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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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behandelte? Aber die Bäuerin verfolgte ja alles mit
zufriedenem Grinsen! Dann war Halvor also der Vater, und seine Frau war
eifersüchtig.
    Bera hatte in
diesen Jahren ihrer Reisen mit Groa erfahren, dass das nicht immer so war –
König Schönhaar, hieß es, habe sich in jedem eroberten Reiche eine Gemahlin
genommen. Aber sich einen Mann und eine Halle zu teilen, war nicht einfach für
zwei Frauen, vor allem, wenn die eine von edler Geburt und alt, die andere aber
jung und schön und eine Leibeigene war. Sicher, Borglind hatte ihrem Mann Söhne
geboren – zwei von ihnen waren tot, die anderen mit ihrem Vater unterwegs. Sie
konnte also schon befürchten, dass er den Sprössling der Sklavin verhätscheln
würde.
    Bera sah der
Irin nachdenklich hinterdrein, als die – sich den Bauch haltend – aus der Halle
schlich. Ob Halvor wusste, wie man mit ihr in seiner Abwesenheit umsprang?
Seine Leute hier sagten es ihm aus Angst vor Borglinds Zorn wohl nicht, und sie
waren der Fremden ja vielleicht selbst Feind. Aber Groa würde er glauben, sagte
sie sich da. Ja, wenn sie sich heute Nacht zum Schlafen zurückzögen, würde sie
die Völva um Hilfe bitten.
    Doch wie die
Frauen noch plaudernd und schwatzend ums Feuer saßen, kam dann eine der Mägde
hereingestürzt und flüsterte Borglind etwas ins Ohr.
    »Gibt es
Schwierigkeiten?«, fragte Groa gleich. »Du brauchst nicht meinetwegen hier zu
bleiben.«
    Da schüttelte
Borglind den Kopf und versetzte stirnrunzelnd: »Es ist nur eine der Sklavinnen
… die kleine Schlange hat wohl eine schwere Geburt … und jetzt haben diese
Törinnen es mit der Angst zu tun bekommen.«
    »Die Irin?«,
mischte sich Bera ein. Nun sah die Bäuerin sie so erstaunt an, als ob eine
dieser Bänke, auf denen sie saßen, gesprochen hätte – wie eine von den Leuten,
die Menschen von geringerem Stande kaum sehen oder sonst wahrnehmen.
    »Die irische
Sklavin …«, verbesserte Borglind sie. »Halvor hätte sie besser mit den übrigen
verkauft!«
    »Ich kenne
mich wohl aus mit Geburten. Vielleicht könnte ich ja behilflich sein …«
    Groa, der die
Anspannung in Beras Stimme nicht entging, hob eine Braue, machte aber keine Einwände,
als die Novizin nun mit der Magd, die offenbar Halla hieß, hinauseilte.
    Die junge Irin
lag stöhnend auf dem frischen Stroh, das man ihr da in einer Scheune
aufgeschüttet hatte, und hielt sich den dicken Bauch, über dem sich ihr Kleid
mächtig spannte – die grobe haarige Wolldecke, die man ihr gegeben, hatte sie
längst beiseite gestoßen.
    »Wie lang
gehen die Wehen schon?«, fragte Bera nun, an Halb gewandt.
    »Seit heute
Nachmittag, glaube ich, aber sie hat sich nicht getraut, es zu sagen. Das
Fruchtwasser ging ja bei dem Fest ab, seither hat sie starke, schwere Wehen … Der
Herrin täte es ja nicht Leid, wenn sie die Geburt nicht überlebte, aber
unsereiner erginge es übel, wenn unser Herr bei der Heimkehr zu hören bekäme,
wir hätten es an Sorgfalt fehlen lassen …« Weder Mitgefühl noch Hass klang aus
der Stimme der Magd. Sie ist ihr wohl nicht böse gesinnt, dachte Bera, will
aber für so eine Fremde auch nichts riskieren.
    »Du hast recht
getan zu reden«, sagte sie. »Wyrd kann jeden Knoten lösen, und es ist ja schon
vorgekommen, dass der Sohn einer Leibeigenen dann Herr im Hause seines Vaters
wurde!«
    Nun sah Halla
nachdenklich drein, und da wusste Bera, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
Hoffentlich, denn sie brauchte die Hilfe dieser Frau! Also kniete sie sich zu
der Irin und strich ihr das schweißnasse Haar glatt.
    »Keine Angst,
meine Liebste, wir bringen dich da durch«, hob sie an, nahm bei der nächsten
Wehe ihre Hände, und da spürte sie, wie große Schmerzen die junge Frau nun
litt, mochte sie sie auch stumm und ohne Klage ertragen. »Ja, ja, mo chride«,
flüsterte sie ihr zu … den aus den Tiefen ihrer Erinnerung gestiegenen Ausdruck
gebrauchend, mit dem einst ihre Mutter sie getröstet hatte.
    Da entspannte
die Ärmste sich, fasste Bera am Ärmel und brach in einen wahren Redeschwall
reinster irischer Zunge aus.
    Bera
schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir so Leid! Meine Mutter war Irin, genau
wie du … Aber das ist alles, was ich von ihrer Sprache weiß. Wie heißt du?«
    »Devorgilla …«
hauchte die junge Frau, den Blick schon, da sich ihr Bauch in den nächsten
Wehen anspannte, nach innen gekehrt.
    »Gut denn,
Devor … gilla« – Bera hatte Mühe, diesen Namen über die Zunge zu bringen –
»versuche, entspannt zu

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