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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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und dann habe ich ihr verboten, darüber zu sprechen.« Er hielt inne. »Sie ist ein gehorsames Mädchen.«
    Mit einer gequälten Geste stimmte ich ihm zu.
    »Falco, ich gebe zu, wir waren unvorsichtig, bevor wir erkannten, daß viel mehr dahintersteckt, aber wenn die Organisation des Prätors nicht dicht ist, dann dürfen wir keine weiteren Risiken eingehen. Sie haben genau das richtige Gesicht für diesen Auftrag – halboffiziell und halbkorrupt.«
    Dieser Satiriker! Mir wurde klar, daß er eine boshafte Ader hatte und verschlagener war, als er zu erkennen geben wollte. Er wußte mit Sicherheit, was mich an der ganzen Sache vor allem interessierte. Er fuhr sich mit einer Hand über den Schopf und sagte dann verlegen:
    »Ich hatte heute eine Besprechung im Palast. Mehr kann ich nicht sagen. Aber für den Wiederaufbau des Imperiums nach Nero und nach dem Bürgerkrieg ist der Staatsschatz auf diese Barren dringend angewiesen. In unseren Gesprächen fiel auch Ihr Name. Soviel ich verstanden habe, hatten Sie einen Bruder –« Mein Gesicht erstarrte. »Entschuldigen Sie!« rief er mit der plötzlichen Beflissenheit des Gelegenheitsaristokraten, der ich nie recht traue.
    Ich überhörte die Entschuldigung einfach. Mir lag nichts daran, daß sich diese Leute über meinen Bruder verbreiteten.
    »Also, machen Sie’s? Mein Auftraggeber wird Sie nach Ihren üblichen Sätzen honorieren; für mich haben Sie sie offenbar ein bißchen erhöht! Wenn Sie das fehlende Silber finden, können Sie mit einer anständigen Prämie rechnen.«
    »Ich würde gern mal mit Ihrem Auftraggeber sprechen!« fuhr ich ihn an. »Vielleicht stelle ich mir unter anständig etwas anderes vor als er.«
    Decimus Camillus schnappte sofort zurück: »Maßgeblich sind die Vorstellungen meines Auftraggebers – eine bessere Prämie werden Sie nicht bekommen!«
    Ich wußte, was das bedeutete: Ich würde für ein Sekretariat hochnäsiger Schreiber arbeiten, die mir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Spesen zusammenstrichen, aber ich nahm an. Ich muß verrückt gewesen sein. Doch schließlich war er Sosias Onkel, außerdem tat mir seine Frau leid.
    Irgendwas war merkwürdig an diesem Fall.
    »Noch eines, Senator. Haben Sie einen schneidigen Luchs namens Atius Pertinax auf mich angesetzt?«
    Er machte ein ärgerliches Gesicht. »Nein!«
    »Unterhält er Beziehungen zu Ihrer Familie?«
    »Nein«, meinte er ungeduldig und zögerte dann. Einfache, klare Antworten bekam man hier nie. »Eine flüchtige Beziehung«, korrigierte er sich, und der Ärger war aus seiner Miene gewichen. »Geschäftsverbindungen mit meinem Bruder.«
    »Haben Sie Ihrem Bruder erzählt, daß Sosia bei mir war?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit dazu.«
    »Irgendwer hat es getan. Er hat Pertinax gebeten, mich zu verhaften.«
    Der Senator lächelte. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Mein Bruder hat sich furchtbare Sorgen um seine Tochter gemacht. Er wird sich sehr freuen, daß sie wieder zu Hause ist.«
    Sauber geklärt.
    Petronius Longus hatte gesagt, meine Personenbeschreibung sei bekannt, also konnte mich ein Ädil ausfindig machen. Pertinax und Publius hatten mich für einen Schurken gehalten. Der große Bruder Decimus hatte vergessen, dem kleinen Bruder Publius zu sagen, daß er mich angeheuert hatte.
    Ich kam selbst aus einer großen Familie. Es gab auch alles mögliche, was Festus vergessen hatte, mir zu sagen.

XIV
    Die Sache mit dem versickernden Silber war schlau ausgedacht. Anscheinend waren die britischen Bergwerke, die das Heer zu meiner Zeit sehr genau überwacht hatte, mit der gleichen Raffinesse angezapft worden, mit der sich alle möglichen Privatleute durch illegale Rohrleitungen an das Claudische Aquädukt angeschlossen hatten; wie das kristallklare Wasser der Caerulischen Quelle plätscherten die funkelnden Silberbarren den ganzen Weg von Britannien nach Rom. Wenn Petro und mir das bloß vor zehn Jahren eingefallen wäre!
    Ich kam bei der Wache im Bezirk Porta Capena vorbei und trat ein, um nach den beiden Halunken aus dem Lokal zu sehen, die heute morgen verhaftet worden waren, weil sie den Senator ausspionierten. Ich hatte kein Glück. Pertinax hatte sie laufen lassen – es lägen keine stichhaltigen Beweise gegen sie vor, behauptete er.
    Ich schaute den diensthabenden Wachbeamten kurz an und ließ ein weltverdrossenes Seufzen von Kumpel zu Kumpel hören.
    »Typisch! Hat er sie überhaupt verhört?«
    »Paar nette Worte gewechselt.«
    »Glänzend! Was ist

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