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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Plätzchen und sortierte ihre neue
Garderobe.
    Wendy rief kurz vor dem Dinner an,
und sie und Neely verabredeten sich für den nächsten Tag zum Mittagessen, in
einem Lokal in der Nähe der Theaterakademie.
    »Ist irgend etwas Aufregendes
geschehen, seit wir uns zum letztenmal gesehen haben?« fragte Neely, während
sie nervös die Telefonschnur um den Zeigefinger wickelte und sich vorstellte,
wie sie ihre eigenen Erlebnisse berichten würde — stell dir vor, Wendy, ich
habe mich in einen Vampir verliebt!
    Wendys Stimme klang heiter wie
immer. »Nun ja, die Polizei aus Timber Cove hat angerufen, um mir zu sagen, daß
mein Haus explodiert ist ... Aber das ist kein Problem, es war gut versichert.
Was machst du eigentlich in London?«
    Neely unterdrückte den Impuls, ihrer
Freundin alles zu erzählen und sprach weder über Aidan und seine geheimnisvolle
Mission noch über die anderen Vampire, die ihre Chance, jemals mit Aidan
glücklich sein zu können, zu zerstören drohten. »Hast du über den Skandal um
Senator Hargrove und seine Verbindungen zu einem internationalen Drogenkartell
gelesen?« fragte sie statt dessen ihre Freundin.
    Wendy lachte. »Ich lese in letzter
Zeit nur noch Variety und Shakespeare.« Sie machte eine kurze Pause, und
dann klang ein besorgter Ton in ihrer Stimme mit. »Aber was du sagst, klingt
gefährlich, Neely. Ist alles in Ordnung bei dir?«
    Ihre Besorgnis wärmte Neelys Herz
und gab ihr die Bestätigung, daß doch noch normale Menschen auf dieser Welt
existierten, fröhliche, liebenswerte Menschen, die nicht an die Existenz von
Vampiren glaubten. »Es geht mir blendend«, log Neely, weil sie spürte, wie ihre
Fassade allmählich zerbröckelte. »Ich werde dir morgen alles erklären.«
    »Gut«, stimmte Wendy zu. »Und vergiß
es nicht — um halb eins im Willy-Nilly.«
    »Ich werde pünktlich sein«,
versprach Neely lächelnd. Doch als sie auflegte, wurde sie von einem sehr
beunruhigenden Gefühl erfaßt — von der absoluten, unerschütterlichen Überzeugung,
daß jemand sie beobachtete.
    Vorausgesetzt, Wendy, daß ich den
morgigen Tag erlebe, fügte
sie stumm bei sich hinzu.
    Obwohl Aidan diesmal keine
körperlichen Mißhandlungen von der Bruderschaft erfuhr, wurden seine geistigen
und emotionalen Kräfte einer harten Prüfung unterzogen.
    Man gab ihm einen düsteren Raum im
Keller eines abgelegenen Jagdhauses in Schottland und erlaubte ihm, zu kommen
und gehen, wie es ihm beliebte, sich selbständig zu ernähren und seine eigenen
Kleider zu tragen.
    Jede Nacht jedoch, sobald er
gespeist hatte, wurde von Aidan erwartet, daß er sich in der Eingangshalle des
Jagdhauses präsentierte, wo er in einem großen, geschnitzten Sessel aus
mittelalterlicher Eiche den fünf Mitgliedern des Tribunals gegenübersaß.
    Die Ältesten saßen an einem langen
Tisch und starrten Aidan entweder nur schweigend an oder verhörten ihn. Sie
stellten ihm Fragen nach allen nur denkbaren Facetten seines Lebens und
erforschten seine höchstpersönlichen Gedanken und Ansichten. Da es nichts gab,
womit Aidan sie hätte aufhalten können, weil seine Macht lachhaft gering war im
Vergleich zu ihrer, ertrug er diese Verhöre so geduldig, wie er konnte.
    Aidan stellte eine Bedrohung für
alle Vampire dar, deshalb verlangten einige Mitglieder des Tribunals seine
sofortige Exekution. Nur das würde diese Angelegenheit ein für allemal
besiegeln.
    Andere hingegen — unter ihnen auch
Tobias — sprachen sich für ein gerechteres Vorgehen aus. Tremayne habe
schließlich kein Verbrechen begangen, wandten sie ein, man dürfe ihn also nicht
auf den bloßen Verdacht hin, daß er die anderen verraten könne,
zerstören. Und im übrigen würde Aidan, falls er den uralten Reinigungsprozeß
überstand, sämtliche Erinnerungen an sein Leben unter Bluttrinkern verlieren,
ebenso wie alle Macht und alle Eigenschaften, die mit dem Vampirismus einhergingen.
    Die Gruppe schien in ihrer
Entscheidungsfreudigkeit an einem toten Punkt angelangt zu sein, und es kam ein
Moment, in dem Aidan neuen Mut fand. Mit einemmal verlangte er Antworten auf
eigene Fragen.
    »Sagt mir«, forderte er in der
zwölften Nacht der Inquisition, »wer von euch würde einen sterblichen Menschen
in einen Vampir verwandeln, wenn dieser Mensch nicht ausdrücklich darum gebeten
hätte?«
    Die fünf Mitglieder des Gerichts
berieten sich einige Minuten lang, aber Aidan verstand nicht, was sie sagten,
weil sie eine eigene, ihm vollkommen fremde Sprache dazu benutzten. Es

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