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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Universität von Maryland Architektur. Dieses Studium habe ihr keine
Zeit für etwas anderes gelassen. Dann habe sie ein Freisemester eingelegt, um
in Argentinien in einem Architekturbüro zu arbeiten und auch die Familie ihrer
Mutter kennen zu lernen. Das habe ihr viel gebracht. Obwohl – »man muss
ja nicht Kellnerin in einer Fernfahrerkneipe sein, um Lebenserfahrung zu
sammeln«. Man kann das Leben auch auf einfacherem Wege kennen lernen; es kommt
bloß darauf an, dass man es bewusst erlebt. – MZB

ANNE CUTRELL
     
    Die Hand einer
Dame
     
    Als ich auf meinem Esel in das bunte
Zeltlager ritt, sah ich mich wie üblich neugierig um, unersättlich neugierig.
Es war ein idealer Tag für ein Turnier: die Luft so frisch und klar – nicht zu
heiß für die in schweren Rüstungen eingesperrten Ritter … Dass die Sonne
schien, freute natürlich die adeligen Damen, die ihre feinsten, leuchtend
bunten Gewänder angelegt hatten.
    Troubadoure
schlenderten vorbei, sehr bemüht, ihre Herren zu unterhalten und sich selbst zu
amüsieren. Die Luft summte von Geplauder, Geschwätz, von Musik, dem Klirren der
Panzer und Waffen, dem ungeduldigen Schnauben und Stampfen der Pferde.
    Ich ließ
meinen Esel dem Stalljungen, und er wies die Münze, die ich ihm hinhielt, nach
einem Blick auf meinen schlichten Rock freundlich zurück. Also segnete ich ihn
und machte mich auf die Suche nach dem Hauptzelt.
    Das Turnier
ging, wie üblich, um die Hand einer jungen Dame, und zwar um die der einzigen
Tochter Lord Briers. Es sollte bald beginnen, aber es trafen immer noch
Teilnehmer ein. Und Lord Brier begrüßte sie alle, bat sie ins Hauptzelt, auf
dass sie der jungen Dame … dem Preis … die Reverenz erwiesen. Ich verfolgte die
Ankunft der hoffnungsvollen jungen Streiter immer gern, weil ich da Gelegenheit
hatte, mir früh meinen Favoriten auszuwählen.
    Heute kannte
ich ihn schon. Gesehen hatte ich ihn allerdings nicht, denn er war sehr früh
gekommen, zu früh selbst für eine Begrüßung durch Lord Brier. Mark Barden von
Tor Aspen hieß er, und er war mir von der Wiege her bekannt, da ich ja vor
meinem Eintritt ins Kloster ein paar Jahre in Tor Aspen gelebt hatte. Er genoss
meine Wertschätzung nicht nur, da er ein versierter Kämpfer war, sondern auch,
weil er damals als Einziger von vier Brüdern nie die bei Jungen übliche
Grausamkeit gegenüber Tieren gezeigt hatte. Ich hätte ihn gern in seinem Zelt
besucht, ließ es aber doch sein, da ich wusste, dass den meisten Streitern jede
Störung vor so einem Turnier verhasst war.
    Die
festgelegte Stunde kam. Der Gastgeber, Lord Brier, ging los, um das Treffen zu
eröffnen. Sein Waffenmeister und ich wollten ihm, da mit dem Eintreffen
weiterer Teilnehmer ja wohl nicht zu rechnen war, bereits folgen, als doch noch
ein Nachzügler erschien. Er trug eine schlichte, aber feldtaugliche Rüstung und
dazu einen einfarbigen braunen Schild. Den Helm hatte er schon aufgesetzt und
das Visier heruntergeklappt, sodass man von seinem Gesicht nichts sah.
    Natürlich ließ
der Rüstherr ihn nicht unkontrolliert durch – bei all den Fehden, die damals im
Gange waren, konnte man ja nicht vorsichtig genug sein. Er hieß also den jungen
Ritter, den Helm abzunehmen.
    Der gehorchte,
wenn auch widerwillig. Kurzes braunes Haar hatte er und ein schmales, pfiffiges
Gesicht … Ja, mit den großen braunen Augen und dieser zierlichen Statur wirkte
er beinahe wie –aber nein, dachte ich und verwarf den Gedanken als zu absurd.
    Ich hätte gern
gewusst, wer das war, aber der Meister winkte ihn, nach einem kurzen erstaunten
Brummen, ins Zelt. Und als der Unbekannte dann bald danach herauskam, war sein
Gesicht wieder unter dem Visier verborgen.
    Das Turnier
begann mit der üblichen Parade aller Teilnehmer auf ihren stattlichen, edlen
Rossen. Mein seltsamer Fremder, der am Ende der Reihe ritt, wirkte etwas
deplatziert, mit seinem schlichten braunen Aufzug und dem Pferd von eindeutig
minderem Geblüt … Er hatte dem Herold offenbar seinen Namen genannt, wurde er
doch jetzt als »Elwen Trumen« angekündigt. Was jedoch das Geheimnis, das ihn
umgab, keineswegs lüftete. Niemand wusste, wer er war und aus welchem Hause er
kam. Nun, sein Auftritt gab diesem Ereignis jedenfalls ein gerüttelt Maß an
Spannung …
    Auch ein wenig
ungewöhnlich war der Umstand, dass die bewusste junge Dame sich nicht sehen
ließ. Dem Gerede ringsum entnahm ich, sie hänge Gleichheitsideen an und schätze
es gar nicht, so umkämpft zu werden wie

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