Silberschwester - 14
baue auf das Schwert.«
»Je nun, dann
viel Glück, Fräulein. Über euer Metier bewahrt ihr aber besser Stillschweigen.
Mutter und Vater mögen hier keinen Helden. «
»Nein?« Shale
hob eine Braue. Normalerweise hatten Wirte die Abenteurer mit ihren wilden
Geschichten, ihrer romantischen Aura doch ab und zu recht gerne.
»Meine
Schwester ist mit dem letzten Abenteurer, den wir zu Gast hatten, abgehauen«,
versetzte er mit düsterer Stimme. »Ein Magier namens Frolo war das. Jetzt muss
ich hier die Arbeit für zwei machen!«
Shale runzelte
die Stirn – sie hatte gedacht, das Los derer, die versucht hatten, Prinzessin
Arminna aus der Mondburg zu holen, sei der Tod gewesen. »Und Frolo ist noch am
Leben?«
»Ja«, sagte
er. »Meine Schwester hat ihm, soweit wir wissen, jenes Burgabenteuer
ausgeredet. Er kam hier eines Abends vor etwa einem Monat an. Am nächsten
Morgen waren er und Belinda auf und davon. Und ein Händler, der am Nachmittag
des Weges kam, erzählte, er habe einen Mann im Magiergewand, mit einer jungen
Frau hinter sich, nach Norden reiten gesehen. Und das war das Letzte, was wir
von ihm wie von ihr gehört haben.«
»Tut mir
Leid«, murmelte sie. Das erklärte jedoch, warum das Gasthaus Hilfe hatte
gebrauchen können. Will sah aus, als ob er eine zähe Kraft in seinen langen
Gliedmaßen hätte. Er hatte hier vor seiner Ernennung zum Kellner wohl als
Rausschmeißer Dienst getan. Sie sah sich in der Schankstube um, entdeckte
hinten eine Tür. »Könnte ich mich denn in der Küche etwas waschen?«
»Nur zu! Über
dem Herd hängen Handtücher!«, erwiderte er, sah sie aber weiter so grüblerisch
an.
»Was ist?«
Er bekam einen
ziemlich lüsternen Blick, wurde puterrot im Gesicht. »Du hast wohl nicht Lust,
mich mitzunehmen, oder?«
»Was?«
»Mich
mitnehmen. Ach, weißt du, mich hinter dich aufs Pferd nehmen und von all dem
hier fortbringen«, brummte der junge Mann und wies mit dem Besen so in die
Runde. »Ich habe diese Arbeit schrecklich satt!«
»Tut mir
Leid«, sagte sie, nicht im Leisesten interessiert, mochte der Junge auch gut
aussehen. Er konnte ja nicht viel über zwanzig sein – gut ein Dutzend Jährchen
jünger als sie. »Junge Männer zu verführen zählt nicht zu meinen Hobbys. Und
außerdem, ich habe kein Pferd.«
Will stieß
einen Seufzer aus. »Das wäre es dann«, sagte er mit verdrossener Miene. »Ich
habe keine zweite Abenteurerin mehr gesehen. Und werde das wohl auch nicht. Ich
sitze hier offenbar fest. Belinda, die hat immer Schwein gehabt!« Damit machte
er sich, wie in sein irdisches Los ergeben, wieder ans Kehren.
Ein Lachen
unterdrückend, verzog sie sich in die Küche. Nach ein paar Pumpbewegungen
donnerte ein Schwall kalten Wassers in das metallene Spülbecken. Jetzt fing
Shale nun doch an zu kichern: Den Jungen mitnehmen! Was für eine Idee! Über
beide Ohren grinsend, nahm sie sich ein Stück grobe, gelbe Seife und begann,
sich die Arme zu waschen.
Shale musterte stirnrunzelnd das
kleine Säckchen, das Karl ihr in seiner riesigen Hand hinhielt. Links und
rechts von ihnen schlenderten schon die ersten Gäste des Abends in die Schänke.
Ruhig bisher. Bis Ärger in der Luft läge, brauchte es noch einige Stunden und
viele Humpen Bier. »Was ist das?«
»Trollblume,
altes Gegenmittel. Eine Kräuterhexe aus dem Ort hat es mir verkauft.«
»Wie viel?«
»Zwei Rote«,
brummte er, achselzuckend ob ihres skeptischen Blickes. »Wenn wir die
Prinzessin erlösen, ist Geld ja kein Problem mehr. Kennst du ein besseres
Mittel gegen Trolle?«
»Nein«, gab
sie zu, nahm ihm das Säcklein ab und roch daran. Das Kraut hatte einen starken,
stechenden Geruch, der ihr fremd und unvertraut war. »Wie wirkt es?«
»Das sei wie
Katzenminze für Trolle, meinte die Hexe. Man streut es auf den Boden, und der
Troll rollt sich und tollt herum wie ein Kätzchen.«
Das wird ja
ein Anblick! dachte Shale. Aber, wenn es diesen Kerl außer Gefecht setzt,
solange sie die Prinzessin Arminna von Noria aus der Hand dieser Zauberin
befreiten … Arminnas Vater hatte ja auf ihre glückliche Errettung eine
stattliche Belohnung ausgesetzt!
Aber bislang
war keiner jener Abenteurer, die durchs Mondtor gegangen waren, zurückgekehrt.
Ja, eine ernüchternde Bilanz, aber sie war bereit, dieses Risiko einzugehen … Zehn
Jahre zuvor, bei ihrem Eintritt in die Schwertgilde, da hatte sie gelobt, für
das Recht zu kämpfen. Und die Prinzessin hatte ja nichts getan, wodurch sie
diese Gefangenschaft
Weitere Kostenlose Bücher