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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie ihn am
meisten gebraucht hätte, nicht bei ihr gewesen war.

Dreizehn
    Vinnie und Sally stritten noch immer unter
dem Gemälde des gemarterten Heiligen, als Aidan sich in einer Ecke des Raums
verkörperlichte.
    Neely konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, weil sie so froh war, ihn zu sehen und sich inzwischen an seine
dramatischen Auftritte gewöhnt hatte. Er trug die Uniform eines Nazioffiziers
— ausgerechnet — und klatschte ungeduldig mit einer Reitgerte auf seine
behandschuhte Hand, während er von seiner imponierenden Höhe gereizt auf die
beiden Brooklyner Ratten herabschaute.
    »Ach, du heilige Scheiße!« flüsterte
Vinnie.
    »Wo kommt denn der her?«
fragte Sally verblüfft.
    Aidan schaute Neely an und zwinkerte
ihr zu, aber so, daß keiner der anderen es bemerkte. »So, so«, begann er in
gutturalem, ausgesprochen germanischen Tonfall und gab sich die größte Mühe,
dabei seine Vampirzähne zur Geltung zu bringen. »Sie haben diese Leute also
gefangengenommen?«
    Sally zitterte bereits am ganzen
Körper. »Lieber Himmel«, stöhnte er, »das ist der Kerl, von dem Max gesprochen
hat! Der, der ihm das Blut ausgesaugt hat!«
    »Du glaubst doch nicht etwa einen
solchen Quatsch?« fragte Vinnie seinen Partner, aber seine Stimme verriet sein
Entsetzen. Aidan begann die beiden langsam über den Linoleumboden an die Wand
zu drängen.
    Senator Hargrove riß sich für einen
Moment aus seiner Versunkenheit und murmelte: »Wer — zum Teufel — ist das?«
    Neely antwortete nicht, schaute nur
nervös zum Fenster und suchte im Raum nach einer Uhr. Falls die Morgendämmerung
schon nahte, war Aidans Rettungsaktion zum Scheitern verurteilt.
    Aidan schleuderte die Reitgerte
beiseite, als er vor Vinnie und Sally stehenblieb, die jetzt beide an der Wand
kauerten.
    Neely stählte sich innerlich für
das, was jetzt kommen mußte. Sie liebte Aidan Tremayne von ganzem Herzen, aber
das würde sich mit Sicherheit ändern, sobald sie Zeugin der harten Realität des
Vampirismus wurde.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten,
warf Aidan ihr über die Schulter einen Blick zu, bedachte sie mit einem
schwachen Grinsen und wandte sich dann wieder seinen Opfern zu. Indem er beide
Hände hob und auf die Gesichter der Männer legte, schien er eine seltsame
Energie auf sie zu übertragen.
    Als Aidan zurücktrat, gelassen und
kühl, doch sichtlich geschwächt, glitten Vinnie und Sally besinnungslos zu
Boden, ihre Augen waren offen und starrten ins Leere.
    »Was hast du mit ihnen angestellt?«
wisperte Neely. Er hatte sie nicht in den Hals gebissen.
    Aidan drehte sich zu ihr um und
strich seine Uniformjacke glatt. »Nicht viel. Sie halten nur ein Schläfchen —
das etwa drei oder vier Wochen dauern wird. Sie werden sich eines Tages an dich
erinnern, klar, aber angesichts dessen, was sie heute abend erlebt haben,
glaube ich nicht, daß sie begierig sein werden, die Bekanntschaft mit dir zu
erneuern.«
    Auf dem Stuhl neben Neely ließ
Senator Hargrove den Kopf hängen und murmelte etwas Unverständliches.
    Aidan löste Neelys Fesseln, den
Senator jedoch betrachtete er nachdenklich. »Was machen wir mit ihm?« fragte er
stirnrunzelnd.
    Neely rieb ihre wunden Handgelenke
und wandte sich gleichzeitig in Richtung Badezimmer. Um Vinnie und Sally
machte sie einen weiten Bogen, obwohl sie jetzt ungefähr so gefährlich wirkten
wie zwei Karotten. »Tu nichts, bevor ich wieder da bin«, rief sie Aidan zu.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer
zurückkehrte, schritt er unruhig auf und ab.
    »Wozu die Naziuniform?« fragte sie
verwundert.
    Aidan zuckte die Schultern. »Ich
mußte schließlich etwas anziehen«, erwiderte er geistesabwesend, »und das hatte
ich gerade zur Hand. Dieser Mann hier ist der berüchtigte Senator Hargrove,
nicht?«
    »Du weißt, wer er ist.« Neely
seufzte und verschränkte die Arme. »Du bist doch Hellseher — ganz abgesehen von
all deinen anderen Talenten.«
    Aidan umkreiste den Stuhl des
Senators und musterte die kraftlos in sich zusammengesunkene Gestalt. »Er ist
nicht von Grund auf schlecht«, bemerkte er nachdenklich, als läse er in einem
psychologischen Gutachten. »Nur schwach.«
    Neely nickte, dann richtete sie
ihren Blick aufs Fenster. »Ja«, stimmte sie zu und erzählte Aidan von Dallas
Hargroves großer, zerstörerischer Liebe und Elaine. »Und ausgerechnet heute
nacht mußte Mrs. Hargrove sterben«, schloß sie, »und er konnte nicht bei ihr
sein. Meiner Ansicht nach hat er einen Zusammenbruch erlitten, von dem er

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