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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einem, der ein so grämliches Gesicht machte und eine so spitze Nase hatte.
    Pertinax befahl seinen Leuten, meine Wohnung nach Beweismaterial zu durchsuchen. Sie fanden nichts; sogar die Sardinenteller waren gespült – aber nicht von mir. Bevor sie gingen, verwandelten sie mein Mobiliar in äußerst handliches Kleinholz. Und als ich protestierte, versetzte mir einer von ihnen einen Schlag ins Gesicht, der mir fast die Nase gebrochen hätte.
    Wenn Atius Pertinax es darauf anlegte, daß ich ihn für einen miesen Flegel mit den Manieren einer Kanalratte hielt, hatte er es fast geschafft.
    Kaum waren sie weg, da kam Lenia die Treppe heraufgestürzt, um nachzusehen, ob sie Smaractus mitteilen müßte, daß einer seiner Mieter verendet sei. Wie angewurzelt stand sie da, als sie die Trümmer meines Hausstands sah.
    »Bei Juno! Dein Zimmer, Falco – und dein Gesicht!«
    Auf das Zimmer kam es nicht an, aber auf mein Gesicht war ich mal stolz gewesen.
    »Ich brauchte sowieso einen neuen Tisch«, ächzte ich. »Man kann jetzt ganz wunderbare kaufen. Eine schöne Ahornplatte, einsachtzig Durchmesser, auf einer einfachen Marmorstütze, genau passend zu meinem Bronzekandelaber –« Ich pflegte mein Zimmer mit in Talg getauchten Binsenhalmen zu beleuchten.
    »Alberner Kerl! Deine Mutter sagt –«
    »Verschone mich«, sagte ich.
    »Wie du willst!« Wer nicht hören will … , fügte die Miene, mit der sie wieder verschwand, noch hinzu.
    Es lief doch nicht alles so wunderbar. Aber mein Hirn war noch nicht vollständig zerbröselt. Mir lag zuviel an meinem Wohlbefinden, als daß ich eine Botschaft von meiner Mutter ignoriert hätte. Doch Lenia brauchte ich deswegen nicht zu bemühen; ich wußte, wie die Botschaft lautete. Und was mein verschwundenes Püppchen mit den reizenden braunen Augen anging, so ahnte ich, wo sie war.
    Neuigkeiten sprechen sich schnell herum auf dem Aventin. Während ich mir unter qualvollem Stöhnen das Gesicht wusch, tauchte Petronius auf, nervös und nicht besonders erfreut.
    »Falco! Ich will diese uniformierten Lümmel, mit denen du dich da angefreundet hast, in meinem Bezirk nicht mehr sehen –« Er stieß einen Pfiff aus. Sofort nahm er mir den schwarzen Tonkrug aus der zitternden Hand und träufelte mir Wasser über das Gesicht. Es war wie in alten Zeiten, nach einer nächtlichen Schlägerei vor dem Offiziersclub in Isca Dumnoniorum. Mit neunundzwanzig schmerzte es bloß viel mehr als mit neunzehn.
    Später legte er das, was von meiner Bank übriggeblieben war, quer über zwei Ziegelsteine von meiner Feuerstelle und setzte mich darauf.
    »Wer war das, Falco?«
    Zum Reden benutzte ich nur die linke Hälfte meines Mundes.
    »Ein übergeschnappter Ädil namens Atius Pertinax. Rösten sollte man den Kerl, wie ein Brathähnchen, auf einem sehr heißen Grill.«
    Petronius knurrte. Er haßt die Ädilen noch mehr als ich. Immer kommen sie ihm in die Quere, bringen die Loyalitäten innerhalb des Viertels durcheinander und lassen ihn dann mit dem Scherbenhaufen allein.
    Er griff unter meine lose Diele und brachte mir einen Schluck Wein. Aber der Wein brannte mir zu sehr in der Kehle, also trank er ihn selbst. Wir lassen beide nicht gern etwas verkommen.
    »Geht’s besser?« Ich nickte und ließ ihn reden. »Ich habe mich wegen der Familie Camillus ein bißchen umgesehen. Die Tochter des Senators ist auf Reisen. Er hat zwei Söhne, der eine absolviert sein Jahr beim Heer, in Germanien, der andere hockt am Schreibtisch – putzt dem Statthalter im Bätikanischen Spanien die Nase. Deine kleine Freundin ist ein Fehltritt, den der Bruder des Senators vertuscht. Er ist nicht verheiratet – frag mich nicht, wie er das schafft! In den Unterlagen des Zensors ist Sosia als Tochter einer seiner Sklavinnen eingetragen, er hat sie anerkannt und dann adoptiert. Vielleicht ist ihr Vater einfach ein anständiger Kerl. Vielleicht war die Mutter auch eine so hochgestellte Person, daß er sie nicht nennen kann.«
    »Habe ihn kennengelernt«, stöhnte ich. »Ziemlich verschlossen. Warum ist er nicht auch im Senat?«
    »Die übliche Geschichte. Die Familie konnte sich nur einmal in die Politik einkaufen: der ältere Sohn bekam die Purpurstreifen, den jüngeren steckten sie in die Wirtschaft. Wie gut, daß es die Wirtschaft gibt! Stimmt es, daß du sie verloren hast?«
    Ich versuchte zu grinsen. Es ging total daneben.
    »Ich habe sie nicht verloren. Komm mit, Petro. Wenn sie dort ist, wo ich vermute, brauche ich deine

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