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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vertrauen«, bemerkte er gnädig und lächelte Helena an. »In Krisenzeiten ist er wunderbar!«
    »Oh, er ist in allem wunderbar«, meinte Helena resignierend. »Das behauptet er zumindest!«
    Dies aus dem Munde einer Senatorentochter zu hören, verblüffte ihn genauso wie mich.
    Wir traten aus der Sackgasse auf die laute Hauptstraße hinaus. Sein Posten murmelte etwas. Wir duckten uns und schoben uns wieder zurück. Petronius flüsterte: »Sie sind ausgeschwärmt wie die Honigbienen von Hybla. Mit einem Ablenkungsmanöver könnten wir –«
    »– sie vom Fluß weglocken«, stimmte ich zu.
    »Aber wenn die Dame dich in den Tiber stößt, mußt du laut schreien; wir wollen alle zusehen können, wie du untergehst! Ach bitte, leihen Sie mir doch mal das da –« Grinsend wickelte Petronius Helena Justina aus dem weißen Umhang, den sie im Freien trug. Dann umhüllte er damit den Kleinsten aus seiner Truppe, der wenig später unter dem Beifall der anderen in den Verkehr hinaustänzelte.
    An der Kreuzung der Via Ostiensis stellte Petro mehrere Männer auf, die den Verkehr regeln sollten. Ich wußte, was kommen würde; innerhalb von Sekunden standen alle Räder still. Ich sah einen erhobenen Arm, während Helenas weißer Umhang noch einmal zwischen den Fahrern aufblitzte, die von ihren Sitzen aufgesprungen waren und lauthals fluchten.
    In diesem Chaos verdrückten wir uns. Den Goldsack überließ ich Petronius mit der Bitte, ihn meiner Mutter zu bringen. Ich schärfte ihm ein, der ganze Inhalt gehöre ihr, er solle sich also lieber nicht daran vergreifen. Dann trabten wir los, die Straße hinunter, auf der wir gekommen waren. Wir gerieten viel zu weit nach Westen, aber hier an der Flußseite des Aventin, in der Nähe der Probus-Brücke, waren die Straßen ruhiger. An einem Brunnen nahm ich einen hastigen Schluck, wischte meine schmutzigen Schuhe ab und wusch mir die Beine. Zögernd tat Helena das gleiche. Ich half und wusch ihr die Füße wie ein flinker Sklave.
    »Danke«, murmelte sie, während ich versuchte, ihre perlenbesetzten Schuhe zu säubern. »Sind wir jetzt in Sicherheit?«
    »Nein, wir sind in Rom. Und es ist dunkel. Wenn uns jemand überfällt, erdolcht er uns schon aus Enttäuschung darüber, daß es bei uns nichts mehr zu stehlen gibt.«
    »Oh, bitte keine wüsten Szenen!« flehte sie.
    Ich sagte nichts.
    Ich überlegte, was zu tun war. Wahrscheinlich wurde ihr Haus ebenso überwacht wie meine Wohnung. Hier in der Nähe hatte Helena Justina keine Freunde; alle ihre Bekannten wohnten weiter nördlich. Ich beschloß, sie zu meiner Mutter zu bringen.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was hier gespielt wird, Verehrteste?«
    Sie las meine Gedanken: »Die Silberschweine sind in der Granatgasse!« Es war die einzige Erklärung für das Vermächtnis, das Pertinax ihr in letzter Minute gemacht hatte. »Sein Name stand in dem Brief, den man uns gestohlen hat; er wußte, daß er in höchster Gefahr schwebte, und er machte den Zusatz zu seinem Testament, um sich an den übrigen Verschwörern zu rächen, falls sie ihn betrogen: um ihnen die Mittel zu entziehen – aber was glaubte er, würde ich mit den Barren tun, wenn ich sie gefunden hätte?«
    »Sie dem Kaiser zurückgeben. Sie sind doch eine ehrliche Frau, oder nicht?« fragte ich trocken.
    Ich schob ihre Füße in die Schuhe zurück. Wir gingen weiter.
    »Falco, warum werden wir verfolgt?«
    »Vielleicht eine Überreaktion von Domitian? Titus hat ja angedeutet, daß uns Ihre Erbschaft verdächtig macht. Und vielleicht hat Domitian an der Tür gelauscht, bevor er pfeifend hereinkam. Was ist denn das? «
    Ich hörte ein Geräusch. Aus dem Nichts tauchte plötzlich eine ganze Horde von Reitern auf. Ein Wagen – mit hohen Seitenwänden für Gartenabfälle – zuckelte an uns vorbei. Zum Glück war er leer. Ich zerrte Helena hinauf und klappte die Rückwand hoch. Wie versteinert lagen wir nebeneinander, während die Reiter vorübersprengten.
    Vielleicht war es nur ein Zufall, vielleicht auch nicht.
    Seit wir den Palast verlassen hatten, waren zwei Stunden vergangen; die Anspannung machte sich jetzt bemerkbar. Ich spähte hinaus, sah einen Mann auf einem Pferd und stieß, als ich mich duckte, so heftig mit dem Kopf gegen eine Holzkante, daß ich fast das Bewußtsein verlor, ehe mir klar wurde, daß ich nur die Statue irgendeines uralten Generals gesehen hatte, die um den Lorbeerkranz herum schon grün wurde. Dann ein metallisches Knirschen.
    »Dieser Wagen scheint zu

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