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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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seinen Arm fest.
    »Noch nicht.
Es ist, dem Brauch gemäß, zuvor noch einiges zu klären. Was weißt du über
dieses Buch?«
    »Dass die
Seiten Tore zu anderen Welten sind, in die Reisende gehen können, um zu finden,
was sie suchen.«
    »So ist es,
aber dabei gelten gewisse Bedingungen. Sobald du das Buch öffnest, drehe ich
diese Sanduhr um: Du darfst die Bilder nur betrachten, bis sie abgelaufen ist.
Du kannst mir zu jeder Seite bis zu zwei Fragen stellen, die ich bloß mit Ja
oder mit Nein beantworten darf, aber als Reiseberaterin wahrheitsgemäß
beantworten muss … Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, kannst du noch,
ehe du durch dein Tor gehst, eine Zusatzfrage stellen. Aber du musst sie
gestellt und das Tor passiert haben, ehe das letzte Sandkorn fällt, sonst ist
dein Entgelt verwirkt und du musst gehen, so wie du gekommen bist.
Einverstanden?«
    Er zögerte
einen Sekundenbruchteil lang, erwiderte dann aber entschieden: »Einverstanden.«
    »Dann magst du
meinethalben anfangen«, sagte sie und drehte das Stundenglas um. Und der Sand
darin begann zu rinnen.
    Er schlug das
Buch rasch in der Mitte auf, überschlug einige Seiten, die Wüsten und Einöden
und stürmische Meere zeigten, verhielt bei einer mit dem Bilde purpurner Moore
und fragte: »Kann ich dort Söldner dingen?«
    »Ja«,
erwiderte sie.
    Er sah kurz zu
ihr auf, doch ihr Gesicht verriet ihm nichts. »Werden sie mir in unserer Welt
loyal bleiben?«
    »Nein.«
    Da blätterte
er weiter, und bei der Darstellung eines klaren Bergbachs setzte er zur
nächsten Frage an, bremste sich aber … dachte nach und fragte lächelnd: »Kann
ich dort Söldner dingen, die mir in unserer Welt loyal bleiben?«
    »Ja«,
antwortete sie – und nichts in ihrem Gesicht verriet, dass sie belustigt war:
He, der lernte ja schnell! Vielleicht diesmal …
    Die Minuten
vergingen im Flug, als er da blätterte und seine Fragen immer detaillierter und
präziser wurden. Und sie sah auf das Stundenglas, und als sie nun den Mund
auftat, um ihn zu warnen, ihm zu sagen, dass seine Zeit fast vorüber sei, da
sprach er:
    »Ich habe mich
entschieden«, erklärte er und kehrte zu einer Seite zurück, zu der er sie nur
Minuten zuvor befragt hatte.
    »Gut. Hast du
noch eine letzte Frage an mich?«
    Er sah auf,
sah ihr einen langen Moment lang in die Augen.
    »Werde ich es
schaffen?«
    Sie lachte
leise. Wie oft sie diese Frage gehört hatte. »Ich bin keine Seherin, die
weissagt, ich kann nur Informationen geben, die den Reisenden auf ihrem Weg
helfen. Du darfst mir eine andere Frage stellen, da ich diese nicht
wahrheitsgemäß beantworten kann. Aber mach schnell, denn deine Zeit ist fast
verronnen.«
    Da überlegte
er noch kurz, schüttelte dann aber den Kopf und sagte: »Nein, ich bin bereit.«
    »Wie du
willst!« Nun holte sie ihm seine Sachen und stellte sich, als sie sie ihm
gegeben hatte, einfach hinter ihn und sagte: »Sieh dir das Bild genau an,
schließe dann die Augen. Stelle es dir vor, lege dann die Hand darauf und
stelle dir vor, du wärest dort.« Und als ihr die letzten Worte über die Lippen
gekommen waren, verschwand er, mitsamt dem Blatt.
    Sie stand noch
für einen Moment reglos da, bückte sich dann langsam und schloss das Buch. Oh,
sie hatte solche Hoffnungen gehabt! Müde, enttäuscht, nahm sie Buch und
Stundenglas und stellte beides in das Schränkchen zurück. Dann ging sie zum
Kamin, bedeckte die Glut und stieg langsam die Treppe hoch, hoch in ihr
Schlafgemach.
    »Nun, Katze«,
sagte sie, dankbar, sich wieder ins Bett legen zu können. »Schon wieder einen
auf seinen Weg geschickt.« Da öffnete die Katze wieder so ein Goldauge und
miaute fragend.
    »Nein«,
seufzte sie leise und löschte noch das Licht. »Aber vielleicht ist ja der
nächste klug genug, diese letzte Frage zu stellen: ›Wie komme ich zurück?‹«

RACHEL E.
HOLMEN
     
    Schlusswort
     
    Ich freue mich, mit Marion Zimmer
Bradley an dieser großen, angesehenen Reihe arbeiten zu können – dabei Texte
von alten Freundinnen wie Diana Paxson und Adrienne Martine-Barnes zu Gesicht
zu bekommen und neue AutorInnen kennen zu lernen: Lee Martindale, Mary Soon Lee,
Kathi Thompson und andere. Marion hatte schon alle Geschichten für diesen Band
ausgewählt, ehe uns klar wurde, dass meine Hilfe bei diesem Projekt nützlich
sein könnte. Nächstes Jahr werde ich am Anfang anfangen, all die Einsendungen
lesen, sobald sie damit durch ist.
    Ist Ihnen auch
aufgefallen, dass wir einige bewährte

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