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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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mögen, aber sie war ganz eindeutig eine gewöhnliche Sterbliche
ohne irgendwelche besonderen Kräfte oder Mächte.
    Wie konnte ein solches Wesen eine
Bedrohung für einen Vampir darstellen, selbst wenn es sich um einen so
unwilligen handelte wie Aidan?
    Maeve war irritiert und sehr
gelangweilt. Sie hatte schon früh an diesem Abend Nahrung aufgenommen, um den
Abend freizuhaben, und nun verpaßte sie ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis
— das Diner, das Columbine Spencer in Charleston, South Carolina, gab, und den
darauffolgenden Ball.
    Maeve begab sich durch bloße
Willenskraft zu Aidans Haus, wo sie sich auf dramatische Weise mitten in seinem
Salon verkörperlichte.
    Er war dort, erstaunlicherweise, saß
hinter seinem Schreibtisch und über eins dieser Journale gebeugt, an denen er
seit Jahren schrieb. Obwohl es Elektrizität in diesem rohen Zeitalter gab und
Aidans Haus auch dafür eingerichtet war, arbeitete er im Schein einer übelriechenden
Öllampe.
    Er hob den Kopf, als er Maeve sah,
grinste und stand höflich auf, um sie zu begrüßen.
    »Kuß, Kuß«, sagte Maeve und spitzte
lächelnd die Lippen. Die Hände in die Hüften gestützt — sie trug ein prächtiges
weißes Abendkleid, mit Hunderten winziger Rheinkiesel bestickt, warf
sie den Kopf ungeduldig in den Nacken. Ihr dunkles Haar umrahmte ihr Gesicht in
glänzenden kleinen Korkenzieherlocken, ihre makellose weiße Haut glühte rosig,
weil sie gleich nach dem Erwachen Nahrung zu sich genommen hatte. »Also
wirklich, Lieber, du scheinst dich allmählich zu einem Geizhals zu entwickeln!«
Sie reichte Aidan eine Hand. »Komm ich
bin auf dem Weg zu einem Ball, und ich weiß, daß die Spencers sich freuen
würden, dich unter ihren Gästen zu begrüßen.«
    Aidan ließ sich mit verschränkten
Armen auf der Schreibtischkante nieder. »Ich nehme an, daß sich dort alles
versammein wird, was unter uns Ungeheuern Rang und Namen hat«, neckte er seine
Schwester.
    Doch Maeve schien nicht belustigt.
»Die meisten werden ganz gewöhnliche Sterbliche sein«, sagte sie und hob
trotzig das Kinn. »Bühnenschauspieler, eine Opernsängerin, Künstler ...«
    »Und ein, zwei Vampire und
zahlreiche Hexen und Werwölfe ...«
    Heiße Röte stieg in Maeves
alabasterfarbene Wangen. »Seit wann bist du ein solcher Snob?« entgegnete sie
spitz. »Valerian hat mir erzählt, daß du eine gefährliche Vorliebe für menschliche
Gesellschaft entwickelt hast. Nach einem kurzen Blick auf den Gegenstand deiner
Faszination dachte ich noch, er müsse sich geirrt haben. Aber jetzt bin ich mir
nicht mehr so sicher.«
    Aidans Augen verengten sich
mißtrauisch. »Was soll das heißen — >nach einem kurzen Blick auf den
Gegenstand meiner Faszination    Maeve sammelte ihre ganze
beeindruckende Macht, wie sie es häufig tat, wenn sie einem besonders dreisten
Menschenwesen imponieren wollte. »Ich habe mir Neely Wallace angesehen«,
sagte sie.
    Aidan rührte sich nicht, und doch
schien jede Faser seines Körpers eine gefährliche Drohung auszusenden. »Was?«
    Maeve begann unruhig durch den Raum
zu gehen. »Dann stimmt es also«, sagte sie und bewegte nervös ihren zierlichen
Elfenbeinfächer. »Du hast dich tatsächlich in eine Sterbliche verliebt!« Sie
blieb stehen. In ihren Augen glitzerten Tränen. »Oh, Aidan, wie konntest du nur
so dumm sein?«
    Sie sah die Verwirrung in Aidans
Gesicht und die Qual, die ihren Bruder beherrschte. »Verliebt ist wohl kaum der
richtige Ausdruck«, gestand er leise. »Ich bin dieser Frau erst zweimal
begegnet, Maeve, und doch ist es schon so, als ob sie meine Seele besäße. Ich
muß immer wieder daran denken, was die Zigeunerin damals sagte, als unsere
Mutter uns zu ihr brachte, um uns die Zukunft voraussagen zu lassen. Erinnerst
du dich noch daran?«
    Maeve zuckte zusammen, weil sie vor
dieser Erinnerung und vor ihrer Bedeutung zurückschrak, selbst nach all diesen
Jahren noch. »Ja«, erwiderte sie grimmig, »ich erinnere mich sehr gut! Wir
suchten ein flohverseuchtes Zigeunerlager auf, und Mama, die arme,
abergläubische Seele, gab einem dummen alten Weib Geld, damit sie uns die Zukunft
voraussagte.«
    Aidan maß sie mit einem stummen
Blick, und Maeve sah so etwas wie Mitleid in seinen Augen aufleuchten.
    Sie war entrüstet. »Na schön«, gab
sie zu, obwohl ihr Bruder nichts gesagt hatte, »die Hexe hat in einigen Dingen
recht gehabt! Aber es besteht kein Grund zur Annahme ...«
    »... daß Neely die Frau ist, von der
die Hexe sprach?« schloß

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