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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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dich.«
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    »Ich dich auch. Und ich werde bei dir sein.« Seine Stimme war nur ein Hauch an meiner Wange. »Du wirst mich in dir spüren, wie jetzt. Glaube mir, Liebes, glaube mir doch! Nichts kann uns trennen. Nichts.«
    »Ich glaube dir«, sagte ich.
    Später entwirrte und kämmte ich sein Haar, während er nackt auf der Matte kniete. Ich rieb es mit Kamelienöl ein, das japanische Männer seit über tausend Jahren verwenden. Der Duft hatte etwas verwirrend Lebendiges an sich, er ließ an Büsche im Regen denken, an dunkle Gewässer, an kühle Schatten. Nun konnte ich den Kamm leicht durch die Haare führen, sie fühlten sich so schmiegsam an, eine weiche, schimmernde Fläche. Als das Haar glatt über seinem Rücken hing, befestigte er das weiße Stirnband. Dann kniete ich vor ihm nieder, knüpfte langsam seinen Lendenschurz zu, den Knoten hatte er mir beigebracht. Er sah auf mich herab, als ich seine Hüften an mich zog, mein Gesicht an seine Schenkel preßte.
    Meine Lippen wanderten langsam auf- und abwärts, während ich sein Begehren unter meinen Händen spürte. Dann zog ich mich an ihm hoch; eine Weile lang standen wir Brust an Brust, bevor wir uns voneinander lösten. Ken knöpfte seine Jeans zu, streifte sein ärmelloses T-Shirt über den Kopf. Lächelnd nahm er meine Hand.
    »Wir sollten jetzt gehen.«
    Mein Herz klopfte; er war schön wie ein Traum, der Mann, den ich in meinem Körper fühlte. Doch er gehörte mir nicht mehr; er gehörte den Inselgöttern, den Oftgekommenen, den Schläfern in den Dingen, die heute in Erscheinung traten.
    Und ich fühlte voller Liebesqual und Furcht, daß er den Göttern gefallen würde.
    Wir kamen nicht mehr rechtzeitig, um zu sehen, wie der Tragschrein der Meeresgöttin die Schilfhütte verließ; aber es war uns vergönnt, es zu hören. Denn in dem Augenblick, als wir das Haus verließen und den Fußweg hinunter zum Dorf gingen, setzte der Tumult schlagartig ein. Ken lachte und drückte meine Hand; wir gingen schneller. Bald drangen uns die Geräusche mit verstärkter Gewalt entgegen.
    Als wir die Hauptstraße erreichten, brach das Fest in all seiner Klangfülle vor uns aus, in all seinen prächtigen Farben und Bewegungen. Denn nicht nur der Tragschrein der Schutzgöttin, sondern sämtliche Gottheiten hatten ihre kleinen Wald- und Quartiersschreine verlassen, um auf großen Tragbalken auf den Schultern der Dorfjugend durch die Straßen geführt zu werden. Alle Schreine, mit wappengeschmückten Brokatstreifen verhängt, waren aus erlesenen Hölzern angefertigt, mit vergoldeten Lotosblüten und Kranichen geschmückt. Burschen und Mädchen trugen blauweiß gemusterte Kimonojacken und kurze weiße Baumwollhosen, denen man den merkwürdigen Namen Sarumata (Affenschenkel) gegeben hatte. Es war die ursprüngliche Fischertracht, die nicht nur auf der Insel, sondern in ganz Japan bei Festen getragen wurde. Alle – Mädchen wie Jungen –
    waren geschminkt, trugen die weißen oder dunkelblauen Schweißtücher um die Stirn gerollt oder geknotet. Die Gruppen bewegten sich Körper an Körper, wobei 512
    sie immer wieder im Takt diese kurzen, rauhen Töne ausstießen. Die Gruppenführer, zumeist ältere Burschen oder Männer, skandierten den Rhythmus mit einem Stab, an dem kleine Glöckchen befestigt waren. Manchmal trafen zwei oder sogar drei Gruppen in den engen Straßen zusammen. Dann versuchte jede Gruppe, sich am anderen Tragschrein vorbei den Weg zu erzwingen. Die Tragschreine wurden von einer Seite auf die andere gezerrt, so daß sie über den Köpfen der Menschen niedertauchten und schwankten wie auf den Wellen eines aufgewühlten Meeres. Alle Gesichter waren vor Anstrengung verzerrt, die Mädchen skandierten die Rufe wie kreischende Vögel. Die Zuschauer drängten sich an die Hauswände, lachten, schrien, klatschten in die Hände. An jeder Straßenkreuzung waren auf Holzgestellen Trommeln befestigt; Kens Musiker spielten dort, in schillerndem Brokat gekleidet, mit Pluderhosen und Gamaschen.
    Sie trugen die Masken der Dämonen, deren Hörner rot bemalt waren und schwarze Spitzen hatten. Sie stampften und wirbelten herum, wobei ihr Tanz nur auf den ersten Blick zügellos erschien. In Wirklichkeit waren Schritte und Bewegungen von alters her festgelegt, die Haltung und Gestik genau eintrainiert, wurden die Schlegel im ständigen Einklang mit dem Rhythmus geführt. Als Ken mir plötzlich etwas zurief, folgte ich seinem Blick, sah am Ende der Straße eine auf-und

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