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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wuchs und mit ihr meine Verzweiflung. Ich wollte weiter, aber es war praktisch unmöglich, etwas anderes zu tun, als stehenzubleiben und Vespasian Beifall zu spenden wie alle anderen auch. Am Saturntempel war ich dem Kellner um keinen Schritt näher gekommen, und als ich mich, abgelenkt durch den Trubel um den Siegeswagen des Kaisers, einmal kurz umdrehte, verlor ich ihn endgültig aus den Augen.
    Ich ließ ihn laufen. Wozu das eigene Leben unnötig in Gefahr bringen? Und während ich mich nur mit Mühe auf den Beinen hielt, fand ich mich plötzlich auf der Treppe und fast genau an der Stelle wieder, wo Sosia Camillina an jenem Sommertag, als alles begann, auf mich zugestürmt war.
    Atemlos und eingezwängt stand ich da, während der Kaiser, an den sie mit solcher Treue geglaubt hatte, vorüberritt, um beim Jupitertempel vor den Senat zu treten, seinen Sieg als Beschützer der Stadt zu feiern und sich in seiner Eigenschaft als Oberster Priester feierlich dem Frieden und Wohlergehen von Rom zu widmen. Vier kräftige Schimmel zogen seinen mächtigen Wagen durch das dankbare Gebrüll der Massen. In reich bestickten Gewändern stand der alte Mann da, und ein goldener Eichenlaubkranz wurde über seinen Kopf gehalten; das war die Krone Jupiters, und sie war so schwer, daß kein Sterblicher sie tragen konnte. In seinem Arm lag ein Lorbeerzweig, den er den Göttern auf dem Kapitol darbringen würde; in der Hand hielt er das traditionelle Elfenbeinzepter mit dem zum Flug sich aufschwingenden Adler an der Spitze. Der Sklave, dessen Aufgabe es war, das Volk an die Unsterblichkeit des Kaisers zu erinnern, hatte anscheinend aufgegeben. Zwecklos war es ohnehin. Vespasian war ein alter, grimmiger Zyniker und wußte Bescheid.
    Langsam rumpelte der vergoldete Triumphwagen vorüber. Vespasian machte ein Gesicht, als hielte er sich selbst für einen Dummkopf, weil er einen ganzen Tag bei dieser endlos sich hinziehenden Parade vergeudete. Ich jubelte nicht, aber ich mußte lachen.
    Hinter ihm Titus. Titus in einem zweiten großen Wagen, mit einer Miene, als würde ihm das Herz überfließen. Und schließlich Domitian, der junge Prinz, eindrucksvoll und gutaussehend, auf einem tänzelnden Schimmel.
    Sie hatten es geschafft. Sie waren hier. Drei sabinische Provinzler, vor einem Jahr noch völlig unbekannt, hatten mit viel Glück und einigem Verdienst ihrer Dynastie die Herrschaft über Rom gesichert.
    Ich wandte mich ab. Nach den drei Flaviern kam nun die Masse des Heeres: Standartenträger, Trompeter, Offiziere mit hohen roten Federbüschen, die ihren Kommandeursstab schwangen, Auguren, Pioniere, dann in endlosen Reihen, sechs Mann breit, das Fußvolk in jenem lockeren Schritt, der die Legionen mühelos durch die Welt geführt hatte. Berufssoldaten, eine Kohorte nach der anderen, gefolgt von ihren Hilfstruppen – dunkelhäutigen Bogenschützen in schimmernden Schuppenpanzern auf munteren Ponys, dann die schwere Reiterei. Die goldenen Gesichtsmasken raubten den Männern, die im Gleichtakt ihre gefiederten Lanzen schwangen, jeden Ausdruck.
    Bald würde eine lange Pause entstehen, während der der Kaiser auf Knien die Gemonische Treppe erklomm, und dann noch einmal eine Verzögerung, wenn er im Jupitertempel auf dem Kapitol sein förmliches Opfer darbrachte. Umzukehren würde wohl noch eine volle Stunde lang unmöglich sein. Ich beschloß, eine kleine Kurve zu machen und zwischen Palatin und Caelius zu den anderen zurückzukehren. So konnte ich unterwegs einen diskreten Blick auf ein bestimmtes Gebäude werfen.
    Ich folgte der Cloaca Maxima, jenem Abwasserkanal, der vor fünfhundert Jahren gebaut worden war, um die Sümpfe am Forum und die Flußseite des Aventin trockenzulegen. Bald erreichte ich das Gewürzviertel und stieß auf einen Wächter, der das Loch in der Granatgasse bewachte, wo die Kanalarbeiter noch immer Tag für Tag schufteten. Heute waren sie nicht da. An einem öffentlichen Feiertag arbeitet niemand in Rom; nur manche Wächter halten Wache, vor allem, wenn sie sich in aller Ruhe betrinken wollen. Dieser hier hatte schon ordentlich gebechert und machte gerade ein Nickerchen, um sich später mit neuem Schwung dem Wein zu widmen.
    Soweit nichts Unerwartetes. Aber am Eingang der Gasse erblickte ich ein Mädchen, das mir irgendwie bekannt vorkam.
    »Naïssa?« Sie war es, und wieder hatte Helena Justina sie allein gelassen.
    Zur Feier des Tages hatte sich Naïssa das Gesicht mit geborgter Schminke zurechtgemacht, aber offenbar

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