Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
müsste sie sich schon etwas sehr Kluges einfallen lassen, wenn sie
ihr Leben retten wollte.
     
    Stunden nach Sonnenaufgang kamen
bewaffnete Wächter, sie zu holen. Zwei führten sie zwischen sich, ihre Arme
fest im Griff; zwei folgten ihr. Ein bisschen viel, dachte sie.
    Man brachte
sie in den Audienzsaal. Dort warteten schon, auf Satinkissen gelagert, edle
getrocknete Feigen und Granatäpfel genießend, ungefähr zwanzig Höflinge
verschiedenen Standes auf die Unterhaltung und Zerstreuung dieses Morgens.
    Der Täuscher
kicherte bei Quiocets Anblick, erhob sich rasch von seinem Sitz, kam mit
theatralischer Geste quer durch den Raum auf sie zugetänzelt. »Sie ist ja nicht
so klug, wie sie glaubt. Und war nicht einmal so scharfsichtig, meine List zu
durchschauen«, höhnte er und lachte böse. »Hat deine falsche Göttin dich
verlassen, du elendes Weib?«
    Quiocets
Antwort ging in dem Lärm unter, mit dem nun die bronzebeschlagene Mahagonitür
aufflog. Behände kam eine Gestalt hereingerauscht – die Sultana!
    »O Vater!«,
rief die Tochter des Sultans. Ihr rot und golden gestreifter Sari wehte ihr
hinterdrein, und vier Dienerinnen verschiedenen Ranges folgten ihr auf den
Fersen. Aller Augen richteten sich auf dieses neue Spektakel, und die Wächter,
die Quiocet festhielten, lockerten ihren Griff.
    Nun kniete die
Sultana sich neben ihren Vater und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er lief tiefrot
an im Gesicht und starrte Quiocet vorwurfsvoll an … Doch die Sultana flüsterte
weiter auf ihn ein.
    Da nickte der
Herrscher kurz und rief: »Bringt diese Frau da her!«
    Die Sultana
winkte ihre Sklavinnen in das private Ratszimmer ihres Vaters. Als jedoch der
Täuscher aufsprang, um ihnen zu folgen, verwies sie ihm das mit rascher Geste …
Da funkelte er hochroten Gesichts Quiocet an, als ob sie das alles irgendwie
arrangiert hätte.
    Verglichen mit
dem Audienzsaal, war dieser Besprechungsraum sehr spartanisch: Ein Kartentisch
aus Olivenholz – mit einer geschnitzten Reliefkarte des Reichs – und
Baumwollkissen als Sitzgelegenheiten darum, das war die ganze Einrichtung. Der
Sultan setzte sich an der einen Seite des Tisches, und die Sultana kniete, das
Gesicht von Tränen der Angst überströmt, vor ihm nieder.
    »Oh, bester
Vater! Ich war in der Küche, mit Hsfrala hier«, weinte sie und wies kurz auf
ihre Zofe, eine höher gestellte Dienerin, »und da dachte ich, was für ein Spaß
es wäre zu lernen, wie man diesen Honigkuchen bäckt, den du so gerne magst …«
    »Das ist keine
Aufgabe für eine Sultana …«
    »Ich weiß,
Vater«, seufzte sie und schlug sich an die Brust. »Aber bei dem Gedanken, dir
mit einem Kuchen von meiner Hand eine Freude zu bereiten, siegte meine
Tochterliebe über die nüchterne Vernunft. So ließ ich mir von Fatima und
Yolanda«, sie wies auf die beiden Küchensklavinnen, »eben zeigen, wie es geht.«
Erinnerungsschwer starrte sie dann auf ihre Hände. »Aber beim Teigkneten kam
mir etwas von dem klebrigen Zeug … unter meinen Ring. Und als ich ihn drehte,
gerade genug, um den Teig darunter hervorzuholen …«, jetzt schluchzte sie so
wild, dass es sie am ganzen Leibe schüttelte, »meine Hände waren von der Butter
glitschig, und als ich den Ring drehte, o Vater!, flog er mir quer durch den
Raum und zerlegte sich zu … diesem da!«
    Damit ließ sie
das Ringwirrwar vor ihm auf den Boden fallen und warf sich ihm laut
aufschluchzend zu Füßen.
    Der Sultan
riss die Augen auf … der aufgelöste Ring war der untrügliche Beweis für
Ehebruch! »Tochter«, grollte er, »ist es wirklich so passiert?«
    Da trat der
Priester vor, der hinter den Sklavinnen gewartet hatte, ein hoch gestellter
Alter, und verbeugte sich tief und sprach: »Es war alles genau so, wie es deine
Tochter gesagt hat. Ich war in der Küche, um mir nach der morgendlichen
Meditation eine Erfrischung zu holen. Der Ring ging ab und flog in den Teig.«
    Wie bei einem
Vexierring fügte sich da eins zum anderen und sodann zum Ganzen: Der Priester
war zu alt, um der Geliebte der Sultana sein zu können. Seine Robe wies ihn als
Diener Amans aus, der Gottvater und Gott der Wahrheit und Klarheit war – sein
Wort war deshalb über jeden Zweifel erhaben. Die Küchensklavinnen, ja, selbst
die höher gestellte Zofe, hätte man beseitigen können … aber einen Priester von
Aman? Sein Verschwinden hätte einen Aufruhr und Religionskrieg in Stadt und
Reich auslösen und alles in Brand setzen können.
    Da
verfinsterte sich das Gesicht des

Weitere Kostenlose Bücher