihr jetzt kommen?«
Sie blickten einander mit hochgezogenen Augenbrauen an, folgten jedoch Jaelles Botin durch die Straßen zum östlichen Tor.
Sobald sie die Stadt hinter sich hatten, blieb sie stehen. »Da ist etwas, wovor ich Euch warnen möchte«, richtete sie das Wort an Loren Silbermantel.
Der blickte von oben auf das Kind herab. »Hat die Priesterin dir befohlen, das zu tun?«
»Natürlich nicht.« Ihr Tonfall war ungeduldig. »Dann solltest du über nichts sprechen, das über deinen Auftrag hinausgeht. Wie lange bist du schon Tempeldienerin?«
»Ich bin Leila«, entgegnete sie und sah ihm mit gelassenem Blick ins Gesicht. Zu gelassen; er wunderte sich über diese Antwort. War sie nicht ganz bei Verstand? Gelegentlich nahm der Tempel solche Kinder auf.
»Das hatte ich nicht gefragt«, sagte er gütig. »Ich weiß, was Ihr gefragt hattet«, erwiderte sie. »Ich bin Leila. Ich habe Finn dan Shahar beim Ta’kiena-Spiel viermal in diesem Sommer aufgerufen, den Längsten Weg zu gehen.«
Seine Augen verengten sich; davon hatte er gehört. »Und Jaelle hat dich zur Tempeldienerin gemacht?«
»Vor zwei Tagen. Sie ist sehr weise.« Ein arrogantes Kind. Es war an der Zeit, ihr gegenüber fest aufzutreten. »Nicht«, belehrte er sie ernst, »wenn ihre Tempeldiener es sich herausnehmen, über sie zu urteilen, und ihre Botinnen eigene Botschaften darbieten.«
Das brachte sie nicht aus der Fassung. Mit einem zustimmenden Achselzucken drehte Leila sich um und setzte ihren Weg fort, den Hang hinauf zum Heiligtum.
Im Dahinschreiten schlug er sich eine Weile
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