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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sagen?«
    »Nein. Aber die Varietévorstellung war phantastisch; schade, daß wir gehen mußten!«
    »Ich fand, es war höchste Zeit; dieser ekelhafte Affe warf Ihnen schon sehr merkwürdige Blicke zu.«
    »Es war ein Schimpanse«, meinte sie pedantisch. »Und mir kam es so vor, als hätten vor allem Sie es ihm angetan!«
    Etwas langsamer stolperten wir weiter, bis wir zu einer größeren Straße kamen. Seit wir den Palast verlassen hatten, war die tagsüber geltende Sperre für den Schwerverkehr aufgehoben, und durch alle Tore von Rom rumpelten und rasselten nun die Lastwagen in die Stadt und auf uns zu; vor dem Quietschen der Achsen und den Flüchen der Fahrer hielten wir uns die Ohren zu. Es war inzwischen stockfinster, außer dort, wo ihre Laternen baumelten. Plötzlich ertönte von irgendwoher Geschrei: Man hatte uns entdeckt. Stämmige Schatten folgten uns. Irgend etwas an der Art, wie sie sich bewegten, überzeugte mich davon, daß es Soldaten waren. Ohne Hast hefteten sie sich uns an die Fersen, waren über die ganze Breite der Straße ausgeschwärmt und zwängten sich zwischen den zahllosen Wagen hindurch wie schwimmende Korken, die sich im ruhigen Auf und Ab der Wellen dem Strand nähern.
    »Noch mehr Schläger! Wir fahren besser ein Stück –«
    »O Juno!« jammerte Helena. »Falco, bitte kein Wagenrennen über die Sieben Hügel!«
    Die Nacht wurde jetzt sehr lebhaft. Die Straßen waren verstopft; überall Staus, Lärm, Stürze. Ich setzte einen Fuß auf die Ladefläche eines langsamen Gefährts, hangelte mich hoch und zog dann auch Helena herauf. Einen halben Block lang schmiegten wir uns an einen marmornen Grabstein, wechselten dann in einen Wagen mit Viehmist, erkannten, wo wir gelandet waren, gingen hastig wieder von Bord und duckten uns statt dessen wenig später zwischen ein paar Netzen mit Kohlköpfen.
    Ich wollte nach Süden kommen, wo ich mich auskannte. Aber jetzt hielt der Kohl-Kutscher an, um Beschimpfungen mit einem Konkurrenten auszutauschen, der seinen Wagen gestreift hatte. Also kletterten wir wieder herunter.
    »Vorsicht, Ihre Füße!«
    Nur knapp entging ich einem vorüberrollenden Rad. »Danke. Hier geht’s lang –« Wir schwangen uns auf einen Rollwagen ohne Seitenwände. »Machen Sie ein Gesicht wie eine Amphore –«

 



 
     
     
    Abb. 4: Römischer Schreiber mit einem Buch aus Wachstäfelchen.

 

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Abb, 5: Römische Marktszene: Eine Händlerin verkauft einem Sklaven Früchte oder Brote. Der Wildpret-Händler links preist einem Kunden seine Ware an.

 

 
     
     
     
     

    Abb. 6: Bergleute auf dem Weg zur Arbeit. Hinter ihnen, größer, der Arbeitsleiter. Relief aus Andalusien.
     
     
     
     
     
    Abbildungsnachweis: Pierre Grimai, Römische Kulturgeschichte, München, Zürich: Knaur 1960, Abb. 1, 2, 4, 5. – Anthony Birley, Life in Roman Britain, London: B.T. Batsford LTD 1964, Abb. 3a, 3b. – Donald Jackson, Alphabet. Die Geschichte vom Schreiben, Frankfurt: Krüger 1981, Abb. 3c. – Helmut Wilsdorf, Kulturgeschichte des Bergbaus, Essen: Verlag Glückauf 1987, Abb. 6.

Ich bekam fast einen Lachkrampf, als meine nüchterne Begleiterin gehorsam einen Weinkrug nachahmte und die Hände wie Henkel in die Hüften stemmte, das bleiche Gesicht war der aufgesprungene Gipsverschluß der Amphore.
    Sechs Ochsenkarren hinter uns kamen die Schatten immer näher. Zu Fuß würden wir schneller sein. Wieder ließen wir uns auf die Straße gleiten; mit meinen schicken Sandalen landete ich in etwas Weichem, das ein Maultier hinter sich gelassen hatte. Noch immer schleppte ich Mutters Sack mit der Beute von Titus herum und fürchtete schon, ich könnte mich seinetwegen nicht mehr genügend um den Schutz von Helena kümmern. Aber um sie brauchte ich mir keine Sorgen zu machen! Schon hatte ich geglaubt, ich hätte sie verloren, aber während ich noch lauthals schrie, packte sie meine freie Hand und wollte losrennen. Im Lichtschein einer Taverne blitzten ihre Augen. Ich war bis dahin immer der irrigen Meinung gewesen, Helena sei eine ruhige, gesetzte Person. Aber das war Unsinn. Sie wollte sich um keinen Preis unterkriegen lassen und kicherte vor Vergnügen, als sie meinen verblüfften Blick sah. Das brachte auch mich in Schwung.
    Die Wagen hatten uns vom Forum über die Via Aurelia hinweg nach Süden gebracht. Jetzt hasteten wir am Circus Maximus entlang nach Osten, bis wir auf gleicher Höhe mit dem Obelisken in der Mitte waren. Als wir uns

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