Silbermuschel
Nackenlinie; die Haut war hier heller als an Schultern und Armen, hellgolden, fast weiß, weil das Haar sie stets bedeckte. Langsam glitten meine gespreizten Hände über seine Schultern hinweg, den Rücken hinab. Er drückte das nasse Gesicht in meine Achselhöhle, schmiegte es an meine Brüste. Seine Lippen umkreisten und schlossen sich um meine Brustwarzen, weckten das sanfte, heiße Ziehen in meinem Leib. Etwas Shampoo lief in sein Gesicht; ich tastete nach einem feuchten Tuch, trocknete behutsam seine Augen. Dann drehte ich den Wasserhahn auf, ließ den Strahl über seinen Kopf wandern. Ich spülte sein Haar aus, lange, ausgiebig, zuerst heiß, dann kalt, bis es herabhing wie ein schwarzgrauer Vorhang. Durch das kleine Fenster schien Morgenlicht, zerteilte die heißen Nebelschwaden in unzählige Tröpfchen. Ken wrang sein Haar fest aus, bevor er den Holzdeckel der Wanne hob. Japaner baden sehr warm, aber Ken pflegte die Heizung so zu regulieren, daß das Wasser nie zu heiß für mich war. Gemeinsam stiegen wir in das dampfende Becken, fühlten, wie sich unsere Poren in der Wärme des Wassers öffneten. Er streichelte meine Brust, legte seine Lippen auf meine. Ich atmete ihn ein, fuhr mit der Zungenspitze über die winzigen Schweißperlen auf seinem Gesicht. Sie schmeckten salzig, wie Tränen. Er lächelte.
»Ich bin noch nicht rasiert, weißt du.«
Ich rückte näher zu ihm hin, rieb meine Brust an seinem Gesicht. Wir stiegen aus dem Wasser; er peitschte seinen Körper mit einem kalten Duschstrahl, sog die Luft ein und atmete sie lachend wieder aus. Ich griff nach einem Handtuch, wollte ihn abtrocknen, doch er hob mich auf seine Arme, trug mich aus dem Bad hinaus ins Schlafzimmer. Ich schlang beide Arme um seinen Hals, meine nasse Brust preßte sich an seinen Oberkörper, diese sanfte und feste Glätte. Mit einem einzigen Schwung kauerte er sich nieder, legte mich auf den Futon. Ich schlang die Beine um seine Hüften, führte ihn in mich ein. Meine Flanken wurden tiefer, ich spürte ihn süß und heiß in meinem Leib. Er gab sich mir völlig hin, ließ sich von mir leiten, sein Fleisch war mein Fleisch. Ich preßte meinen Mund auf seinen Nacken, saugte an seiner Haut wie ein Baby, hielt ihn mit dem ganzen Körper so gut wie 510
seinen eigenen, wußte, daß mein Schoß immer enger und härter wurde, je tiefer ich ihn in mich einzog. Er spürte in seinem Leib die Hitze, die er in meinem entfachte.
Er verstrickte seine Finger mit den meinen, vertraute mir seine Hand an. Sein Haar, schwer und feucht, schleifte über mein Gesicht. Wir beobachteten das Wachsen der Ekstase in unseren Augen, fühlten sie in jedem Muskel und in jedem Nerv wachsen, bis das Licht um uns herum sich drehte und das Blut in unserem Körper rauschte wie das Meer.
Lange Minuten vergingen, bevor wir die Augen öffneten, zitternd, in flackernder Erschöpfung. Ich legte meine Hand auf seinen Mund, fühlte das leichte Zucken seiner Lippen, als er ein Lächeln andeutete, meine feuchte Handfläche küßte. Und plötzlich, wie im Traum, überfiel mich tiefer, verwirrender Schrecken.
Aus unendlicher Ferne stieg die Furcht in mir auf, füllte mich mit Wahrnehmungen und Schatten. Es war, als ob sich der helle Morgen verdunkelte. Er merkte es sofort, schmiegte sein Gesicht an meines.
»Was hast du? Angst?«
Ich stöhnte leicht auf. Das Schwindelgefühl ließ nach.
»Ja. Vor dem Feuer.«
»Wie kommst du darauf?«
»Du hast davon gesprochen. Im Schlaf…«
Er lächelte mich an, zärtlich und ruhig, so ruhig.
»Habe ich das?«
Ich nickte wortlos. Er streichelte meine Stirn.
»Und das beunruhigt dich? Warum? Wegen Kimiko?«
Ich schlang beide Arme um seinen Hals.
»Ich will sie nicht sehen! Ich will bei dir bleiben!«
»Liebste«, sagte er, »du brauchst nicht zu gehen, wenn dir nicht wohl dabei ist.«
»Wird sie mir böse sein?«
Er lachte jetzt, leise und unbekümmert.
»Nein, wahrhaftig nicht. Sie wird es verstehen.«
»Und geringschätzig von mir denken«, sagte ich bitter.
»Das wird sie nicht.«
Die Bilder lösten sich auf; ich holte tief Atem, durch Kens Ruhe wieder eingehüllt in die glückselige Lethargie nachklingender sinnlicher Erfüllung.
»Ach, Ken! Verzeih mir. Ich bin dumm. Ich werde natürlich gehen. Es ist nur…
ich fühle mich so schwach und verloren.«
»Du bist stärker als ich.«
»Das willst du mir einreden.«
»Von selbst kommst du ja nicht drauf.«
Ich drückte mein Gesicht an seinen Hals.
»Ich brauche
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