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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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einmal anrührte, und zündete ein Feuer im Kamin an. Bald
tanzten Schatten an der hohen Stuckdecke und nahmen die Gestalt von Vampiren
und Engeln an.

Vierzehn
    Am nächsten Morgen brachte Mrs. F. Neely das Frühstück
ans Bett — Orangensaft, Haferflocken, gebutterten Toast und eine Scheibe
Melone. Sie brachte auch zwei Zeitungen mit, die Londoner Times und die
gestrige Ausgabe der USA Today.
    »Vielen Dank«, sagte Neely, nachdem
sie sich zu einem Schluck Orangensaft überwunden hatte. »Aber Sie brauchen mich
nicht zu bedienen. Ich kann sehr gut für mich selber sorgen.«
    Mrs. F., die sehr mütterlich wirkte
mit ihrem grauen Haar, das zu einem Knoten gebunden war, strahlte Neely an. Sie
trug ein geblümtes Kleid und eine gestärkte weiße Schürze. Neely fragte sich,
ob Mrs. F. wohl wußte, daß die Hausherrin eine Vampirin war.
    »Unsinn«, sagte die gute Frau. »Sie
haben dunkle Ränder unter den Augen, und wenn Sie es mir nicht übelnehmen,
Miss, würde ich sagen, daß Sie ein bißchen Pflege brauchen. Außerdem sollten
Sie die Zeitverschiebung nicht vergessen. Sie werden Ihren Aufenthalt in
England sehr viel mehr genießen, wenn Sie Ihrem Körper und Ihrem Geist ein
bißchen Zeit lassen, sich anzupassen.«
    Im ersten Moment war Neely versucht,
zu weinen. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann jemand sie zuletzt mit soviel
Zärtlichkeit behandelt hatte, mit Ausnahme von Aidan natürlich.
    Sie fürchtete, daß er von Kräften,
die sie nicht einmal zu benennen vermochte, zerstört werden könnte, aber ihrem
Schmerz haftete auch eine Spur von Selbstmitleid an. Sie war erschöpft, ganz zu
schweigen von ihrer Verwirrung und ihrer Angst, und sie brauchte wirklich Zeit,
um zu genesen, ihre Gedanken zu ordnen und Zukunftspläne zu machen.
    Während Mrs. F. das Feuer im Kamin
schürte, tat Neely so, als äße sie ihren Toast. »Arbeiten Sie schon lange für ...?«
Verwirrt brach sie ab. Wie sollte sie Maeve nennen? Miss Tremayne? Die Frau
mit den Vampirzähnen? Rasch formulierte sie ihre Frage neu. »Sind Sie schon
lange hier?«
    »Ein paar Jahre«, erwiderte Mrs. F.
»Madam ist nicht oft zu Hause, und deshalb ist die Arbeit leicht — was mir sehr
zugute kommt, meiner Knie wegen, die längst nicht mehr sind, was sie einmal
waren. Das eigentliche Saubermachen besorgt eine Firma, sie kommen einmal in
der Woche. Ich erledige nur leichtere Arbeiten, wie Staubwischen, das Telefon
beantworten und so weiter. Manchmal allerdings gibt Madam Parties, und dann
geht es hier rund.«
    Neely lächelte, obwohl sie noch
immer das Gefühl hatte, in Stücke zerbrochen und nur unvollständig wieder
zusammengeklebt worden zu sein. Die Haushälterin schien keine Ahnung von
Maeves wirklichem Leben zu haben und würde die Wahrheit auch sicherlich nicht
glauben. Und wer konnte ihr das schon verübeln?
    »Wie haben Sie Miss Tremayne
kennengelernt?« fragte Mrs. F. ganz unerwartet.
    Neely schob das Tablett beiseite.
»Ich bin eine Freundin ihres Bruders.«
    Mrs. F. warf einen mißbilligenden
Blick auf Neelys unberührtes Frühstück, enthielt sich jedoch einer Bemerkung.
Im nächsten Augenblick leuchtete ihr Gesicht auf. »Eine Freundin von Mr. Aidan
I« rief sie entzückt aus. »Ein echter Gentleman, kann ich nur sagen! Und wie
gut er aussieht — er bringt mich heute noch zum Erröten, obwohl ich doppelt so
alt bin wie er.«
    Neely dachte an Aidans Geburtsdatum
— im Frühling 1760 — und seufzte wehmütig. Sie wußte nicht, ob sie je das
Rätsel verstehen würde, das Aidan Tremayne darstellte. »Sie sind jünger, als
Sie glauben«, sagte sie zu Mrs. F.
    Die Haushälterin nahm das Tablett
und ging, und Neely griff nach den Zeitungen.
    USA Today berichtete nichts über die Hargroves
— Elaines Begräbnis und der darauf folgende >Nervenzusammenbruch< des
Senators waren längst keine Nachricht mehr. Die Londoner Times hingegen
brachte einen kurzen Artikel über Dallas Hargrove.
    Der Senator hatte sich eine
Lungenentzündung zugezogen, und obwohl in medizinischer Hinsicht alles für ihn
getan wurde, schien er nicht darauf anzusprechen. Neely vermutete, daß er
sterben wollte; ohne Elaine, seine Freiheit und seinen guten Ruf sah er wohl
keinen Sinn mehr im Leben.
    Neely faltete die Zeitungen
zusammen, legte sie auf den Nachttisch und schlug die Bettdecke zurück. Ein
gelber Nebel braute sich vor den Fenstern zusammen, die Luft war trotz des
Feuers im Kamin kühl.
    Vampirwetter, dachte Neely. Eine halbe
Stunde später verließ sie das Zimmer,

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