Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
Vampir-Spektakel, die Gruselkabinettshow, diverse Musikfestivals und natürlich die Nacht der Hexen.“
„Ach was, du spinnst doch“, kam es von der anderen Seite. „Das kriegst du doch nicht alles durch.“
Wenn der weit entfernte Ion seinen Freund Druda gesehen hätte, wäre ihm dessen schrecklich schiefes Grinsen in die Augen gestochen.
„Hahaa, hahaaa, hahaaaa“, kam es laut aus Drudas Mund. „Ist alles schon so gut wie geritzt. Glaub mir, die Genehmigung zum Abholzen der Wälder, zum Bau der Straßen, zum Anlegen der künstlichen Gewässer und so weiter, das kriegen wir.“
„Und die Bären?“, fragte Ion nach. „Was passiert mit denen?“
„Du meinst die hässlichen Zottelbären? Und die verzogenen Wölfe? Die blöden Luchse? Die Dachse, Rehe und Karpatenhirsche? Die Berghühner und Fasane? Meinst du all diese Tiere, die in diesem Schutzgebiet leben und uns Menschen und unserer wirtschaftlichen Entwicklung im Weg rumstehen?“ Druda hatte sich so in Eifer geredet, dass er eine Pause brauchte.
„Weißt du was?“, fragte Druda schließlich ins Telefon. „Es ist mir absolut egal, was mit den Viechern passiert. Obwohl - da kommt mir eine Idee. Vielleicht können wir ja ein paar der Bären einfangen und verkaufen.“ Er klatschte sich auf die Oberschenkel. „Was meinst du, was der Zoo von San Diego oder der in Singapur für einen ausgewachsenen Braunbären zahlt? Damit könnten wir ein paar Nebenkosten decken.“
„Und? Was ist jetzt mit dem Bürgermeister? Macht der mit?“
„Hör mir doch zu, Mann!“, schnaubte Druda. „Sagte ich doch bereits. Den hab ich gerade eben von unserem Freizeitpark überzeugt. Nur das Parlament muss noch zustimmen. Aber da kenne ich auch ein paar Leute. Und wenn das geregelt ist und der Dracula-Park läuft, dann ... na dann geht hier so richtig die Post ab!“ Druda hielt kurz inne und runzelte die Stirn. „So, genug jetzt“, knurrte er ins Telefon. „Ich hab zu tun.“
Gabriel Druda grinste breit. Er schaltete seinen Computer ein und schrieb die erste der siebenunddreißig Mails, die er an diesem Tag noch wegschicken wollte.
Annit saß am nächsten Nachmittag in Karla Holms Büro und hörte der Leiterin des Natari-Parks gespannt zu. Mannito war mit Hugo losgezogen. Die beiden wollten einen neuen Futterplatz für die Luchsin im Gehege einrichten.
„Wir müssen den Menschen von Kischila klarmachen, dass nicht nur die Tiere ihre Heimat verlieren, wenn dieser Druda seinen Freizeitpark baut“, sagte Karla Holm entschieden. „Auch die Menschen werden ihre Heimat verlieren. Und das können sie doch unmöglich wollen.“
Annit starrte nachdenklich vor sich hin. Nein, niemand darf seine Heimat verlieren! Jeder braucht einen Platz, wo er zu Hause ist...
„Was hast du?“, fragte Karla Holm, die vor Annit stand und ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Du siehst plötzlich so traurig aus.“
Annit zuckte zusammen. Sie wollte jetzt nicht über das reden, was sie seit einiger Zeit bedrückte. Mit dieser Sache muss ich allein zurechtkommen. Und irgendwie werd ich das auch schaffen, dachte sie.
„Ach nichts“, wehrte Annit daher rasch ab. „Ich hab nur gerade überlegt, wie schrecklich es wäre, wenn hier in Kischila plötzlich nichts mehr so ist, wie es einmal war."
Und das war noch nicht einmal gelogen. Denn Annit machte sich große Sorgen um all die Tiere. Die Armen können sich ja noch nicht mal wehren, wenn so ein fieser Bauunternehmer mit seinen großen Baggern angerollt kommt und sie einfach vertreibt. Wo sollen sie denn dann hin?
„Wir müssen unbedingt eine Bürgerinitiative starten“, erklärte Karla Holm, die sich inzwischen hinter ihrem Schreibtisch niedergelassen hatte. „Und ich möchte, dass ihr mir dabei helft, du und Mannito.“
Annit schaute sie fragend an. „Was heißt das denn? Bürgerinitiative? Was soll da passieren?“, wollte sie wissen.
„Nun, eine Bürgerinitiative ist nichts anderes als eine Gruppe von Bürgern, die sich zusammentun, um sich für eine bestimmte Sache einzusetzen. In unserem Fall ist das die Erhaltung des Naturschutzgebietes“, erläuterte Karla Holm ihr.
„Verstehe“, nickte Annit. „Und was kann man da tun?“
„Dazu kann man beispielsweise Flugblätter verteilen, Demonstrationen organisieren oder Unterschriften sammeln. Wichtig ist, dass sich möglichst viele beteiligen, nur so kann man gegenüber der Politik etwas
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