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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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erwiderte Aidan abwesend,
dachte an Lisette und verspürte Frösteln. »Ich weiß. Aber Valerian ist anders.
Er wird eine Zeitlang schmollen, doch sobald er merkt, daß die Welt sich auch
ohne ihn weiterdreht, wird er zurückkehren. Der Gedanke, daß er etwas verpassen
könnte, wäre ihm unerträglich.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht«, meinte
Tobias. »Aber lassen Sie uns jetzt gehen, Aidan. Das Tribunal wartet.«
    Aidan dachte an die Zelle, aus der
er sich nicht mit eigener Kraft hatte befreien können, und an die verlausten
Ratten, die ihm als Nahrung gegeben worden waren. Er fürchtete die
bevorstehende Auseinandersetzung, aber er folgte Tobias ohne Widerstreben.
    Obwohl Ben und Danny hocherfreut über
Neelys Rückkehr waren, hatte sich die Lücke, die ihre Abwesenheit hinterlassen
hatte, bereits geschlossen. Ben war in Doris verliebt, wie die Hälfte der
Kunden im Cafe, und die Geschäfte liefen blendend.
    »All diese Probleme«, bemerkte er
seufzend, als Neely aus Aidans Sportwagen stieg. »Ist es jetzt endlich vorbei?«
    Neely nickte. »Ja, Ben. Ich wäre nie
hierher zurückgekommen, wenn ich mir nicht völlig sicher gewesen wäre.«
    Ben hatte sie in die Arme genommen
und an sich gedrückt. Anfangs schlief Neely noch sehr viel, dann begann sie in
der Raststätte auszuhelfen und mit Doris die Gäste zu bedienen.
    Obwohl sie sich bemühte, Aidan zu
vergessen, sehnte sie sich immer mehr nach ihm, und nichts konnte ihn aus ihren
Gedanken verbannen. Ob sie nun wach war oder schlief, er schien stets bei ihr
zu sein.
    Regelmäßig fuhr sie zu Aidans Haus,
stieg durch ein Küchenfenster ein und verbrachte Nacht für Nacht mit der
Lektüre seiner Tagebücher. Aber das war nebensächlich, denn in Wirklichkeit
wartete sie auf ihn, auf seine Rückkehr. Doch Aidan kam nicht.
    Aber seine Schwester erschien, zwei
Abende nach Weihnachten, als Neely an Aidans Kamin saß und in die Flammen
starrte.
    Ihr Herz hämmerte wie verrückt, denn
aufgrund der Zeichnungen im ersten Tagebuch erkannte Neely Aidans Zwillingsschwester
sofort. Maeve war bezaubernd schön mit dem schweren dunklen Haar und den
tiefblauen Augen, und sie war ebenfalls ein Vampir. Ein sehr mächtiger sogar,
nach Aidans Aufzeichnungen.
    Jetzt ist es soweit, dachte Neely mit seltsam ruhiger
Ergebenheit. Sie wird mein Blut trinken und mich leer zurücklassen.
    Maeve lachte, ganz offensichtlich
teilte sie die Fähigkeit ihres Bruders, Gedanken zu lesen.
    »Sind alle Vampire telepathisch
begabt?« hörte Neely sich fragen.
    »Mehr oder weniger«, antwortete
Maeve, ging zum Schreibtisch, hob die Spieldose auf und lauschte gedankenvoll
der seltsam vertrauten Melodie.
    Die sanften Töne gingen Neely ans
Herz. Sie sehnte sich mit aller Kraft nach Aidan.
    »Wissen issen Sie, wo Aidan ist?«
fragte Maeve nicht unfreundlich.
    Sie setzte sich auf ein Sofa,
verschränkte die Arme und maß Neely mit einem nachdenklichen Blick.
    Neely schluckte, dann schüttelte sie
den Kopf. »Nein«, erwiderte sie aufrichtig. »Ich wünschte, ich wüßte es.«
    Maeve strich über den Brokatstoff
auf der Armlehne des Sofas und vermied es, Neely anzuschauen. »Er ist vor das
Tribunal der Ältesten gebracht worden«, sagte sie, ohne sich etwas von ihren
Gefühlen anmerken zu lassen. Dann hob sie den Kopf und schaute Neely offen an.
»Sie werden ihn vielleicht zerstören.«
    Neely sank in ihren Sessel zurück
und schloß die Augen. Noch nie war sie sich so hilflos vorgekommen, nicht
einmal als sie im Wagen von Vinnie und Sally gelegen hatte.
    Doch nun war es anders. Sie konnte
Aidan nicht zu Hilfe eilen, wie er es bei ihr getan hatte. Sie besaß nicht
seine Macht.
    »Ich sehe, daß Sie überlegen, wie
Sie meinem Bruder helfen könnten«, fuhr Maeve fort. »Es gibt einen Weg, Neely.«
    Neely beugte sich vor, neugierig,
aber auch ein wenig furchtsam. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, daß man
mit einem weiblichen Vampir plauderte. »Und der wäre?«
    »Sie könnten eine von uns werden«,
sagte Maeve ganz unverblümt. »Dann würde Aidan diesen Unsinn, wieder Mensch
werden zu wollen, vielleicht vergessen.«
    Eine ganze Minute, bis Neely
antworten konnte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein,
niemals«, sagte sie. »Ich liebe Aidan mehr, als ich je einen Menschen geliebt
habe, aber nicht einmal für ihn wäre ich bereit, meine Seele zu verkaufen. Und
er würde mich niemals darum bitten.«
    »Sie haben recht«, entgegnete Maeve
kühl. »Er würde zuerst sehr wütend sein, aber er liebt Sie ganz

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