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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sultans, wie der Himmel vor einem Sandsturm,
und sein Mund bebte vor heißer Wut. Die Küchensklavinnen warfen sich gleich vor
Angst zu Boden, ja, hätten sich am liebsten unter die Fliesen verkrochen. Die
Zofe rückte unruhig hin und her, und die Sultana weinte und klagte, dass es
einem das Herz zerriss. Nur der Priester sah dem Sultan seelenruhig ins
Gesicht, so sicher war er sich wohl, dass ihm selbst kein Leid geschehen
konnte.
    »Hier, Frau«,
herrschte der Sultan nun Quiocet an. »Verdiene dir deine Freiheit, bring das in
Ordnung!« Damit warf er ihr das aufgegangene Schmuckstück zu.
    Quiocet fing
es auf. Hoffnung flammte auf in ihrer Brust. Er hatte ihr sein Wort gegeben,
der Priester war Zeuge gewesen. Nach alter Tradition war es jetzt Gesetz. Wenn
sie den Ring zusammensetzen konnte, musste der Sultan sie freilassen.
    Mit flinken
Fingern begann sie, die Glieder zusammenzufügen. Doch da ließ ein Hüsteln sie
aufsehen – gerade in den Blick der Sultana hinein. Fest sah die sie an und
schüttelte kaum merklich den Kopf. Sollte sie sich geschlagen geben? Das war
doch Wahnsinn – das könnte sie ja beide das Leben kosten! Da fielen ihr die
Worte der Sultana wieder ein: »Sei bereit zu gehorchen.« Und plötzlich
offenbarte sich ihr deren Sinn, so wie das Geheimnis dieses Rings.
    Voller
Konzentration verbog sie einen Reif. Bedacht und bewusst verbog sie ihn so,
dass er dem gleich und zum Zwilling wurde, mit dem er sich vereinen sollte. Nun
ließe sich der Ring nie mehr zusammenfügen! Doch war ihr Eingriff so subtil,
dass nur der Goldschmied, der ihn gefertigt, diese Veränderung hätte bemerken
können … aber der war ja, wie üblich, sofort nach Beendigung seiner Arbeit
getötet worden, damit kein Lebender je das Geheimnis dieses Rings erführe.
    Dann fiel das
edle Stück, mit einem letzten Schwung, in sich zusammen. Zunichte ihre Kunst
und zunichte auch die Hoffnung auf ein Pardon … Den Kopf gebeugt vor echtem
Gram und Kummer, sprach die Priesterin ruhig: »Sultan, diese Aufgabe übersteigt
meine bescheidenen Fertigkeiten.«
    Der Sultan
tobte. »Hol den königlichen Goldschmied!«, befahl er dem einen Wächter und dem
anderen: »Schick den Hof nach Hause, an so einem unheilträchtigen Tag wird
nicht gefeiert, und sieh zu, dass niemand den Raum betritt oder verlässt.« Und
dann drohte er der Sultana mit der Faust und stöhnte: »Ach, Tochter, du bist
noch einmal mein Tod!«
    Die hatte sich
wieder gefasst, saß mit untergeschlagenen Beinen auf den Fliesen und ließ sich
von ihrer Zofe das Haar kämmen und bürsten und rieb sich noch den Finger, an
dem ihr Trauring gesessen hatte.
    Wie riss der
Goldschmied beim Anblick ihres aufgelösten Rings vor Angst die Augen auf! Sah
klar, dass ihm der Tod gewiss war – im Falle eines Erfolgs wie bei seinem
Scheitern. Kein Gold der Welt könnte verhindern, dass da Gerüchte über die
Tochter des Himmels aufkämen … Zitternd warf der Ärmste sich seinem Herrn zu
Füßen.
    »Radhis Werk
kann ich nicht richten, Sultan … Dieser größte aller Meister, Gott gebe seiner
Seele ewige Ruhe, überragte mich, wie du den Höchsten deiner Diener überragst.«
    »Du wirst es
versuchen«, knurrte der Sultan bloß und hob die Hand.
    Da trat einer
der bulligen Wächter hinter den Meister, hielt das Schwert bereit, für den Fall
seines Versagens.
    Mit zitternder
Hand unternahm der Arme den Versuch, den Ring zu richten. Oh, er tat Quiocet
von Herzen Leid! Solche Angst fühlte er, dass er nicht einmal den ersten
Schritt schaffte – die fünf Paare der Mutter- und Vaterglieder zu vereinen. Nur
drei Sätze bekam er zusammen, dann fiel ihm vor Zittern doch wieder alles
durcheinander. Auch ohne ihre Sabotage wäre er verloren gewesen, ein dem Tode
geweihter Mann …
    Der Sultan
musterte den ungeschickten Goldschmied mit finsterem Blick und sagte: »Tochter,
ich fürchte, deine Tollheit wird dir diesmal das Genick brechen. Diese
Situation könnte mich überfordern.«
    »Es gibt noch
eine andere Möglichkeit«, warf Quiocet da ein, mit einer Stimme so hoch, dass
sie bis in jeden Winkel dieses Raums trug.
    »Was? Sprich,
Frau!«
    »Der Fall
belegt, was man auf dem Markt längst raunt. Solch ein Trauring ist kein
sicherer Treuemeter. Jede untreue Frau täuscht ihn mit nicht mehr als einem
fingerdicken Stock. Und umgekehrt kann eine so untadelige und ehrbare Frau wie
deine Tochter seinetwegen zu Unrecht hingerichtet werden.«
    Also sprach
Quiocet. Und wie die Worte aus ihr kamen, spürte

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