Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
ein leises Zischen vernahm. Ein schwaches
grünliches Licht, das ihr nach dieser Finsternis aber wie ein Flutlicht
erschien, erhellte nun die Kammer. Da sah sie zu ihren Füßen ein hässliches
Warzenwesen liegen, das voller gräulicher Beulen war.
    »Ein
Steindämon«, sagte Karl. »Gute Arbeit, Shale!«
    Anders als das
Tier, wirkte der Raum eigentlich recht normal – wie der Salon in einem
Adelshaus, wenn nicht an einer Wand die Statuen aufgereiht gewesen wären. Und
eine hatte noch das Seil um den Fuß … Keine davon war sonderlich schön, und die
meisten hatten eher bizarre Mienen in ihren Steingesichtern. »Eine seltsame
Kollektion von Dekorationen!«, murmelte sie.
    »Keine
Dekorationen«, erwiderte er. »Die übrigen Opfer des Dämons. «
    »Warum sind
sie nicht wieder zum Leben erwacht, als ich ihn tötete?«
    »Der Bann ist
nach Ablauf eines Tages nicht mehr zu lösen«, sagte er seufzend und sah sich
um. »Oh, wie dumm. Wir könnten Hilfe brauchen!«
    Von der
dunklen Marmorwand gegenüber zeichnete sich der Umriss einer Tür ab. »Da
durch!«, rief Karl, zog sein Schwert und wies darauf.
    Die Tür ging
auf ein Treppenhaus, das nur in Dunkelheit und Nacht zu führen schien. »Hoch!«,
sagte Karl. »Diese Zauberin bezieht ihre Macht vom Mond. Sie dürfte die
Prinzessin also am höchsten Punkt der Burg verbergen.«
    Laut dröhnten
die blanken Steinstufen unter ihren Stiefeln. Wer immer da oben lauert, wird ja
zur Genüge gewarnt, dachte Shale grimmig, wenn er nicht sowieso weiß, dass wir
kommen … Eine lange Treppe, und etwa auf halbem Wege ging ihnen die Fackel
zischend aus, sodass sie wieder im Dunkeln standen. Da hörte Shale auch
sogleich etwas über sich rauschen und flattern. Sie stach blindlings in die
Luft, hörte dann auch einen Schrei – schüttelte ihr Schwert, dass etwas davon
abfiel, ein kleines, schweres Etwas.
    »Oh!«, rief
Karl. »Vorsicht, Shale. Die beißen!«
    Doch seine
Warnung kam zu spät: Sie spürte bereits, wie sich rasiermesserscharfe Zähne in
ihren Arm gruben … Sie zog mit der freien Hand den Dolch und stach zu. Wieder
plumpste eine der Kreaturen zu Boden! Da ließ sie beide Klingen vor ihrem
Gesicht wirbeln und stieg, dem gleichmäßigen Schritt und den regelmäßig zu
hörenden Flüchen ihres Partners folgend, weiter.
    Ein dumpfer
Schlag, gefolgt von noch einem Fluch, zeigte das Ende ihrer Treppensteigerei
an. »Da ist eine Tür!«, sagte Karl. Und dann: »Oh! Schluss nun!« Das Zischen
einer Klinge, ein scharfer, unmenschlicher Schrei – und ein leiser Plumps.
»Rasch, hier oben sind noch mehr dieser fliegenden Viecher!«
    Und als er sie
neben sich wusste, warf er sich mit all seinem Gewicht gegen die Tür, sodass
sie nachgab und quietschend nach innen schwang. Kaum eingetreten, schloss er
sie wieder hinter ihnen beiden, sperrte so die fledermausartigen Biester aus.
Versperrt uns aber auch den Fluchtweg, dachte Shale nun bei sich. Aber sie
konnte ihm das nicht verübeln. Sie hatte ja, dank ihrer Schwertkünste, nur
einen Biss abbekommen, er aber, nach der Zahl seiner Flüche zu urteilen, wohl
mindestens ein Dutzend.
    Im Schein des
Mondes, das hier vier Deckenfenster einließen, und dem zweier Lampen, die
beiderseits eines Divans standen, war das Innere dieses Raums recht gut zu
erkennen: Wieder so eine Art Salon, nur diesmal ohne Statuen, dachte Shale.
Erst meinte sie auch, sie seien dort allein … aber dann sah sie eine Gestalt
aus dem Dunkel der Ecke treten.
    »Meine
Helden«, sprach diese junge Frau, die ins Lampenlicht trat, mit leiser,
angenehmer Stimme. Eine schlanke Schönheit war das, mit blondem Haar, das ihr
in langen Wogen über die milchweißen Arme fiel, und dichten Wimpern und großen
Augen darunter, die Shales Blick offen erwiderten. Eine lange Robe aus einem
glänzenden Stoff spielte in weichen Falten um ihre sanft schwellenden Brüste
und so fein geschwungenen Hüften. Karl holte tief Luft. Diese Frau sprach
offensichtlich nicht nur seinen Sinn für Ästhetik an … Kein Wunder, dass sie
den Neid der Zauberin erregt hatte.
    Nun kam die
junge Schönheit schwebend fast näher, ließ dabei den Blick von Shale zu Karl
huschen und dann auf ihm ruhen. »Ich habe so lange auf meine Erlösung
gewartet«, sprach sie. »Lass mich dich mit einem Kuss belohnen.«
    Damit streckte
sie ihre schönen weißen Arme nach Karl aus … Und ihre spitzen Fingernägel
glitzerten im Lampenlicht so schön, so rot.
    Shale
verfolgte das mit jähem Argwohn – in ihrem Kopf pochte

Weitere Kostenlose Bücher