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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schwert in der Hand, bereit, jedweden
Dämon zu verjagen. Doch bei dem Anblick, der sich ihr bot, riss sie Mund und
Augen auf – Will, der Sohn des Wirts, mit Seil und Axt bewaffnet, stand vor
ihr.
    Ein Seil! Ihr Ärger
über seine Einmischung wich rasch einem Anflug von Dankbarkeit. »Woher wusstest
du denn, dass wir das brauchen?«, fragte sie und wies auf das schöne Seil.
    »Bevor Belinda
fortlief, kam ich bei Mondschein oft hierher, um die Burg anzustarren. Ich
hätte wohl auch versucht, diese Prinzessin zu retten, wenn nicht all die Magier
gescheitert wären. Dachte, da hätte ich doch erst recht keine Chance!«
    »Und der
Troll?«, fragte Karl. »Hattest du keine Angst vor ihm?«
    »Den habe ich
ja früher nie gesehen«, sagte Will. »Aber ich konnte auch schon ein paar Wochen
nicht mehr herkommen … Ich habe übrigens gesehen, was du mit dem
Gewürzbeutelchen gemacht hast.« Das war nun an Karl gerichtet. »Erstaunlich,
dass es gewirkt hat! Die alte Maria hat dir doch einen Beutel Oregano verkauft.
Nun hat sie sich in der ganzen Stadt schon darüber lustig gemacht!«
    »Oregano?«,
staunte Shale über das exotische Wort. »Was ist das?«
    »Ein
Lieblingsgewürz meiner Mutter«, erklärte Will grinsend. »Prima für Tomatensoßen
… Aber ohne eine Spur von magischer Kraft. «
    »Schwester des
Eissplitters!«, fluchte Karl. »Die widerliche alte Hexe hätte uns umbringen
können!«
    »Nun, wie du
gesagt hast: Es hat gewirkt!«, meinte Shale aber achselzuckend. »Also, weiter
denn mit dieser Rettungsaktion. Gib mir das Seil, Will!«
    Da schlang sie
ein Seilende um ihren Dolch, stieg wieder auf Karls Schultern und warf ihren
improvisierten Anker ein ums andere Mal durch das Turmfenster, bis er irgendwo
fasste, und kletterte dann, im Vertrauen auf ihr Glück und auf ihr zähes Fell,
an dem Seil hoch und in die Kammer hinein.
    Außerhalb des
Mondscheinkegels war es finster in der Kammer. Tastend fand Shale das Seilende,
das sich um irgendeine Steinstatue gewickelt hatte. Sie löste den Dolch wieder
und schlang das eine Seilende um diese Skulptur, ließ das andere vom Fenster
hinab. »Komm herauf, Karl!« Doch als der große, schwere Mann heraufstieg, sah
sie unten Will warten, bereit nachzukommen, und so zog sie, sobald Karl
hereingeklettert war, das lose Ende mit einem Ruck herauf und rief Will zu:
»Mach, dass du nach Hause kommst! Deine Mutter hat schon ein Kind verloren. Das
genügt!«
    Will fiel der
Unterkiefer herab. »Das ist unfair!«, rief er.
    »Dein Pech!«,
spottete sie und zog sich ins Dunkel der Stube zurück. »Karl?«, flüsterte sie
nun. Keine Antwort. Sie zückte ihr Schwert, tappte im Dunkeln vor. Und stieß
mit dem Fuß an den Sockel der Statue. Aber als sie die Hand ausstreckte, um
irgendwo Halt zu finden, trafen ihre Finger einen steinernen Bart. Also … den
Bart hatte sie doch vorher nicht!, dachte sie verdutzt und suchte mit dem Fuß
den Sockel ab. Kein Seil zu spüren … Und als sie hastig das Steingesicht
abtastete, fanden ihre Finger allzu vertraute Züge wieder. Karl! Irgendetwas in
dieser Stube hatte ihn zu Stein verwandelt.
    Die beste
Waffe gegen Mondmagie ist harter Stahl. Sie fasste ihr Schwert beidhändig und
schloss beide Augen, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, sich in dieser
Finsternis auf sie zu verlassen – eine Schwertmeisterin kann ja blind, bloß
nach Gehör und Geruch, kämpfen … Die Nüstern gebläht, holte sie tief Luft,
versuchte die Düfte in dem Raum zu erkennen, zuzuordnen –Seide, Stein, Kupfer,
ein Hauch von Knoblauch aus Karls vergangenem Atem … Da: ein seltsam
moschusartiger Geruch, von ihrer Linken her! Sie hielt die Luft an, spitzte die
Ohren. Leise, unregelmäßige Atemgeräusche, aus derselben Richtung wie dieser
tierische Gestank …
    Das Biest
hatte sicher Nachtaugen! Sie machte kehrt, wie um in die andere Ecke zu … Ein
Lufthauch im Nacken – das Biest sprang sie an. Sie fuhr herum, schwang ihr
Schwert – es traf auf Widerstand, Fleisch und Bein. Ein Schrei! Sie riss hastig
die Klinge heraus, schlug wieder zu, höher diesmal, dorthin, wo sie den Hals
der Kreatur vermutete … Diesmal erstarb der Schrei gleich wieder, folgte ein
dumpfer Aufschlag.
    Da zog sie das
Schwert aus dem Kadaver, rief wieder leise nach Karl.
    »Heh?«, kam
seine gemurmelte Antwort. »Wo bist du, Shale? Ich kann gar nichts sehen. Bin
ich blind?«
    »Nein, es ist
stockdunkel hier drinnen. Hast du keine Fackel dabei?«
    Und sie hatte
kaum geendet, als sie schon

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