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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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aufzusuchen und im Archiv der Tageszeitung nach etwaigen
Hinweisen auf Aidan Tremayne oder seine Familie zu suchen. Es kann mir nicht
schaden, meine beruflichen Talente zu pflegen, dachte sie, als sie über die
Schnellstraße fuhr. Denn daß sie nicht für den Rest ihres Lebens als Kellnerin
arbeiten konnte, war ihr klar; das würden ihre Füße gar nicht aushalten.
    Neely stellte die altersschwache
Heizung des Wagens ein und fröstelte trotz der heißen Luft, die ihr
entgegenschlug. Sie spürte, daß Aidan ihr Leben verändern würde und sie seins;
sie wußte es so sicher, als hätte ein Engel ihr dieses Wissen eingeflüstert.
Ein geheimnisvolles Rätsel tat sich vor ihr auf, sie war begierig, es zu lösen.
    Vorausgesetzt natürlich nur, daß sie
lange genug am Leben blieb, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Sie seufzte und dachte, daß sie
leider viel zuviel über die Einkommensquellen der Wahlkampagne ihres früheren
Chefs wußte — unter anderem. Fünf Jahre Arbeit in Washington hatten Neely von
ihren Illusionen kuriert. Hargrove war ein netter Mensch, der bestimmt nicht
gern ihren oder anderer Leute Tod befahl, aber er liebte auch die Macht, die
seine Stellung ihm verlieh, und den Status, der damit verbunden war. Der
Senator würde niemals seinen Reichtum, seine Position und seine Ehe opfern, um
Neely am Leben zu erhalten, und schon gar nicht seine persönliche Freiheit.
    Sie mußte von jetzt an noch
vorsichtiger sein und endlich aufhören, so zu tun, als sei ihre Welt noch in
Ordnung.

Drei
    Als Aidan erwachte, war er gefährlich
schwach, ein Zustand, der ihn für alle Arten von Feinden verwundbar machte. Es
blieb ihm keine andere Wahl, als auf die Jagd zu gehen.
    Er stand langsam auf und streckte
sich, auch dies eine Gewohnheit, ein Überbleibsel aus seiner Zeit als
Sterblicher. Aidans Muskeln unter seiner Haut hatten sich längst zu einem
steinähnlichen Material verdichtet. Selbst das ist anders, dachte er, als er
die Arme ausstreckte und seine Hände betrachtete. Das einst so lebendige
Fleisch war jetzt kalt und glatt und hart wie Marmor.
    Aidan verweilte nicht lange in
seinem Versteck, denn der Hunger war gnadenlos in seiner Intensität, er
minderte seine Kraft und bedrohte seinen Verstand. Rasch kletterte er die
glatte Erdwand zum Mineneingang hinauf. Draußen schien ein klarer Mond.
    Sein erster Gedanke galt Neely, und
wieder wünschte er sich, ein Mensch zu sein, um in ihrer Nähe sein und im
hellen Sonnenlicht mit ihr spazierengehen zu können. Am meisten jedoch
wünschte er sich, sie lieben zu können, sein eigenes Fleisch warm und weich an
ihrem ... Aber das schien der unmöglichste aller Träume überhaupt zu sein.
    Es ist gefährlich, auch nur daran zu
denken, ermahnte er sich stumm. Er würde nie wieder ein menschliches Wesen
sein, und eher würde er in den Händen seiner Feinde zugrunde gehen, bevor er
Neely in das verwandelte, was er selber war.
    Aidan kannte die Macht, die er als
Vampir besaß, selbst wenn er sie verachtete, und er befürchtete, daß die
Intensität seiner Gefühle Neely zu ihm hinziehen würde. Und falls er ihr jetzt
begegnet wäre — wenn er so entsetzlich hungrig war und wenn sein abscheuliches
Verlangen nach Blut mit seiner körperlichen und emotionellen Leidenschaft für
sie zusammentraf —, wäre er nicht sicher gewesen, sich beherrschen zu können.
    Doch Neely blieb in seinen Gedanken.
Tief in seinem Herzen verweilte sie und ließ sich nicht mehr vertreiben.
    Maeve verbarg sich im kühlen Abendnebel
und wartete ab. Durch die dunstbeschlagenen Scheiben des Lakeview Cafés konnte
sie Neely Wallace sehen, die Frau, die Valerian so beunruhigte.
    Valerian war Maeves Ratgeber, in
gewisser Weise, und er hatte sie unsterblich gemacht, als Aidan sich geweigert
hatte, es zu tun. Aus diesem Grund vertraute sie Valerian, soweit ein Vampir
einem anderen zu vertrauen vermochte, und da er Neely Wallace als Bedrohung für
Aidan ansah, tat sie es auch. Maeve war in dieses Provinznest gekommen, in
dieses Jahrhundert, das sie von Herzen haßte, um sich einem Feind zu stellen
und ihn zu zerstören. Doch statt dessen stand sie nun, verborgen im schwachen
Abendnebel, vor dem Fenster der Raststätte und gab sich ernsthaften Zweifeln
über Valerians Einschätzung der Lage hin.
    Miss Wallace war eine attraktive
junge Frau, zwischen fünfundzwanzig und dreißig, schätzte Maeve, mit glänzendem
kurzem Haar und großen, klugen Augen. Sie lächelte sehr viel, und ihre Gäste
schienen sie zu

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