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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Hargrove ihr an Kraft und Größe weit überlegen war. »Ich bin des ewigen
Fliehens müde«, sagte sie. »Ich lasse mich nicht jagen wie ein armes Tier, dem
jemand das Fell abziehen will!«
    Der Senator schaute sie eine Weile
betroffen an, dann sagte er resigniert: »Keine Sorge, Neely, niemand wird Sie
jetzt noch jagen — weil sie Sie verdammte Närrin nämlich bereits gefunden haben!«
    Kaum hatte er es ausgesprochen,
erschienen vier kräftige Männer in maßgeschneiderten dunklen Anzügen in der
Halle.
    Als Neely sie erblickte, stürzte sie
auf die Tür zu, doch sie war zu müde und deshalb nicht schnell genug.
    Der Kleinste der Männer erwischte
sie, riß ihr die Arme auf den Rücken und schob seinen eigenen unter ihre
Ellbogen.
    Neely wehrte sich und schrie, aber
der Mann hielt sie mühelos fest. Einer der anderen kam zu ihnen herüber und
schlug sie hart auf den Mund. Der metallische Geschmack von Blut berührte ihre
Zunge.
    »Es besteht kein Grund, so
gewalttätig zu sein«, protestierte Hargrove, aber sein Ton war schwach wie sein
Charakter.
    Neely stieß einen Fuß gegen das
Schienbein des Mannes, der sie überwältigt hatte, und er heulte auf vor Schmerz
und ließ sie los. Im Film hätte der Trick gewirkt, dachte sie wehmütig, als die
anderen drei Kerle auf sie zustürzten. Im wirklichen Leben jedoch hielten zwei
der Schurken sie fest, während der dritte eine Spritze aus der Jackentasche
zog.
    »Um Himmels willen!« rief Hargrove,
so wirkungslos wie zuvor. Neely fragte sich, wie er je zu seinem hohen Amt
gekommen war, ganz zu schweigen von seinem Sitz im Senat und seiner Ehe mit
einer so intelligenten, resoluten Person wie Elaine. »Ich sehe keinen Anlaß ...«
    Neely wehrte sich verzweifelt und
gab einen erstickten Ton von sich, während sie versuchte, der Nadel
auszuweichen. Sie verspürte einen winzigen Einstich in ihrem Nacken und dann
ein leises Brennen, als die Droge, was immer es auch sein mochte, in ihren
Blutkreislauf geriet. Und dann löste Neelys Bewußtsein sich in farblose Leere
auf.
    Als sie wieder zu sich kam, stellte
sie zu ihrem Erstaunen und zu ihrer Besorgnis fest, daß sie, an Händen und
Füßen gefesselt auf dem blanken Boden eines Lieferwagens lag. Ihre Kehle fühlte
sich rauh und trocken an.
    Senator Hargrove lag neben ihr,
ebenfalls gefesselt.
    Er blickte sie böse an. »Ich hoffe,
daß Sie jetzt zufrieden sind«, wisperte er.
    Neely antwortete nicht sofort; ihre
Gedanken waren noch immer sehr konfus. Ihr Kopf schmerzte, ebenso wie die
rechte Hüfte und das Knie. »Sie werden uns umbringen«, flüsterte Hargrove.
    Neely versuchte, sich aufzurichten,
aber es gelang ihr nicht. Der Boden des Wagens war hart und kalt wie Marmor,
doch schlimmer noch waren die Beulen darin, die sich bei jedem Schlagloch in
Neelys Körper bohrten.
    »Und Sie dachten, es wären nette
Kerle«, sagte sie und bewegte sich in dem Versuch, eine etwas bequemere Lage einzunehmen.
    »Halten Sie den Mund!« zischte ihr
ehemaliger Chef.
    Als Neely den Kopf zurücklegte,
erkannte sie die Silhouetten von zwei Männern auf den Vordersitzen. Es war noch
immer dunkel draußen, und Schnee klatschte an die Windschutzscheibe.
    »Sie werden damit nicht
durchkommen«, rief sie den Männern vorn zu. »Ich habe alle Beweise einer
Fernsehreporterin übergeben, und sie wird Sie ganz groß herausbringen! Wer weiß
— vielleicht wird Ihr Prozeß sogar live im Fernsehen übertragen ...« Es war
Neely bewußt, daß sie wie ein Idiot daher-plapperte, aber das war ihr egal.
Denn außer reden hätte sie jetzt nur noch hysterisch schreien können.
    Der Fahrer zerknüllte eine
Papiertüte in seiner fleischigen Hand und warf sie über die Schulter. Er hatte
nicht schlecht gezielt; die Tüte traf Neely am Kinn, ein schwacher Geruch nach
kalten Pommes frites stieg ihr in die Nase. »Stopfen Sie sich damit das Maul«,
sagte er in klassischem Brooklyner Dialekt.
    Neely hörte nicht auf zu reden, dazu
war sie nicht fähig, aber sie senkte ihre Stimme und richtete ihre Bemerkungen
nur noch an den Senator. Zum erstenmal in seinem Leben, dachte sie, wird er
jetzt gezwungen sein, einem unzufriedenen Wähler zuzuhören.
    »Ich kann es immer noch nicht
glauben, daß Sie sich mit diesen Leuten eingelassen haben!« zischte sie.
    Hargrove schloß für einen Moment die
Augen. Er sah aus, als ob ihm übel wäre, und Neely rutschte so weit zurück, bis
sie den kalten Stahl der Radverkleidung an ihrem Rücken spürte. »Mir blieb
nichts anderes

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