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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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das eigentlich für einer, dieser Pertinax?«
    »Ein Schlaumeier!« beschwerte sich der Mann. Wir kannten beide die Sorte und wechselten einen gequälten Blick.
    »Ist er bloß unfähig, oder würdest du sagen, es steckt mehr dahinter?«
    »Ich würde sagen, ich kann ihn nicht ausstehen – aber das geht mir bei all denen so.«
    Ich grinste. »Danke! Ach hör mal«, fragte ich mit Schmeichelstimme, »was ist denn dran an dem Gerücht von dem Barren Regierungsblei? Ich frage dich offiziell-inoffiziell, falls du verstehst, was ich meine.« Es sollte ein Scherz sein. Ich verstand selbst nicht, was ich da redete.
    Er erklärte, er sei strengstens angewiesen, nichts zu sagen. Ich ließ etwas Kleingeld in seine Richtung klimpern. Das funktioniert immer.
    »Ein Rollkutscher hat ihn letzte Woche abgeliefert; tauchte hier auf und spekulierte auf eine Belohnung. Der Prätor selbst kam deshalb vorbei. Der Kutscher wohnt …«
    (Noch einmal das magische Klimpern.)
    »… in einer Bude am Fluß, drüben auf dem Transtiberina Ufer, beim Zeichen des Steinbutt, in der Nähe der Sublizischen Brücke …«
    Ich fand die Bude, aber nicht den Kutscher. Drei Tage, nachdem sein Pferd im Dunkeln über das Silberschwein gestolpert war, hatten ihn zwei Männer, die von einem Floß aus angelten, aus dem Tiber gefischt. Sie brachten ihn auf die Tiber-Insel, in die Krankenanstalt beim Äskulap-Tempel. Die meisten Patienten, die dort hinkommen, sterben. Aber dem Rollkutscher konnte das egal sein; er war schon tot.
    Bevor ich die Insel wieder verließ, lehnte ich mich gegen die Brüstung der alten Fabrizischen Brücke und dachte scharf nach. Da näherte sich mir jemand auf jene allzu zwanglose Art, die alles andere als ungezwungen ist.
    »Bist du Falco?«
    »Wer will das wissen, Prinzessin?«
    »Ich heiße Astia. Du hast nach dem ertrunkenen Mann gefragt?«
    Wahrscheinlich war sie die Freundin des Kutschers, ein dünnes, ausgemergeltes Kind vom Fluß mit einem müden, harten Gesicht. Ich wollte wissen, woran ich war: »Bist du seine Frau?« fragte ich sie.
    Astia lachte verbittert. »Jetzt nicht mehr! Gehörst du zu den Prätorianern?«
    Ich versuchte meine Verwunderung zu überspielen. »Nein, das Leben ist kurz genug!« Danach wartete ich ab. Mir fiel nichts Besseres ein, denn ich hatte keine Ahnung, worauf ich wartete. Anscheinend überlegte sie, ob sie mir trauen könne, und im nächsten Augenblick brach es aus ihr hervor.
    »Nachher sind die hierher gekommen. Er war ihnen egal, die wollten nur Informationen.«
    »Hast du ihnen was gesagt?«
    »Was denkst du! Er war gut zu mir, wenn er Geld hatte … Ich bin zum Tempel; ich habe ihn selbst begraben. Falco, die haben ihn vielleicht im Fluß gefunden, aber eins weiß ich – ertrunken ist er nicht. Im Tempel haben sie gesagt, er wäre hineingefallen, als er betrunken war. Aber wenn er betrunken war« – offenbar kein Ausnahmefall, aber ich war so taktvoll, nicht danach zu fragen – »dann hat er sich in seinen Wagen gelegt und sich vom Pferd nach Hause ziehen lassen.«
    »Hat man den Wagen gefunden?«
    »Auf dem Viehmarkt-Forum, ohne Pferd.«
    »Hm. Und was wollten die Leute von der Garde, Prinzessin?«
    »Er hatte irgend etwas Wertvolles gefunden. Er wollte mir nicht sagen, was, aber es machte ihm Angst. Er lieferte es bei der nächsten Wache ab, statt es selbst zu verkaufen. Die Garde wußte, daß er es gefunden hatte. Sie wußten nicht, was er damit gemacht hatte.« Also stammten die Entführer der jungen Sosia nicht aus der Prätorianergarde. Es war sowieso unwahrscheinlich gewesen; denen wäre sie nämlich nicht entkommen.
    »Ich muß mit denen sprechen. Zufällig einen Namen aufgeschnappt?« Astia wußte sehr wenig. Der Hauptmann, so erzählte sie mir, habe Julius Frontinus geheißen. Als Angehöriger eines Eliteregiments besaß er zweifellos die drei vollständigen Namen des freigeborenen Mannes, aber zwei reichten mir, um ihn ausfindig zu machen. Zum erstenmal in meinem Leben machte ich mich freiwillig auf den Weg zu einer Unterredung mit der kaiserlichen Prätorianergarde.

XV
    Das Prätorianerlager lag auf der anderen Seite der Stadt. Ich ging langsam. Sobald ich dort war, würde mich wahrscheinlich ein Gardist mit seinem schweren Stiefel wie eine Eierschale zertreten …
    Ich erkannte Frontinus sofort. Er trug einen emaillierten Brustpanzer und eine große Silberschnalle am Gürtel. Früher hatte er neben einem lockigen Raufbold namens Didius Festus die Schulbank unter der Markise

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