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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gelehnt.
    »Ich«, fauchte
sie, »verbrachte die Nacht in eine Felsspalte gezwängt, vor der ein Troll auf
mich lauerte!«
    »Tut mir
Leid!« Das klang ehrlich zerknirscht. »Ich habe mir deinetwegen wirklich keine
Sorgen gemacht … Du kommst immer gut mit allem zurecht. Besser als drei Männer,
sage ich immer!«
    »War
vielleicht auch besser«, erwiderte sie, durch sein Lob schon etwas besänftigt.
»Wärest du gekommen, um nach mir zu suchen, hätte der Troll wohl kurzen Prozess
mit dir gemacht. Du hättest nicht in diese Spalte gepasst, die mir Schutz bot,
auch wenn du seit Noria sicher ein Dutzend Pfund abgenommen hast.«
    Er strich sich
über seine mageren Rippen. »Wenn uns diese Arbeit glückt, brauchen wir uns um
das Essen nie mehr Sorgen zu machen.«
    »Ein riesiges
Wenn, Karl«, sagte sie stirnrunzelnd. »In dem alten Pergament war nicht von
einem Troll als Wächter die Rede.«
    »Nein,
wirklich nicht«, pflichtete er ihr bei. »Und was ist mit der Burgmauer? Kommen
wir da drüber?«
    Sie schüttelte
den Kopf. »Unersteigbar. Wir müssen durch das Tor, und das erscheint laut
Pergament ja nur beim Schein des Vollmonds.«
    Da schlurfte
er quer durch die Stube zu einer der Bänke mit Rückenlehne, nahm Platz und
machte sich daran, seine Stiefel anzuziehen. »Das wird morgen sein. Ob der
Troll dann noch da ist?«
    »Ich sehe
keinen Grund, warum nicht.«
    »Dann überlege
ich mir wohl besser, wie wir ihn loswerden!«
    »Schön.« Karl
kämpfte nicht so gut wie sie, konnte aber, wenn er wollte, recht gut denken.
Sie war mehr als glücklich, es ihm überlassen zu können, das Rätsel um den
Troll zu lösen … Zu müde, auch bloß daran zu denken, sich das Blut von den
Armen und den Dreck vom Rest des Körpers abzuwaschen, streckte sie sich auf
Karls verwaister Decke aus und hoffte einfach, dass ihr bis zum Eintreffen des
Personals Zeit für ein kurzes Nickerchen bliebe. Oder auch für ein längeres.
Das Wirtshaus öffnete ja erst zu Mittag.
     
    Von einem Poltern wachte sie auf.
Pochenden Herzens sprang sie hoch und tastete nach ihrem Schwert.
    »Entschuldige,
Fräulein.« Aus dem hinteren Teil der Stube, wo das durchs Türfenster fallende
Sonnenlicht nicht hindrang, war eine tiefe Stimme zu vernehmen.
    Sie spähte in
das Dunkel. Die Stimme, stellte sie bald fest, gehörte Will, dem Wirtssohn. Ein
junger Mann mit angenehmen Manieren, den sie den Morgen zuvor, als sie mit Karl
hier im Dörfchen Lachsfall eintraf, kennen gelernt hatte.
    Mit dem Besen
in der Hand stand er da neben einem umgefallenen Stuhl. »Ich habe versucht,
leise zu sein, um dich nicht zu wecken. Aber da geriet mir der Besenstiel unter
die Lehne und warf den Stuhl um.«
    Schon wieder
mit fast normalem Herzschlag, brachte Shale ein Lächeln zuwege. »Schon gut.
Übrigens, wie spät ist es denn?«
    »Elf Uhr«,
sagte Will, ihr Lächeln erwidernd. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dich um
die Zeit noch schlafend hier vorzufinden. Hat dich denn niemand vor dem starken
Wein der Region gewarnt?«
    »Der Wein war
gestern Abend meine kleinste Sorge. Ich habe mit einem Troll Fangen gespielt!«
    »Hier herum
gibt es doch gar keine Trolle.«
    »Das habe ich
auch gedacht.«
    Da trat er,
den Besen noch in der Hand, aus dem Dunkel – der große, blonde Kerl mit dem
langen Kinn und der kerzengeraden schmalen Nase seines Vaters und den
kohlschwarzen Augen, den schweren Lidern seiner Mutter –, und er zog den Mund
schief und musterte sie mit einem seltsamen Blick: »Deine Arme sind ja blutig.
Bist du verletzt?«
    »Nicht
ernstlich.«
    Er löste den
Blick nicht von ihrem Gesicht. »Wollt ihr diese Prinzessin retten?«
    Sie nickte.
    »Das hat meine
Mutter ja auch gemeint, aber mein Vater sagt, nein, ihr seid bloß zwei
abgebrannte Söldner und seht beide nicht wie Hexer aus«, sagte er und musterte
sie schräg. »Und du siehst immer noch nicht danach aus … Aber dann denke ich
wieder, dass Magier ja auch nicht ständig in Roben gehen!«
    »Keiner von
uns beiden praktiziert Magie«, sagte Shale. »Ich bin geprüfte Schwertmeisterin.
Und er …« Sie zögerte. Karl hatte als Junge Magie studiert, sich aber nicht
qualifiziert. Doch er kannte sich da aus, wenn auch nur theoretisch, und war
nicht ungeschickt im Umgang mit dem Schwert. »Karl ist ein guter Gefährte in
kitzligen Lagen.«
    »Die anderen
waren alle Magier«, erwiderte Will mit ziemlich skeptischem Blick.
    »Die anderen
sind alle gescheitert«, sagte sie und wog ihre Klinge in der Hand. »Also ich,
ich

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