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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Baumwollhemd die Hände.
»Er machte mich glauben, er liebte mich und wollte in Noria in einem guten
Hause mit mir leben. Stattdessen hat er mich gefesselt und geknebelt und
hierher gebracht und in der engen Höhle versteckt, in die du, hohe Frau, dich
letzte Nacht gerettet hast. Dann hat er mich in einen Troll verwandelt. Ich
versuchte ja, dich zu warnen, brachte aber kein menschliches Wort mehr hervor.«
    »Und wo ist
die Prinzessin?«, fragte Karl.
    »Mit Frolo
fort«, sagte die junge Frau, nun mit angedeutetem Knicks in seine Richtung. »Er
machte der Hexe weis, er werde die Prinzessin in ein Monster verwandeln. Und
diese Hexe hat ihn gut dafür bezahlt … Aber dann hat er mich verwandelt!« Eine
große Träne kullerte ihr die Wange herab. »Ach, es war schrecklich …«
    »Ja, sehr
schrecklich«, sagte Shale, der die Visionen von reicher Belohnung wie Schnee im
März wegschmolzen und durch die weit weniger angenehme Aussicht auf die
Fortdauer des Geldmangels ersetzt wurden. Nun, vielleicht verbarg die Burg noch
etwas Verheißungsvolles. Doch wie sie sich umdrehte, um die Feste genau in
Augenschein zu nehmen – verschwand der Mond wieder hinter einer Wolke und barst
die Burg, sank lautlos in Staub und Trümmer.
    »Meine Eltern
werden euch gut belohnen«, rief Will, auch die Ruine im Blick. »Nun, so gut sie
können«, verbesserte er sich da. »Ihr könntet wohl bei uns fest angestellt
werden, wenn ihr wollt.«
    »Danke, nein«,
murmelte sie, sich eine sarkastische Antwort verbeißend. Sie war
Schwertmeisterin, nicht Rausschmeißerin, auch wenn sie sich letzthin als eine
solche hatte verdingen müssen. Karl sagte kein Wort, starrte nur düster Belinda
und dann die Burgruine an.
    »Ich habe mich
noch nicht einmal bedankt«, sagte Belinda und kniete nieder, küsste Shale die
Hand, sah dann – ein scheues Lächeln auf den Lippen – zu Karl hin und stand
auf, stellte sich auf die Zehenspitzen, pflanzte ihm einen Kuss auf die Wange,
der ihn aus seinem brütenden Schweigen riss.
    »Nun, das ist
doch etwas für meine Mühe«, seufzte er da und zwinkerte Shale zu. »Ich habe dir
ja gesagt, dass ich mit den Frauen kann!«
    »Fein für
dich«, meinte die, mit weit weniger Enthusiasmus, als er an den Tag legte.
»Warum nutzt du deinen Charme nicht eher ‘dazu, hier eine begüterte Dame zu
finden, die ein Paar Leibwächter braucht? Dieses Abenteuer hat uns ja nicht
mehr eingebracht als ein paar Bisse und Schrammen und eine große Müdigkeit.«
    »Und meine
Dankbarkeit!«, murmelte Belinda.
    »Und meine!«,
rief Will und rückte näher an Shales Seite.
    »Ich werde
dich nicht mitnehmen«, flüsterte sie ihm zu. »Ich habe so schon genug
Probleme.«
    »Nun, da meine
Schwester zurück ist, ist mir doch nicht mehr so nach Weggehen! Und ich könnte
dir vermutlich helfen, eine bessere Arbeit als diesen Kneipendienst zu finden.
Etwa als Leibwächterin, wie du gesagt hast. Ich habe ja gewisse, mmh, Kontakte
zu einigen der reicheren Damen des Ortes. Wäre das als Belohnung genehm?«
    Shale sah vom
Bruder zur Schwester, die sie mit offenbarer Dankbarkeit anstrahlte … Da war
sie also aufgebrochen, eine Prinzessin zu befreien – und hatte dafür eine
Wirtstochter befreit. Aber Fram galt das Leben einer Wirtstochter so viel wie
jedes andere … Und was täte sie, Shale, in Reichtum und Luxus? Fett und träge
werden und ihre Kunst verlernen? Ach, ihr juckte nun der Schwertarm! Eine
Arbeit als Leibwächterin bekäme ihr wohl besser als ein Leben in Trägheit. »Das
wäre ja sehr genehm«, sagte sie. »Wir würden uns über deine Hilfe freuen.«
    »Und in der
Zwischenzeit«, meinte Karl, »hätten deine Eltern sicher gute Betten für uns, in
denen man so richtig schlafen kann?«
    »Ganz
bestimmt«, sagte Will. »Und etwas Bargeld obendrein!« Shale grinste, schon
wieder frischen Mutes. »So kommt!«, rief sie munter und nahm Karls Arm … und
los ging es, den Hügel hinab. Sie hatten eine gute Tat vollbracht: die
Wirtstochter gerettet und die Mondhexe getötet. Und eine Belohnung war ja
schließlich eine Belohnung.

MARY CATELLI
     
    Mary Catelli arbeitet, wie viele junge
AutorInnen heute, als Programmiererin – die moderne Version des Jobs, den man
von einem Moment auf den anderen kündigen kann. Es ist ja schön, einen
»Karriere-«Beruf zu haben, dabei wird es aber zumeist nicht gern gesehen, wenn man nebenher noch
schreibt. Was man daher braucht, ist ein Job, den man Knall auf Fall kündigen
kann, wenn man die Chance bekommt

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