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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
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weil das Eingeständnis sie genauso erstaunte wie offensichtlich ihn. Sie vertraute ihm tatsächlich, und das war nicht nur dumm, es war einfach nicht zu verstehen. Er war verschlossen, ungehobelt und zweifelsohne unbeständig und reagierte auf die einfachsten Sachen unaussprechlich ärgerlich, und trotzdem fühlte sie sich bei ihm geborgen wie vorher noch nie in ihrem Leben. Einen Augenblick saß sie reglos da und wunderte sich über ihre Dummheit.
    Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf, und sie bemerkte, dass sein ärgerlicher Gesichtsausdruck verschwand.
    Als Cody schließlich die Augen wieder öffnete, drückte sein Blick tiefe Sorge aus. "Das ist, wie Sie sehr wohl wissen, eine äußerst heikle Angelegenheit", sagte er ruhig.
    "Was?"
    "Vertrauen."
    Sie presste die Lippen gedankenvoll zusammen. "Sollte ich Ihnen etwa nicht vertrauen?"
    "Verdammt noch mal, nein", murmelte er, kroch wieder in seinen Schlafsack und rollte sich dann demonstrativ von ihr fort.
    Sie betrachtete eine Zeit lang seine Gestalt in dem unförmigen Schlafsack, kuschelte sich dann in ihren und rückte schließlich an Cody heran, so dass sie ihn im schwachen Feuerschein von hinten beobachten konnte. Sie hörte den Wind heulen und lächelte. Morgen würde der Sturm mit voller Gewalt über das Tal hereinbrechen und die Ranch - wie in jedem Winter - von der Außenwelt abschneiden. Und niemand würde mit einer Vorladung zu einem Präklusionsverfahren her-, geschweige denn wieder wegkommen können.

5. KAPITEL
    "Tana."
    Sie glitt noch tiefer in ihren warmen Schlafsack und entzog ihre Schulter dem sanften, beharrlichen Händedruck.
    "Tana, Miss Mitchell."
    Sie erstarrte plötzlich. Irgendetwas stimmte nicht. Wieso weckte sie jemand, indem er sie "Miss Mitchell" nannte? Sie öffnete rasch die Augen.
    Cody kniete direkt neben ihr und hatte sich über sie gebeugt.
    "Er war unrasiert. "Es dauert ja eine Ewigkeit, um Sie wach zu bekommen. Schlafen Sie immer so fest?"
    Sie rollte sich auf den Rücken, streckte die verkrampften Glieder von sich, gähnte und lächelte zugleich. "Ist es schon morgen?" Das herrliche Trägheitsgefühl, das man beim Erwachen hatte, diese wenigen kostbaren Sekunden, bevor die Zivilisation einen wieder einholte, ließen sie seine Wange berühren. Sie lächelte schalkhaft, als sie die harten Stoppeln unter den Fingern spürte. "Du musst dich rasieren", stellte sie fest und duzte ihn unwillkürlich.
    Überrascht, dass sie ihn berührt hatte, zuckte er zurück, was die Intimität ihrer Geste noch steigerte.
    "Tut mir Leid", sagte sie stockend, jetzt hellwach und völlig verwirrt. Weshalb hatte sie das bloß getan? Sie setzte sich im Schlaf sack auf und blickte starr auf ihre Hand hinunter, mit der sie ihn berührt hatte, als gehörte sie ihr gar nicht, weil sie Dinge getan hatte, die sie nicht im Griff hatte. Das Heulen des Windes und die beißende Kälte ließen sie plötzlich aufsehen und sich ihrer Umgebung wieder bewusst werden. "Du meine Güte", sagte sie leise und legte sich dann überrascht die Hand auf den Mund.
    Die Hochebene, die gestern noch ganz grün gewesen war, sah jetzt wie ein weißer Ozean aus. Weit entfernt hatten sich die Rinder mit der Kehrseite zum auffrischenden Wind zusammengeschart. Sie standen so bewegungslos beieinander, als wären sie dort bereits festgefroren. Schwere Wolken hingen so dicht über dem Erdboden, dass zwischen Himmel und Erde keine Trennungslinie auszumachen war. Schnee fiel wie ein Vorhang nieder, der sie von der Außenwelt abzuschneiden schien.
    "Wir müssen weiter", rief Tana voller Panik und kramte in ihrer Tasche nach ihren Stiefeln.
    "Immer mit der Ruhe." Codys Stimme war so besänftigend wie seine Hand auf ihrer Schulter. "Ich habe die Pferde schon gefüttert und gesattelt. Sobald du fertig bist - ebenso wie sie war er ganz selbstverständlich zum Du übergegangen -, können wir aufbrechen. Hier." Er reichte ihr ein Stück Dörrfleisch und einen Blechbecher mit über dem Feuer geschmolzenem Schnee.
    Dankbar leerte Tana den Becher, schob sich das Fleisch wie eine Zigarre zwischen die Lippen und knabberte daran, während sie sich die Schuhe anzog. Innerhalb kürzester Zeit war sie angezogen und hatte ihren Schlafsack zusammengerollt.
    "Ich werde mich darum kümmern. Überlass ihn nur mir."
    Cody nahm ihr den Schlaf sack ab und reichte Tana den Halfter und den Strick, die sie in ihrer Satteltasche verwahrt gehabt hatte. "Bist du sicher, der Bulle hält still?"
    Sie setzte sich

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