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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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war
zweiundzwanzig gewesen, als das Undenkbare geschah. Man schrieb das Jahr 1782,
und er befand sich in einem kleinen Raum über einer verrufenen englischen
Taverne, nicht weit entfernt von Oxford ...
    Lisettes hüftlanges kastanienbraunes Haar
bedeckte wie ein seidener Schleier Aidans Oberkörper, ihre eisblauen Augen
blickten zärtlich auf ihn herab. »Mein schöner Junge«, murmelte sie und
streichelte seine Brust, seinen Bauch, sein Glied. »Ich könnte es nicht
ertragen, dich aufzugeben.«
    Aidan stöhnte. Sie waren die ganze
Nacht zusammen gewesen, und wie immer, wenn der Morgen heraufdämmerte, wurde
sie sentimental und gierig. Er war überrascht, als er eine neue Erektion
verspürte, denn er hatte geglaubt, sie hätte ihn bereits erschöpft.
    Lisette war um einiges älter als
Aidan, und ihre Erfahrung in erotischen Angelegenheiten war beträchtlich, aber
abgesehen davon wußte er kaum etwas von ihr. Eines Nachts, als Aidan einen
einsamen Spaziergang unternahm, hatte eine prächtige, von sechs Rappen gezogene
Kutsche neben ihm gehalten, und Lisette — ein blasses, fast überirdisch schönes
Wesen — hatte ihn mit einem Lächeln und einer Handbewegung aufgefordert,
einzusteigen. Seither trafen sie sich regelmäßig.
    Und nun lachte sie über sein
Widerstreben, obwohl sein junger Körper durchaus bereit schien, sich mit ihrem
erneut zu vereinen.
    Sie bestimmte den Rhythmus, war
Angreiferin und Verführerin. Sie nahm Aidan in Besitz und ließ ihn gleich
danach halb bewußtlos auf den zerknitterten Laken liegen.
    Halb benommen schaute Aidan zu, wie
seine Geliebte eine unruhige Wanderung durch den kleinen Raum aufnahm. Sie trug
jetzt wieder ihr hauchdünnes, fließendes Musselinnachthemd, die dichten Locken
fielen wie ein rotgoldener Wasserfall auf ihren schmalen Rücken. Aidan war
froh, daß es schon fast Morgen war und sie ihn wie immer um diese Zeit
verlassen würde, denn er befürchtete, daß eine weitere Umarmung ihn umbringen
würde.
    »Sieh zu, daß du dich während meiner
Abwesenheit nicht mit irgendwelchen Dirnen einläßt«, sagte sie gereizt. »Ich
würde das nicht dulden!«
    Aidan richtete sich halb im Bett
auf. »Ich bin nicht dein Eigentum, Lisette«, erwiderte er. »Also sag mir nicht,
was ich zu tun und was ich zu lassen habe.«
    Darauf drehte sie sich jäh zu ihm
um, und er sah etwas Schreckliches in ihrem Gesicht, obwohl es fast dunkel im
Zimmer war und nur ein schwacher Mond hereinschien. »Wage es nicht noch
einmal, in diesem respektlosen Ton mit mir zu sprechen!« herrschte sie ihn an.
    Aidan konnte recht dreist sein, und
der Anwalt seines Vaters schwor, daß diese Eigenschaft eines Tages sein Ruin
sein würde — aber nicht einmal er wagte, Lisette noch weiter herauszufordern.
Sie war keine gewöhnliche Frau, das war ihm seit langem klar, und er spürte
auch, daß sie eine ihm noch unbekannte Macht besaß.
    Wahrscheinlich war es das, was ihn
so sehr an ihr reizte, ganz abgesehen von ihrer unersättlichen Begierde und
ihrer unermeßlichen Schönheit.
    Lisette warf einen düsteren Blick
zum Fenster, dann schaute sie wieder Aidan an, und ihre Augen glühten in der
Dunkelheit. Sie waren hart wie Edelsteine und glitzerten von einem eisigen
Feuer. Lisette gab ein ersticktes Geräusch von sich, eine Mischung aus
Verlangen und Bedauern, und stürzte sich auf ihn.
    Aidan versuchte, sie abzuschütteln,
betroffen über die Heftigkeit ihres Angriffs, aber zu seiner Enttäuschung
stellte er fest, daß sie viel stärker war als er.
    »Bald«, murmelte sie, wieder und
wieder, wie eine Mutter, die ihr Kind beruhigt. »Bald, mein Liebling, wird uns die
ganze Welt gehören ...«
    Aidan spürte ihre spitzen Zähne in
seinem Hals, und sein Herz überschlug sich vor Entsetzen. Er kämpfte, um
Lisette abzuwehren, aber sie war wie eine Marmorstatue, begrub ihn unter sich
und drohte ihn zu zermalmen. Er fühlte eine Ohnmacht nahen und wußte
plötzlich, daß er sterben und Maeve, seine Schwester, nie wiedersehen würde;
daß er nie wieder lachen, nie wieder malen und nie wieder Wein und Bier mit seinen
Freunden trinken würde.
    Er verstärkte seine Anstrengungen,
bemühte sich, die drohende Ohnmacht abzuschütteln, während unerträgliche
Schmerzen seinen Körper peinigten.
    »Beruhige dich«, wisperte Lisette
und hob den Kopf, um Aidan anzuschauen. »Deine Freunde, die armen Narren, werden
glauben, du seist tot, aber du wirst nur schlafen, Aidan. Ich werde kommen, um
dich abzuholen, mein Liebling, bevor sie dich

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