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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ein, nur durchbrochen von dem panischen Pochen des Gesindes
draußen an die Tür. Und dann sagte der Geist, in sanftem Ton: »Das ist nicht
der Name, der mir in den Sinn gekommen wäre, aber er wird gehen. Schön, sehr
gut sogar!«
    »Name! Ich
habe keinen Namen gesagt!«
    »Doch, du hast
… Sie wird also Fithania heißen: ›Die, die viel sieht‹!«
    Dann erlosch
die Erscheinung, waren Geist und Kind mit einem Schlag verschwunden. Der
Türknauf drehte sich, die Tür flog auf – und herein stürzte Wrolf Steingrim,
gefolgt von einem Haufen ängstlicher Zofen und Diener, und der Raum war im Nu
voll mit wild durcheinander schreienden Leuten. Aber die Fürstin würdigte sie,
und selbst Wrolf Steingrim, kaum eines Blicks. Sie war hereingelegt worden,
überrumpelt, geschlagen von einem kleinen Kind und einer toten Frau. Von nun an
war nichts mehr so wie zuvor. Die Welt, die sie gekannt hatte, existierte nicht
mehr.
    Ihre Augen
füllten sich mit Tränen. Sie blinzelte sie fort, vor Zorn, vor Erschöpfung.
Wenn sie nur jetzt sterben könnte, noch so unbesiegt und stark! Aber sie
wusste, dass auch dieser Ausweg ihr verwehrt war. Das wimmernde Balg ließe das
nicht zu, es hielte sie am Leben, damit sie die Konsequenz ihrer Torheit
gewärtige. Weder ihre Zauberkunst noch ihre Willenskraft half ihr jetzt noch.
    Nun kam ihr
der ekle Geschmack von Austern und Wein hoch und füllte ihr den Mund – und mit
ihm kam die Erinnerung an ihre Liebe und Leidenschaft, die Lust, Wrolfs Körper
an dem ihren zu spüren, und jenen Moment, da Fithania sich in ihrem Bauch
eingenistet hatte … Ach, welch bitterer Geschmack und auch wie unverdient!
Schon drohten ihr, für einen Moment nur, die Tränen überzufließen, die kalten
Wangen hinabzustürzen. Doch sie zauberte sie fort, auch wenn sie das große Mühe
kostete. Ja, sie spürte ihre Kräfte schon schwinden, vergehen, obwohl es noch
Jahre dauern würde, bis sie ganz erschöpft wären.
    Also straffte
sie ihre Schultern, strich sich das lange Haar zurück, drehte sich trockenen
Auges, ruhig und gelassen, zu dem aufgeregt schnatternden Gesinde um. Die
Fragen, die man da stellte, beantwortete sie nicht: Sie ignorierte sie, ganz
als ob niemand ein Wort gesagt habe. Nein, sie dachte nicht daran, die Neugier
dieser Ignoranten zu befriedigen.
    Aber sie
blinzelte dafür ein paar Mal, um die letzten Spuren ihres Kummers zu tilgen,
starrte dann ihren Liebsten, die Ursache ihrer Niederlage, böse an, musterte,
düster und wortlos, die Diener und Zofen, bis diese verstummten und sich, um
ihre Wut nicht zu riskieren, davonschlichen.
    Der Geschmack
von Verlust war in ihrem Munde, schloss ihr mit dem Schmerz die Kehle. Sie
spürte den Zorn und die Leere so fern, so fern, wie aus großer Distanz. Die
Tränen kamen ihr wieder und wieder, und sie hielt sie jedes Mal wieder zurück,
so froh darüber, dass sie wenigstens das noch vermochte. Die Leere in ihr
kämpfte gegen ihren Willen, gegen jenen starken Willen, der sie eben zu dem
gemacht hatte, was sie war: die größte Zauberin ihrer Zeit. Endlich war bloß
noch Wrolf in ihrem Gemach, und er sah sie mit seinen sanften Augen betroffen,
bekümmert an. Wie hatte sie nur so einen Mann lieben können? Sie musste
verrückt gewesen sein … oh, sie hätte ihn jetzt am liebsten fortgeschickt, aber
ihre Stimme war zu müde, zu schwach.
    Nichts würde
sie mehr erfüllen können, weder die Liebe noch die Macht. Der Geschmack der
Niederlage würde ihr für immer bleiben, und sie musste den irgendwie goutieren
lernen. Doch das Gefühl, eine vernichtende Niederlage erlitten zu haben,
verdrängte, als sie seinen besorgten, liebevollen Blick sah, gleich jede andere
Emotion in ihr. Es barg den Geschmack der Bitterkeit und des Bedauerns, der
Trauer um all das, was sie verloren hatte. Wieder kamen ihr die Tränen, aber
sie wandte sich rasch ab. Sie war die Fürstin Schwarzdorn, und es hatte und
würde niemand sie je weinen sehen.

DIANA L.
PAXSON
     
    Diana Paxson ist meine Schwägerin und
so etwas wie meine beste Freundin; sie ist als Erste von uns beiden Großmutter
geworden und möchte diese Geschichte hier zweien ihrer Enkel widmen, dem
zweiten und dem dritten Kind ihres Sohnes Ian. Und das sind: Michael und Ariel
Grey, geboren am 5. April 1996. Ich hoffe sehr, selbst bald – vielleicht
nächstes Jahr – Großmutter zu werden, und freue mich darauf, meine Enkel kennen
zu lernen … Kinder und Enkel sind die einzige Zukunft, die wir Menschen haben.
    Diana ist

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