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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wieder etwas beruhigt
hatte, tauschte Aidan seinen Abendanzug gegen abgetragene Jeans und einen
weizenfarbenen, grobgestrickten Wollpullover aus. Er bürstete sein schwarzes,
halblanges Haar — ein Stil, der durchaus dem herrschenden Jahrhundert und
Jahrzehnt entsprach — und ließ ein klares Bild von Neely vor sich erstehen.
    Sekunden später stand er auf dem
Parkplatz der Raststätte an der Schnellstraße, mitten im sanft fallenden
Schnee. Neely kam gerade aus der Tür und schlüpfte im Gehen in ihren billigen
Stoffmantel.
    Als sie Aidans Anwesenheit spürte,
blieb sie stehen und suchte seinen Blick. Das Lächeln, das sie ihm dann
schenkte, besiegelte für immer und ewig sein Verderben.
    »Hallo«, sagte sie schlicht.
    Langvergessene Gefühle erschütterten
Aidan, als er dastand und Neelys unschuldigem Zauber erlag. »Hallo«, erwiderte
er, als süße Verzweiflung ihn einhüllte wie Schnee ein frischaufgeschüttetes
Grab.
    Und irgendwo, ganz tief in seinem
Innersten, zündete ein Funke und loderte zu einer alles versengenden Flamme
auf.
    Es stimmte also, was die
Zigeunerhexe ihm vor so langer Zeit prophezeit hatte ... Hier, direkt vor ihm,
stand der Grund für seine Schöpfung, die Personifizierung seines Schicksals.

Zwei
    Es war fast, alls hätte er auf sie
gewartet.
    Neely Wallace fühlte sich sehr stark
zu diesem rätselhaften Mann hingezogen, als sie auf dem Parkplatz des Lakeview
Cafés stand und ihm in die dunklen Augen schaute. Und bevor sie noch daran
denken konnte, daß der Mann praktisch ein Fremder für sie war, grüßte sie ihn
ganz spontan.
    Im Hinblick auf die Tatsache, daß es
Menschen gab auf dieser Welt, die sie zum Schweigen bringen oder sogar töten
wollten, war Neelys Reaktion erstaunlich. Einen flüchtigen Moment lang
wünschte sie, nie für Senator Dallas Hargrove gearbeitet und nie seine
kriminellen Handlungen aufgedeckt zu haben.
    Der Fremde lächelte, der Schnee sank
zwischen ihnen nieder und tauchte das Land in magische Stille. Etwas in dem
Blick des Mannes faszinierte sie so sehr, daß sie am liebsten für immer und
ewig stehengeblieben wäre, um ihn anzusehen.
    Es war fast, als schaute er tief in
ihr Innerstes mit diesen bemerkenswerten Augen; als weckte er einen
lebenswichtigen Teil ihres Seins, der ihr bis dahin unbekannt gewesen war.
    Neely räusperte sich nervös, aber
sie behielt ihr Lächeln bei. Sie hätte sich die Zeit nehmen sollen, ihren
Bruder anzurufen, als ihre Schicht beendet war, dann wäre er herübergekommen
und hätte sie zum Campingplatz zurückbegleitet. Wenn sie den Fremden nicht
schon am Abend zuvor gesehen hätte, als sie mit Danny an seiner Tür klingelte,
hätte sie ihn vielleicht für einen Straßenräuber oder Vergewaltiger gehalten —
oder vielleicht sogar für jemanden, den ihr früherer Chef beauftragt hatte,
dafür zu sorgen, daß sie niemals wieder ein Wort über seine enge Verbindung zu
Drogenhändlern äußern konnte. »Das Café ist geschlossen«, sagte sie. »Wir
öffnen morgen um fünf.«
    Er kam nicht näher, dieser Mann, und
doch spürte Neely seine Gegenwart mit allen ihren Sinnen. »Haben Sie keine
Angst«, sagte er. »Ich bin nicht gekommen, um Ihnen etwas anzutun.«
    Neely nahm an, daß ein bezahlter
Mörder das gleiche sagen würde, doch die Idee paßte nicht zu ihren
Empfindungen. Sie fürchtete sich auch gar nicht wirklich, und doch flatterte
ihr Herz. »Ich glaube, ich habe gestern Ihren Namen nicht verstanden«, sagte
sie und brach damit endlich die Lähmung, die sie bis jetzt gefangengehalten
hatte.
    »Aidan Tremayne«, sagte er und blieb
auch weiterhin auf Distanz. »Und wer sind Sie?«
    »Neely Wallace«, erwiderte sie und
fand endlich die Kraft, ihren Weg über den schneebedeckten Parkplatz fortzusetzen.
    Eine hohe Hecke trennte das
Parkgelände von dem Motel und dem Campingplatz. Unter dem bogenförmigen Eingang
blieb Neely stehen, um sich nach dem Mann umzusehen.
    Doch Aidan Tremayne war
verschwunden. Keine Spur war von ihm zurückgeblieben, selbst der frische Schnee
war mit Ausnahme von Neelys eigenen Fußabdrücken völlig unberührt.
    Sie blieb einen Moment stehen und
lauschte, doch sie hörte nichts. Nach einem tiefen Atemzug ging sie rasch zu
ihrem kleinen Campingmobil weiter, das neben Bens größerem stand, und schaute
dort noch einmal über ihre Schulter. Aber auch jetzt war nichts mehr von Aidan
Tremayne zu sehen.
    »Komisch«, murmelte Neely, als sie
die Tür aufschloß und eintrat. Erst als sie das Licht angeschaltet

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