Silberschweine
Justina glitzerte im Licht, schillerte wie ein Opal, die schönen Augen vor Aufregung geweitet – und dann diese herausfordernde Miene und die herrlichsten Schultern im ganzen Bezirk.
Sie war genauso groß wie ich, mein langsamer Freund überragte uns also um zehn Zentimeter. Er war ganz in Braun gekleidet, der hölzerne Amtsstab steckte in seinem Gürtel. Er trug Lederbänder um die Handgelenke, Beinschienen und ein Stirnband um den fast kahlgeschorenen Schädel. Ich wußte, daß er zu Hause mit den Kätzchen der Kinder spielte, aber hier sah er gefährlich aus. Helena trat dicht neben mich; ich nutzte die Gelegenheit und legte ihr einen Arm um die Taille.
Er schüttelte den Kopf, sprachlos vor Staunen. Und dann fragte dieser Blödmann mit Engelsmiene: »Willst du mir weismachen, daß das hier deine runzlige alte Essiggurke ist?«
So ein nachtragender Mistkerl!
Bevor ich mir irgendwelche Ausflüchte einfallen lassen konnte, machte sich Helena von mir los und fauchte: »Aha, damit bin wohl ich gemeint! Sonst behauptet er immer, im Vergleich mit mir sähen die Schlangen auf dem Haupt der Medusa wie ein Topf Angelwürmer aus.«
»Petronius Longus«, schimpfte ich, »für einen ruhigen Mann machst du viel unnötigen Lärm!«
Ich wußte nicht, was ich ihr sagen sollte, also maulte ich ihn an. »Sie ist eine Senatorentochter –«
»Wie kommst du denn an so eine?«
»Habe sie beim Würfeln gewonnen.«
»Beim Donner des Jupiter! Wo ist das Spiel?« fragte er und griff bewundernd ihre Hand.
»Laß sie los! Titus und Domitian Cäsar haben heute abend schon ihre giftigen Spuren auf dem armen Kind hinterlassen –« Voller Freude darüber, einen Freund in der Klemme zu sehen, setzte Petro ein besonders herausforderndes Lächeln auf und küßte meiner Senatorentochter mit jenem übertriebenen Respekt die Hand, mit dem er sonst nur die Vestalinnen über die Via Ostiensis geleitet. Ich wollte dem unbedingt ein Ende machen: »Mars Ultor, Petro! Das ist die Tochter von Camillus –«
»Ich weiß! Wenn sie eine von deinen libyschen Tänzerinnen wäre, hättest du sie längst in irgendein Boudoir gezerrt und flachgelegt!« Er glaubte, ich hätte ihn absichtlich belogen; er war wütend.
»Das mit dem Boudoir gebe ich zu«, zischte ich. »Aber flach nicht unbedingt!«
Petronius wurde nervös. Ich hatte es geahnt; lose Reden sind für ihn eine Sache zwischen Männern. Mit einer schroffen Bewegung ließ er Helena los. Sie war bleich wie Leinen. Mir sank das Herz.
»Herr Hauptmann, bitte geben Sie mir einen Rat. Ich möchte zum Haus meines Vaters. Können Sie mir helfen?«
»Darum kümmere ich mich«, fuhr ich dazwischen.
Helena fuhr herum: »Nein, danke! Was Sie von mir halten, habe ich gehört. Und jetzt will ich Ihnen einmal sagen, was ich von Ihnen halte!« Sie hatte die Stimme gesenkt, doch Petro und ich zuckten trotzdem zusammen. »Sie sind nach Britannien, in den Hades, gegangen und wieder zurückgekehrt; Sie haben mir das Leben gerettet; Sie sind der einzige Mensch in ganz Rom, der zuweilen noch an meine Cousine denkt. Und trotzdem sind Sie ein unflätig daherredender Lümmel voller Vorurteile – von guten Manieren keine Spur und von gutem Willen erst recht nicht. Für die meisten Dinge, die Sie mir vorwerfen, kann ich gar nichts –«
»Ich werfe Ihnen gar nichts vor –«
» Alles werfen Sie mir vor!« Sie war wunderbar. Ich konnte gar nicht begreifen, daß ich jemals anders darüber gedacht hatte. (Aber jeder kann sich mal irren.) »Und eines, Didius Falco, werde ich bis ans Ende meiner Tage bedauern: daß ich Sie nicht in den Rhodanus habe fallen lassen, als die Gelegenheit da war!«
Sie war so wütend, daß ich einfach nicht mehr an mich halten konnte. Ich lehnte mich gegen die Mauer und lachte, bis ich nicht mehr konnte.
Petronius Longus starrte mit verlegener Miene auf die Mauer über unseren Köpfen und meinte trocken: »Und wenn Sie außerdem bedenken, daß Falco selbst beim Militär nie schwimmen gelernt hat, Verehrteste!«
Sie wurde noch bleicher.
Wir hörten Geschrei, Schritte. Der Posten, der am Eingang der Gasse Wache gehalten hatte, rief etwas. Petronius wurde unruhig.
»Petro, kannst du uns aus dieser Sackgasse heraushelfen?«
»Warum nicht?« Er zuckte mit den Achseln. »Los, wir wechseln die Stellung –« Er blieb stehen. »Meine Dame, wenn Sie mir bitte folgen wollen –«
»Finger weg, Petro«, fuhr ich ihn an. »Die Prinzessin ist mit mir hier.«
»Sie können ihm ruhig
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